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Oh mein Gott, war das Internatsgebäude riesig! Schon, als ich direkt davor stand, wusste ich, dass ich mich hier nie zurechtfinden würde.

In großen Buchstaben stand „Elementary High School" über dem Eingangstor. Ich runzelte die Stirn. Elementary School und High School in einem? Kopfschüttelnd schnallte ich mich ab.

Auf Wiedersehen, Facebook! Auf Wiedersehen, Twitter! Auf Wiedersehen, Instagram, dachte ich seufzend, als mir bewusst wurde, dass hier keine Smartphones erlaubt waren.

Ich winkte Mum, die die Lippen fest zusammenkniff, warum auch immer, noch kurz zu und stieg aus dem Auto. Irgendetwas war heute anders an ihr. Nicht vom Charakter her, nein, vom Aussehen. Aber momentan hätte ich nicht sagen können, was...

Warum sie nicht mit zum Sekretariat kam, wusste ich auch nicht, aber das war mir im Moment auch egal. Ich war eh sauer auf sie. Die ganze Autofahrt lang hatte ich nicht mit ihr geredet. Irgendwie hatte ich schon schlechtes Gewissen, aber auch Mum hatte keine Gesprächsversuche gestartet.

Schon auf dem Flur kamen mir Hunderte von Schülern entgegen. Oh Gott. Wie viele Schüler hatte diese Schule?

Ich wollte gerade einen der Schüler fragen, wo das Sekretariat war, da stieß mich jemand mit voller Wucht um. Na toll, das ging ja super los!

„Hey, kannst du nicht aufpassen?", fragte ich genervt und rieb mir den Arm.

„Sorry."

Der Typ, der mich umgestoßen hatte, reichte mir seine Hand. Ich hob den Kopf und sah ihn an. Und blieb an seinen tiefblauen Augen hängen, die sich schlagartig verengten.

Der Junge zog schlagartig seine Hand zurück, durchbohrte mich noch weitere Male mit wütenden Blicken und ging dann mit schnellen Schritten davon.

Arschloch, dachte ich verwirrt und wütend zugleich und stand auf.

„Na?", begrüßte mich ein zierliches Mädchen mit langen braunen Zöpfen grinsend und nickte mit dem Kopf in die Richtung, in die der Typ gegangen war, „Hast du schon Bekanntschaft mit Luke gemacht?"

„Ich denke schon", antwortete ich zögernd und drehte mir ganz zu ihr um.

Das Mädchen streckte mit ihre Hand hin.

„Hey, ich bin Jessica, aber nenn mich ruhig Jessie. Und du bist sicher Lily, oder? Ich soll mich um dich kümmern und dir alles erklären. Da musst du nicht ins Sekretariat. Dein Vater hat schon alles mit Mr. Newman, unserem Direktor, geklärt", meinte sie fröhlich. Dad also. Wie nett.

Ich nickte zögernd, aber da hatte Jessie schon weitergeredet. Obwohl sie redete ohne Punkt und Komma, war sie mir auf Anhieb sympathisch. Vielleicht war das doch kein so schlechter Start.

Als erstes wollte sie mir mein Zimmer zeigen. Laut Jessie war das direkt neben ihrem und ich konnte sie jederzeit irgendetwas fragen. Jessie redete den ganzen Weg bis nach oben wie ein Wasserfall.

Ich hörte gar nicht richtig zu, sondern dachte an Nick. Was er wohl gerade machte? Ich vermisste ihn jetzt schon. Er war schließlich der einzige Freund, den ich je hatte.

„So, da wären wir. Ich komm erstmal mit rein, um dir alles Weitere zu erklären", sagte Jessie schließlich, immer noch fröhlich, riss mich somit aus meinen Gedanken und schloss die Tür auf.

Das Zimmer war schlicht eingerichtet mit einem Schrank, einem Tisch, einem Bett, einem Nachtschrank und drei Stühlen. Gegenüber der Tür war ein Fenster mit Ausblick auf den Schulhof und an der Seite befand sich eine Tür, die zum Badezimmer führte, wie Jessie mir erklärte. Dort gab es dann noch eine Tür, durch die man direkt zu ihrem Zimmer gelang. Mit anderen Worten: Wir teilten uns ein Bad.

Frozen Fire (I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt