Kapitel 14

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"Die Lieferung...", fing mein Vater an und ich nickte, als Bestätigung. Ich zog meine Tasche hervor, verdeckte wieder mein göttliches Auge und kramte aus der Tasche die Lieferung heraus. Sorgfältig wickelte ich das Stück aus dunklem Holz aus dem Stoff aus und reichte es meinen Vater. Lien sah neugierig auf das Stück in meinen Händen und mir fiel wieder ein, dass sie die Lieferung ebenfalls noch nicht gesehen hatte.

Ich drehte die Seite des Würfels mit den Einkerbungen nach oben und meine Vater betrachtete diese kurz.

"Interessant.... Ich hatte die Lieferung nicht angeschaut bevor ich sie dir gegeben hatte." Ich hörte meinem Vater aufmerksam zu. "Irgendwas ist mit dieser Lieferung. Papa, ich wurde überfallen, weil mir jemand diese Lieferung klauen wollte. Hätte Xiao mich nicht gerettet, dann hätten die Schatzräuber mich sicher umgebracht", erklärte ich und Schuld trat in die Augen meines Vaters. Es tat mir im Herzen weh, ihn so zu sehen.

"Wenn ich gewusst hätte, dass das so gefährlich ist, hätte ich dir die Lieferung niemals aufgetragen." Mein Vater sah mich entschuldigend an und ich schüttelte nur leicht mit dem Kopf, um ihm zu zeigen, dass es nicht seine Schuld war. "Der Überfall war ein Auftrag von La Signora. Anscheinend will sie dieses Stück haben", schaltete Li sich nun ein und klärte meinen Vater so auf, der verstehend nickte. "Wenn ich wüsste, was es mit der Lieferung auf sich hat, dann würde ich es euch sofort sagen, allerdings habe ich keine Ahnung. Der Auftraggeber war nur sehr vage. Er meinte, dass er dieses Stück schnell bräuchte, aber ansonsten hab ich keine Angaben zu der Lieferung selber. Ich weiss nicht, was dahinter steckt", erklärte mein Vater.

Ich spürte, wie die Enttäuschung in mir hoch stieg und ich ließ meine Schultern leicht sinken. Das Ganze war schwerer als gedacht. "Ich habe die Lieferung von einem anderen Lieferanten bekommen, der nicht in Liyue oder Mondstadt aktiv ist. Ich habe den Auftrag im Prinzip also nur als Weiterführung entgegengenommen", erzählte mein Vater weiter und ich konnte ein Seufzen nicht unterdrücken. "Also haben wir nichts", stellte ich fest und Bao nickte leicht.

Mein Vater sah mich wieder entschuldigend an. "Tut mir leid, dass ich euch nicht helfen konnte. Aber ich werde den Auftraggeber darüber informieren, dass die Lieferung sich verzögert. Dadurch solltet ihr ein etwas größeres Zeitfenster haben, um herauszufinden, was es damit auf sich hat." Trotz dessen, dass wir nicht weitergekommen waren, fiel mir ein Stein vom Herzen und ich konnte nicht anders, als meinen Vater anzulächeln, der zurück lächelte.

"Das Informieren wird ein bisschen dauern. Warum  bleibt ihr nicht über Nacht hier?", fragte mein Vater und ich blickte in die Runde. "Ein Tag Ruhe könnten wir alle gebrauchen", merkte Bao an und ich nickte. Die letzte Zeit war für uns alle anstrengend gewesen und es würde sicher nicht Schaden, wenn wir uns mal einen Tag entspannen würden. "Also genug Platz wäre aufjedenfall", meldete ich mich zu Wort und mein Vater lächelte während er nickte. "Gut, dann ist die Sache beschlossen", legte Li fest und ich und mein Vater fingen zeitgleich an zu Lachen.

Li lächelte mir sanft entgegen und ich konnte nicht anders, als zurück zu lächeln. Als ich meinen Blick von Li abwandte, waren mein Vater und Lien schon ins Haus gegangen und Li folgte ihnen. Mein Blick fiel auf Xiao, der mich aus seinen goldenen Augen anschaute. Erneut war sein Blick undefinierbar. Ich lächelte ihn langsam an und machte dann ein Zeichen, dass wir ihnen folgen sollten. Also lief ich langsam auf mein Haus zu und Xiao folgte mir.

Als ich das Haus betrat, überflutete mich der angenehme Geruch meines zu Hauses und plötzlich schienen alle Lasten weit weg zu sein. Ich konnte meinen Vater in der Küche, die direkt gegenüber von dem Eingang lag, erkennen. Die anderen Türen des untersten Stockwerkes waren verschlossen. Mein Blick senkte sich auf die hölzerne Treppe, die direkt rechts neben der Tür nach oben verlief. Ich betrat die Treppe und konnte schon auf der Treppe den Flur und die ganzen Türen entdecken.

