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Es klopfte an der Tür. Och nein, Mum, ich schlafe noch!

"Du hast schon verschlafen! Komm jetzt endlich!", hörte ich Jessies Stimme.

Ach ja. Internat. Hurtsville.

Ich seufzte und raffte mich hoch.

Hier an dieser Schule war der Stundenplan anders. Es gab zwar trotzdem noch Englisch und Mathe, aber nicht so unwichtige Fächer wie Geschichte und Geographie - ich fing wirklich an dieses Internat zu mögen.

Dafür stand Learning Magical Power (Water) auf dem Stundenplan. Das war meine erste Doppelstunde. Dann folgte Englisch und als letztes kam Controlling Magical Powers (Water).

Der Unterschied bestand darin, dass das erste eben Theorie war und das zweite Praxis. Und beides war nur für Schüler mit der Wasser-Magie gedacht.

Ich war erst verwundert, dass es nur vier Stunden pro Tag gab, aber nach der letzten Stunde verstand ich, warum.

In dieser Stunde lernte ich, dass ich weitaus mehr konnte, als ein Türschloss und einen heißen Tee einzufrieren. Ich konnte auch noch Eisblitze und Wasserstrahle aussenden, Wasser zum Kochen und in alle möglichen Formen bringen. Außerdem konnte ich Dinge vereisen, wie das Türschloss. Und so langsam begann ich, auch meine Kräfte zu mögen...

Zudem lernte ich meinen Trainingspartner Louis kennen, der schon seit einem Jahr hier an der Schule war. Jessie hatte mir auch schon von ihm erzählt, da er in ihrer Clique war, sodass er mir nicht ganz unbekannt war.

Er sollte mir beibringen, wie ich meine Kräfte besser kontrollieren konnte und nicht mehr einfach so ein Türschloss einfror.

Während Louis mir die verschiedenen Techniken zeigte, wurde mir bewusst, dass ich mich innerhalb eines Tages ziemlich verändert hatte.

Gestern war ich noch unnahbar und einzelgängerisch und heute unterhielt ich mich mit Jessie und Louis, als würden wir uns seit Jahren kennen. Jessie hatte wohl einen ziemlich schnellen Einfluss auf mich, dachte ich grinsend und konzentrierte mich wieder auf die Übungen.

Louis war wirklich gut! Am Ende der Stunde wusste ich jedenfalls, was der Satz "Ich spür meine Arme nicht mehr!" hieß.

Diese Eisblitze waren ziemlich gefährlich...

Trotzdem wollte ich heute noch mit Nick telefonieren. Es war zwar verboten, aber ich würde es schon irgendwie schaffen...

Aber vorerst wollte mir Jessie unbedingt ihre beiden besten Freundinnen vorstellen. Vorher versicherte sie mir noch, dass ich jetzt selbstverständlich auch mit zur Clique gehören würde.

Okay, warum nicht?

Als Jessie und ich in der Cafeteria eintrafen, war eine der beiden Freundinnen schon da.

"Hey, ich bin Lisa. Und du bist Lily?", fragte sie lächelnd.

Ich nickte und lächelte zurück.

Lisa hatte lange schwarze Locken, die sie offen trug. Ihre extrem dunkelbraunen Augen fielen mir sofort auf.

Erde, dachte ich.

"Hey!", rief eine Stimme und ein kleines blondes Mädchen mit lustigen Zöpfen kam fröhlich auf uns zu.

"Das ist Zoey", stellte mir sie Lisa vor. Zoey hatte dieselben stahlgrauen Augen wie Jessie.

Luft, schloss ich daraus.

Ich erfuhr, dass Lisa schon seit zwei Jahren, Jessie, wie Louis, seit einem Jahr und Zoey seit vier Monaten an dieser Schule waren.

"Du siehst also, wie schnell man sich hier eingewöhnt!", sagte Zoey grinsend.

Lisa und Jessie waren genau wie ich 16 Jahre alt und Zoey ein Jahr jünger.

Zwei Mädchen liefen an uns vorbei. Beide, mit offensichtlich blond gefärbten Haaren, starrten uns böse an.

"Oh Gott, noch eine von denen!", sagte die eine verächtlich und schaute dann schnell in eine andere Richtung. Dann begriff ich, dass sie mich gemeint hatte und schloss daraus, dass die beiden die Magie Feuer hatten. Sehr nett. Die konnten mich mal!

"Wer war das denn?", fragte ich.

"Nathalie Cooper und ihre Freundin Bethany. Du brauchst nichts auf die Meinung von denen zu geben!", sagte Jessie und Lisa ergänzte: "Nathalie war mal mit Luke zusammen, aber das wurde wohl nichts. Verständlich."

"Selbst schuld!", schimpfte Zoey, "Angeblich hat sie sich ja von ihm getrennt, aber ich glaub das irgendwie nicht!"

Aha! Das hatte mich jetzt total interessiert!

"Sorry, du bist ja Wasser! Langweilen wir dich?", grinste Jessie. Möglicherweise...

Ich grinste zurück. Es war gar nicht so blöd, Freunde zu haben...

Wir redeten noch ewig und ich konnte mich später, als ich durch das Schulgebäude irrte, gar nicht mehr erinnern, worüber alles. Das einzige, was ich noch wusste, war, dass Jessie schon seit sie an der Schule war, auf Louis stand.

Ich hatte ihr versprochen, ihn mal nach ihr zu fragen. Ich wusste zwar nicht, ob ich das überhaupt konnte, aber Jessie war das egal. Warum auch immer.

Lisa stand auf niemanden, weil sie der Meinung war, dass Jungs sowieso nicht so ruhige Mädchen mochten, sondern eher solche, wie Nathalie und Bethany.

Und Zoey waren Jungs egal. Ihr reichten echte Freunde und sie war glücklich. Und dann musste ich von Nick erzählen. In diesem Moment hatte ich bemerkt, wie sehr er mir fehlte. Noch ein Grund mehr, um mit ihm zu telefonieren...

Irgendwann war es endlich nach Nachtruhe.

Ich versuchte, mich so leise wie möglich aus dem Schulgebäude zu schleichen und hoffte, nicht gesehen zu werden. Plötzlich nahm ich eine Gestalt am Ende des Ganges wahr.

Scheiße... Bethany!


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*geändert*

Frozen Fire (I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt