Kapitel 33

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Xiao drückte mich leicht von sich weg und sah mich an. In seinem Blick stand so vieles. Angst, Trauer, Gewissheit. Er wusste, dass das, was auf uns zukam, gefährlich war und er versuchte auch nicht, es schön zu reden. Es war gut, dass er nicht versuchte, die Situation besser darzustellen, als sie war, denn es gab nichts schön zu reden. Wir wussten beide, dass es vermutlich gefährlich werden würde.

Der Ältere hob seine Hände und strich mir dann zart die Tränen von den Wangen. Das Gold in seinen Augen schaffte es, mich ein Stück weit zu beruhigen.

Als Xiao merkte, dass ich mich wieder gefangen hatte, rückte er ein Stück von mir ab und lief zum Fenster. Ein Seufzen kam über seine Lippen.

"Ich schulde dir so vieles Mei und ich weiss nicht, wie ich das jemals alles in Worte fassen soll, was ich dir alles sagen möchte", fing Xiao an und ich blickte überrascht in seine Richtung.

"Ich habe dir versprochen meine Geschichte zu erzählen und das werde ich jetzt tun."

Ich schüttelte langsam meinen Kopf, auch wenn er es nicht sehen konnte. "Xiao, wenn du mir das jetzt nur erzählst, weil du Angst hast, dass einem von uns Beiden etwas passieren könnte, dann tu das nicht. Erzähl es mir, wenn alles vorbei ist. Uns wird nichts passieren", versuchte ich ihm zu vermitteln, doch er schüttelte nur mit dem Kopf und drehte sich kurz zu mir herum, um mich anzusehen und dann schaute er wieder aus dem Fenster.

"Das ist es nicht. Ich habe nur das Gefühl, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Ich fühle mich endlich bereit dazu, dir zu erzählen, wer ich bin."

Xiao begann sich zu bewegen und lief von dem Fenster weg, nur um dann im Zimmer stehen zu bleiben und sich an eine Wand zu lehnen.

"Ich bin ein Monster, ein Biest", fing er an zu erzählen und schon bei diesen Worten zog es mir das Herz zusammen. Was auch immer jetzt auf mich zu kam, es würde nicht unbedingt schön werden.

"Ich lebe seit mehr als zweitausend Jahren, aber das weißt du ja bereits. Als ich ziemlich jung war, wurde ich von einem alten Gott versklavt, der meine Schwächen herausgefunden hatte und mich zwang, in seinem Namen, grausame und gewalttätige Taten zu verüben. Außerdem musste ich die Träume meiner Opfer verschlingen. Es war grausam. Schon komisch, dass ich Mandeltofu ausgerechnet deswegen so mag, weil es eine ähnliche Konsistenz hat, wie diese Träume." Xiao lächelte kurz bitter und ich musste schlucken.

Der Krieger sah mich nicht an. Er mied meinen Blick. Vermutlich dachte er, dass ich ihn nun abstoßend fand, doch das war nicht der Fall. Als er weiter sprach, starrte der Krieger auf den Boden.

"Während dieser Zeit verliebte ich mich in eine Frau. Ihr Name war Daiyu." Ein trauriges Lächeln erschien auf den Lippen des Mannes, der mir gerade seine Geschichte erzählte.

"Sie war die Tochter des damaligen Dendro Archons und besaß selbst eine Dendro Vision. Sie sah dir ziemlich ähnlich und glich dir auch vom Charakter. Ich liebte sie mehr als alles andere auf dieser Welt und sie war meine einzige Hofnung. Mein einziger Lichtstrahl in dieser dunklen Zeit. Doch sie starb in einem großen Kampf, in dem wir Seite an Seite kämpften. Sie war eine großartige Kriegerin und wusste, was sie tat. Keiner konnte das Schwert so wie sie schwingen. Doch selbst das beschützte sie nicht vor dem Tod. Sie starb in meinen Armen und ich konnte nichts dagegen tun. Ich konnte ihr nicht helfen, während sie Schmerzen erlitt und ich konnte sie nicht vor dem Tod bewahren. Und dann, als Ihr Körper noch nicht einmal erkaltet war, schickte der alte Gott mich wieder in den Kampf. Ich hasse ihn so sehr dafür."

Xiao schloss kurz seine Augen und ich wusste, wie schwer ihm das hier fiel.

"Etwas später wurde ich aus den Fängen des Gottes befreit und das ist Morax' Verdienst. Ich schulde ihm mein Leben. Er beseitigte den alten Gott und gab mir, zu meinem eigenen Schutz, den Namen Xiao. Seit diesem Tag bin ich Morax, oder wie er sich mittlerweile nennt, Zhongli, treu ergeben und das wird sich niemals ändern."

Xiao machte erneut eine Pause, um sich zu sammeln.