In einem der Zimmer, die im oberen Stockwerk lagen, standen Li, Lien und Bao und sahen sich um. Ich jedoch ging nicht in das Gästezimmer, sondern ging direkt auf meine Zimmertür zu und öffnete diese. Mein Zimmer war aufgeräumt und sauber, so wie ich es verlassen hatte. Es war nicht besonders groß, aber klein war es auch nicht. Direkt gegenüber der Tür war ein Fenster, was sanftes Licht in den Raum warf. Mein Bett stand an der linken Wand. Die rechte Wand wurde von Bücherregalen geziert, die mit Büchern vollgestopft waren. Vor meinem Bett, ebenfalls an der linken Wand, stand noch eine Komode, in der ich meine Klamotten aufbewahrte. Neben meinem Bett befand sich noch ein kleiner Nachttisch. Durch die braunen Möbel wirkte alles gemütlich.

Ich ließ mich glücklich seufzend auf mein Bett fallen und sog die Luft, die durch das offenen Fenster strömte, in meine Lungen. Ich hatte es ohne Zweifel vermisst. Mein Blick glit erneut zu dem Krieger, der etwas unsicher im Türrahmen stand. Ich lächelte Xiao aufmunternd an und dauraufhin trat er langsam in mein Zimmer ein. Vorsichtig, wachsam.

Sein Blick glitt über die Bücherregale, bevor er das Zimmer im ganzen in Augenschein nahm. Schließlich blieben seine goldenen Augen an mir haften. "Du liest", gab er von sich und ich nickte als Bestätigung. "Ja, sehr viel sogar. Manchmal habe ich die halbe Nacht gelesen, einfach weil das Buch so spannend war", erzählte ich und konnte mir das Lächeln nicht verkneifen. Xiao sah mich an und hörte mir aufmerksam zu.

"Du liest viel, aber scheinst trotzdem wenig über die lokalen Mythen und Legenden zu wissen", fing er an und ich sah ihn an. Ich war mir nicht sicher, ob er auf etwas bestimmtes hinaus wollte. Deshalb nickte ich dann einfach nur. "Das stimmt. Ich lese meist Fantasie Bücher. Ich mag es einfach, mich in andere Welten zu begeben", klärte ich ihn lächelnd auf und Xiao nickte verstehend. Er ging auf die Bücherregale zu und ließ seine schlanken Finger über die verschiedenen Buchrücken gleiten. "Hast du die alle gelesen?", fragte er leise und wandte sich um, um mich anzusehen. Ich schüttelte als Antwort nur den Kopf.

Xiao sah sich noch eine Weile um, bevor er mich ansah. Ich räusperte mich etwas verlegen und stand dann wieder auf. Genau in dem Moment betraten auch die Anderen mein Zimmer. "Also, ich wollte nochmal nach Mondstadt gehen um etwas zu erledigen. Ihr könnt kommen und gehen wann immer ihr wollt. Macht einfach das, worauf ihr Lust habt", gab ich von mir und Lien sah mich erfreut an.

"Ich werde Lynn besuchen gehen. Ich habe sie so lange nicht gesehen!", klärte Lien uns auf und Bao nickte. "Ich werde dich begleiten", sagte er und lächelte Lien an. Ein Glitzern stand in seinen Augen und ich wusste, dass er Lien ziemlich mochte.

"Ich bleibe hier und helfe deinem Vater ein bisschen", sagte Li und ich nickte verstehend. "Und du, Xiao?", fragte ich, doch der Dunkelhaarige zuckte nur mit den Schultern. Ich nickte und verließ dann mein Zimmer. Bao und Lien gingen nochmal ins Gästezimmer und Xiao folgte mir. Als ich das Haus verlassen hatte, bedachte ich Xiao mit einem kurzen, leicht verwunderten Blick. "Ich muss ebenfalls nach Mondstadt", sagte er nur, während wir uns wieder auf den Hauptweg begaben, um die Region des Flüsterwald zu verlassen.

Ich ließ das einfach so stehen und wir liefen schweigend nebeneinander her. Als ich von weitem schon die Brücke zu Mondstadt erblickte, fiel mir auch etwas anderes ins Auge. Es war Amber, die mit ihrem Windgleiter über die Bäume glitt. Ich konnte mir ein Lachen nicht verdrücken. Xiao folgte meinem Blick. "Ich wollte auch immer einen Flugschein machen", gab ich von mir, als wir fast die Brücke erreicht hatten. "Warum machst du nicht einfach einen?", fragete Xiao und ich zuckte nur mit den Schultern.

"Ich hab mich nie getraut, schätze ich."

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Ich hoffe ihr habt einen tollen Sonntag und genießt das tolle Herbstwetter. Ich werde heute zu Dune ins Kino gehen, bin richtig gespannt 🤌🏻

Orphic // Genshin Impact Xiao FFWhere stories live. Discover now