Kapitel 34

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An diesem Abend konnte ich nicht einschlafen. Mir schwirrten so viele Sachen durch den Kopf und ich konnte einfach keine Ruhe finden. Ich wälzte mich in meinem Bett so viel umher, dass es mich wunderte, dass die Matratze noch kein Loch hatte.

Ich hatte Xiao gebeten, mich alleine zu lassen, nachdem er mir alles erzählt hatte. Ich hatte Xiao wirklich gerne um mich, aber ich brauchte Zeit, um das Gesagte zu verdauen und das musste ich nunmal alleine tun.

Selbst wenn ich es nicht mochte, meinen Gedanken so sehr nachzuhängen, dass es mir sogar den Schlaf raubte, so war es gerade doch irgendwie erforderlich. Alles, was ich erfahren hatte, hatte mich regelrecht übermannt und ich musste das entstandene Chaos erstmal in meinem Kopf ordnen.

Vermutlich war es nicht die beste Situation, um keinen Schlaf abzubekommen, immerhin würde La Signora bald hier sein und dann würde die ganze Sache ernst werden und da sollte ich eigentlich ausgeruht sein.

Doch egal wie sehr ich es versuchte, der Schlaf wollte einfach nicht zu mir kommen. Irgendwann stand ich dann auf, um mich wieder anzuziehen und nach draußen zu gehen. Vielleicht half mir ja ein bisschen frische Luft.
Es musste weit nach Mitternacht sein, als ich das Gasthaus verließ und mir die frische Nachtluft entgegen schlug.

Ich trug nichts weiter bei mir, außer meiner Kleidung. Selbst meine Tasche, in der ich immer die Lieferung herum schleppte, hatte ich diesmal in meinem Zimmer gelassen. Ich wollte wenigsten für einen kurzen Moment frei von dem Allem sein und wenigstens mal gelassen durchatmen.

Langsam setzte ich mich in Bewegung. Liyue Harbor war um diese Uhrzeit wirklich ausgestorben. Die Geschäftsleute waren alle verschwunden und soweit ich erkennen konnte, stand auch niemand bei den Booten und Schiffen. Ab und zu konnte ich von Weitem einen Wachmann sehen, aber selbst die schienen in der Nacht deutlich weniger zu sein.

Ich lief weiter durch die ausgestorbenen Gassen. Trotz dessen, dass so gut wie keiner auf der Straße war, leuchteten Laternen und die Straße war alles andere als dunkel.

Ich sog die Nachtluft in meine Lungen und fühlte mich automatisch leichter. Als ich meine Augen wieder öffnete, erblickte ich eine Katze, die mich aus grünen Augen ansah und leise miaute. Sie saß in einer Seitengasse, in der anscheinend die Laterne kaputt gegangen war, denn es war dort etwas dunkler.

Ich konnte nicht anders, als zu lächeln und ging auf das Tier zu. Als ich bei ihr angekommen war, streichelte ich ihr braunes Fell und sie begann leise zu schnurren. Sie zu streicheln ließ mein Herz direkt leichter werden, weshalb ich eine ganze Weile damit fort fuhr.

Irgendwann waren mir jedoch die Beine eingeschlafen, weshalb ich mich langsam erhob und mich von der Katze verabschiedete. Als ich mich jedoch herum drehte, um wieder zu gehen, blickte ich in den Lauf einer Waffe und mir sackte augenblicklich das Herz ab. Warum schaffte ich es nur immer wieder, mich in Probleme zu verstricken?

"Nicht bewegen", sagte der Mann und ich schluckte, was meine Nervosität nur noch mehr zum Ausdruck brachte.

Ich ließ meinen Blick über den Mann wandern. Nicht besonders groß, erstaunlich gewöhnliches Gesicht, dunkle Haare und etwas edlere Kleidung als die meisten in Liyue. Kein Zweifel, es war der Mann, für den die Lieferung war und den Li und Ich bereits einmal befragt hatten.

Ich fragte mich, was er vor hatte. Sein Blick war genau auf mein Gesicht gerichtet und er sah mich böse an. Ich spürte, wie mein Körper von Angst ergriffen wurde.

"Was wollen sie von mir?", fragte ich vorsichtig und versuchte erst einmal seine Absichten heraus zu finden. Der Mann, dessen Namen ich nicht mal kannte, fing an, hinterhältig zu grinsen.

"Oh, ich denke, du weisst, was ich will", gab er von sich und ich musste erneut schlucken. Natürlich wollte er auf die Lieferung hinaus, worauf auch sonst.