"Allerdings wurde die Situation immer angespannter. Der Hass und Groll der gefallenen Götter wurde immer größer und Morax wollte diesen unterdrücken. Er sammelte also die Yaksha, die Elite Truppe der Adepti, um ihm bei dem Vorhaben zu unterstützen und ich war ebenfalls unter ihnen. Im Laufe der Jahrhunderte wurden wir jedoch immer weniger, denn wir mussten nicht nur die anhaltende Macht der Götter bekämpfen, wir verdarben außerdem unsere Seelen mit all dem Hass, den wir unterdrücken mussten. Wir verstrickten uns in karmische Schulden und das führte zu extremen körperlichen und seelischen Schmerzen. Die Zahl der Yaksha schwand zwischen diesem Wahnsinn immer weiter, bis nur noch ich und Bosacius übrig blieben. Irgendwann verschwand auch Bosacius und hinterließ seine Habseligkeiten in Minlin und somit war ich der letzte Yaksha. Es kam ein Punkt in meinen Leben, wo ich selbst fast von meinen karmischen Schulden übermannt wurde, aber ich wurde durch die Musik des Anemo Archon gerettet, die er bei einem Besuch in Liyue spielte." Xiao lächelte kurz bei dieser Erinnerung.

"Seither habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, Liyue und seine Bewohner zu beschützen. Ich stehe immernoch tief in Morax' Schuld und so versuche ich sie auszugleichen.  Ich versuche Menschen zu meiden, aber als ich dich das erste Mal sah, hat mich etwas übermannt. Du sahst Daiyu so ähnlich. Vermutlich war das auch der Grund, warum ich damals zugestimmt habe, dir zu helfen."

Ich sah Xiao an und wusste nicht, was ich sagen sollte. Er hatte mir seine Geschichte erzählt und es war eine grausame Geschichte, aber ich wusste jetzt wer er war. Ich wusste wer er war und das machte mich glücklich, auch wenn mir gleichzeitig nach weinen zumute war. Seine Geschichte war so grausam.

Langsam bewegte ich mich auf Xiao zu und blickte ihm in seine traurigen, goldenen Augen, bevor ich ihn ganz sachte in den Arm nahm. Er erwiderte die Umarmung nicht, aber er lehnte sich gegen sie und dadurch wusste ich, dass er diese Stütze gerade brauchte.

"Ich bin ihr letztens begegnet. Daiyu, meine Ich. Sie hat mich im Traum besucht", sagte er leise und ich hörte zu, auch wenn ich nichts darauf antwortete.

"Sie hat mir so vieles erklärt und ich weiss endlich, warum ihr euch so ähnlich seid. Ein Teil von ihr, lebt in dir weiter", sagte er und ich verstand nicht ganz, aber ich wollte nicht nachfragen. Für mich war es nicht so wichtig, das zu verstehen. Ich kannte Daiyu nicht. Nur Xiao kannte Daiyu und darum war es für ihn wichtig, das zu verstehen, nicht für mich.

"Und sie hat mir etwas über deine Vision erzählt. Wie du sie bekommen hast", gab er von sich und ich wurde hellhörig. Ich wartete, bis er weiter erzählte.

"Als du vier Jahre alt warst, haben euch Schatzräuber überfallen. Du und deine Mutter konntet fliehen, doch sie haben euch eingeholt. Du hast dich schützend vor deine Mutter gestellt und zeigtest nicht auch nur einen Hauch von Ansgt. Du sagtest, der Schatzräuber solle lieber dich töten, als deine Mutter. Du warst so mutig, aber deine Mutter wurde trotzdem umgebracht." Xiao wurde gegen Ende hin immer leiser und ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter.

Erneut liefen mir Tränen über die Wangen und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Ich war mittlerweie froh, dass ich Xiao immernoch umarmte, so konnte ich mich an ihm fest halten, denn meine Beine schienen plötzlich nicht mehr so richtig Kraft zu haben.

"Danke, dass du mir das erzählt hast", flüsterte ich unter Tränen. Ich konnte mich zwar nach wie vor an nichts erinnern, doch es bedeutete mir trotzdem viel, dass ich endlich wusste, wie ich an meine Vision gekommen war.

Und es bedeutete mir genauso viel, dass ich endlich wusste, wer Xiao wirklich war. Endlich kannte ich seine Vergangenheit, nach so einer langen Zeit.

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Meine Klausurenphase ist endlich vorbei und der übermäßige Stress weg! Morgen ist für mich der letzte Schultag vor den Ferien und ich freue freue freue mich. Ich werde morgen meinen Weihnachtspulli anziehen und hab gerade schon den Weihnachtsbaum geschmückt.
Hach ist es schön, endlich wieder Freizeit zu haben ^^

Orphic // Genshin Impact Xiao FFDonde viven las historias. Descúbrelo ahora