"Es tut mir leid, ich weiss nicht, was sie wollen", gab ich von mir und vielleicht war es nicht die klügste Idee, sich auf dumm zu stellen, aber das war die einzige Möglichkeit, die mir in diesem Moment in den Sinn kam. Ich wusste mir nicht anders zu helfen, deshalb griff ich darauf zurück.

Der Blick des Mannes mir gegenüber wurde nun wütend. "Oh, jetzt spielen wir diese Art von Spiel", gab er von sich und sah mich noch einmal böse an, bevor er nach meinen Haaren griff und meinen Kopf an ihnen brutal zu seinem Gesicht zog.

Ich verkniff mir den Aufschrei, der meinem Mund durch den Schmerz entweichen wollte, denn ich wollte ihm nicht die Bestätigung geben, dass er mir weh getan hatte. "Nun hör mal zu, kleines Mädchen. Es gibt jetzt zwei Optionen. Entweder, du gibst mir, was ich haben möchte oder du stirbst", fauchte er leise durch zusammen gebissene Zähne, sodass die Worte wirklich nur für mich bestimmt waren. Er redete nicht um den heißen Brei herum, das musste man ihm lassen.

Der Mann ließ meine Haare los und schubste mich von sich. Dann zielte er erneut mit der Waffe auf meinen Kopf und entriegelte sie. Ich schluckte hart, um die aufkommenden Tränen zu vertreiben. Ich hatte Angst, aber war auch sauer auf mich selbst, dass ich immernoch nicht stark genug war, um mich aus solchen brenzlichen Situationen selbst zu retten und dass ich mich schon wieder selbst in Gefahr brachte. Und ich war mir sicher, dass diesmal kein Xiao auftauchen würde, um mir zu helfen.

"Also, wofür wirst du dich entscheiden? Wirst du klug sein und mir meine Lieferung aushändigen oder wirst du den Tod wählen?", fragte er und seine Lippen verbogen sich zu einem bösen Lächeln und seine wütenden Augen sahen mich direkt an. Sein Blick war so intensiv, dass ich seine Augen schon fast Funken sprühen sehen konnte.

"Ich habe nicht das, was sie wollen", versuchte ich zu erklären und wusste, dass es nur ein verzweifelter Versuch meinerseits war, mein eigenes Leben zu retten und die Lieferung nicht aushändigen zu müssen.

"Verarsch mich nicht", schnauzte der Mann und fing in langsamen, kleinen Schritten an, um mich herum zu gehen. Die Waffe hielt er dabei stets auf meinen Kopf gezielt. Ich schluckte erneut. Lange würde ich die Tränen nicht mehr zurück halten können. Warum nur war ich aber auch so unfähig?

"Ich habe die Lieferung wirklich nicht", versuchte ich es erneut und der Mann schnaubte verächtlich und drückte mir dann den Lauf der Waffe an die Schläfe.

"Und selbst wenn ich sie hätte, würde ich sie ihnen nicht geben", gab ich trotzig von mir und ich wusste, dass es die Verzweiflung war, die da aus mir sprach. Sonst hätte ich mich mit Worten niemals so weit aus dem Fenster gelehnt. Ich wusste, dass ich mir so oder so gerade mein eigenes Grab schaufelte.

Der Mann seufzte. "Du dummes dummes Mädchen", fing er an und lief weiterhin um mich herum. Wie eine Katze, die ihre Beute fixierte. Hinter mir blieb er schließlich stehen.

"Ich dachte wirklich, du bist klüger. Aber anscheinend hab ich mich getäuscht." Während der Mann redete, konnte ich meine Tränen nicht länger unterdrücken und weinte stumm. Gleich würde alles vorbei sein.

"Ich dachte wirklich, wir könnten das friedlich regeln, aber naja, es läuft nunmal nicht alles so, wie man es will. Schade nur um dein schönes Gesicht", gab er in einem psychopatischen Singsang von sich.

Das nächste, was ich spürte war, wie er mir seine Waffe hart über den Kopf zog und alles wurde augenblicklich schwarz.

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Meine lieben Leser,
Ich wünsche euch fröhliche Weihnachten und ein besinnliches Fest mit eurer Familie!
Ich selbst verbringe heute ganz viel Zeit mit meiner Familie und nachher kommt noch meine Oma, da freu ich mich auch ganz sehr drauf.
Habt einen schönen Abend und genießt die gemeinsame Zeit! ^^

Orphic // Genshin Impact Xiao FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt