Kapitel 25

1K 80 7
                                    

Was genau war gerade passiert? Xiao hatte mich definitiv geküsst. Doch warum war er einfach verschwunden? Warum nur rannte er immer weg?

Ich hatte das Bedürfnis, ihm nachzulaufen, doch in mir machte sich das Gefühl breit, dass das alles noch schlimmer machen würde. Ich wusste ja nicht mal, was ich ihm dann sagen wollte. Mir wurde bewusst, dass ich nämlich überhaupt nichts zu sagen hatte, da ich selbst nicht wusste, was ich fühlte oder wie ich mich verhalten sollte.

Alles war so seltsam und ich wusste nicht einmal wirklich, wie ich damit umgehen sollte. Xiao und Ich waren in ein Netz verstrickt, dass nur aus komplizierten Dingen bestand. Aber warum nur war es so kompliziert? Weil wir es kompliziert machten. Wir könnten es so leicht haben, wenn wir nur über alles reden würden. Aber Xiao redete nicht über alles. Er erzählte mir generell gar nichts und ich... ich ließ ihm auch noch den Raum, es nicht zu tun.

Mit einmal beschlich mich das unschöne Gefühl, dass Xiao mich jetzt wieder meiden würde. Und ich würde es ihm früher oder später auch noch verzeihen weil... Ja, Warum eigentlich?
Weil er Xiao war und ich ihn mochte? Vermutlich.

Ich seufzte auf. Ich verstand ihn einfach nicht. Es schien, als wäre er innerlich zerrissen und als würde er mit sich selbst kämpfen. Und ich? Ich konnte ihm nicht mal helfen, weil ich nicht wusste, was los war.

Wieder bildeten sich hunderte Fragen in meinem Kopf, auf die ich alle keine Antwort hatte. Doch eine zentrale Frage hatte sich in meinem kopf fest materialisiert: Würde es zwischen mir und Xiao immer so sein? Würde ich immer wieder mit ihm schöne Momente haben, bei denen er danach weg lief?

Ich wusste nicht wirklich, wie ich damit umgehen sollte. Aus diesem Grund suchte ich am nächsten Morgen auch Lien auf. Ich musste einfach irgendwem davon erzählen, was ich fühlte und was los war. Normalerweise wäre Li meine erste Wahl gewesen, aber ich hatte das Gefühl, dass ich es irgendjemand außenstehenden erzählen musste. Und vielleicht musste es auch einfach eine Frau sein.

Wir verabredeten uns, gegen Mittag bei der Abenteurergilde. Von da aus liefen wir dann aus Liyue Harbor raus und liefen so lang, bis wir einen Platz gefunden hatten, der uns gefiel. Wir waren auf einem Felsen, auf dem man Liyue ein Stück weit überblicken konnte. Ich setzte mich seufzend ins Gras und genoss die Sonne, die mir ins Gesicht schien. Unweit von uns konnte ich ein Teleportationspunkt entdecken.

Mein Blick traf auf Lien, die sich ebenfalls im Gras niederließ. Ihre widerspenstigen, blonden Locken wanden sich um ihr Gesicht wie Schlangen. Sie lächelte mir fröhlich entgegen.

"Also Mei, was möchtest du mir erzählen?", fragte sie direkt und sah mich abwartend an. Ich seufzte.

"Ich denke, ich mag Xiao", fing ich an und kam direkt auf den Punkt. Was nützte es auch, ewig um den heißen Brei herum zu reden.

Lien lachte. Ich blinzelte ihr verwirrt entgegen. "Das ist alles?", fragte sie und musste schmunzeln. "Ich dachte, es wäre etwas wirklich schlimmes passiert."

"Das Problem ist ja nicht, dass ich ihn mag. Das Problem ist, dass ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll", erklärte ich und Lien sah mich mit schräg gelegten Kopf an. "Erklär es mir", gab sie mit sanfter Stimme von sich und ich stellte mir augenblicklich die Frage, wie man Lien nicht mögen konnte. 

"Xiao ist manchmal so unglaublich... süß zu mir. Und dann sind zwischen uns Momente, die man einfach nur als wunderschön bezeichnen kann. Aber jedes mal nach so einem Moment, scheint etwas zwischen mir und Xiao zu stehen, wie ein Keil, der uns auseinander treibt. Er meidet mich dann manchmal Tage lang, nur um danach wieder auf mich zu zu kommen. Es verwirrt mich einfach so sehr. Und trotzdem scheine ich dumm genug zu sein, es ihm jedesmal zu verzeihen", erklärte ich und musste wieder seufzen.

Lien legte eine Hand auf meine Schulter und lächelte mich aufmunternd an. "Erstmal musst du dem ganzen Zeit geben", sagte sie, während sie sich wieder zurück lehnte. "Jemanden zu mögen oder zu lieben, ist nie einfach. Soetwas ist eine lange Reise, mit Höhen und Tiefen, die man meistern muss. Manchmal verliert man sich auf dem Weg selbst,  nur um sich dann in der anderen Person wiederzufinden. Manchmal stehen einem aber auch die eigenen Gefühle im Weg." Lien unterbrach sich selbst, um mich nachdenklich anzuschauen.

"Vielleicht ist genau das bei Xiao der Fall. Vielleicht mag er dich wirklich, doch hat mit etwas zu kämpfen, dass ihn immer wieder davon abhält, sich wirklich auf dich einzulassen. Man weiss nie, was einem anderen Menschen passiert ist, deswegen  sollte man nicht zu schnell urteilen."

Ich dachte über das nach, was Lien mir da erzählte. Sie hatte Recht. "Und wie kann ich Xiao vielleicht helfen?", fragte ich und sah sie hoffnungsvoll an. "Du kannst nichts tun, außer zu warten. Wenn er Zeit braucht, dann braucht er eben die Zeit. Wenn er dich wirklich mag, wird er dir es irgendwann zeigen und dir vielleicht erzählen, warum er so gehandelt hat. Und wenn du ihn wirklich magst, dann wirst du ihm diese Zeit geben, denn so läuft das nunmal. Wenn etwas es wert ist, dafür zu warten oder zu kämpfen, dann tut man das", erklärte Lien und lächelte mich aufrichtig an.

Mein Herz fühlte sie gleich viel leichter an. Es war eine gute Entscheidung gewesen, mich mit Lien darüber zu unterhalten. "Danke", sagte ich deshalb und lächelte der Blondhaarigen aufrichtig entgegen. "Kein Problem, aber jetzt dreh dich rum." Ich sah Lien verwirrt an und sie lachte. "Ich möchte dir deine Haare flechten, sie sind einfach so wunderschön!", schwärmte Lien und diesmal war ich diejenige, die lachen musste.

Auf Lien's Wort, drehte ich mich um und nur kurz darauf, spürte ich zarte Hände, die durch meine Haare fuhren. Ich musste Schmunzeln. Ich spürte wie Lien meine Haare in drei Stränge teilte und dabei anfing zu sprechen.

"Weisst du, wenn alles nichts helfen sollte, dann sag Xiao einfach, was du empfindest und warte seine Reaktion ab", sagte sie und ich dachte darüber nach. Ich wusste nicht, ob ich den Mut dazu hatte. "Ich mochte Bao schon seit er mich damals vor dem Steinhaut Lawachurl gerettet hatte. Ich fand ihn von Anfang an toll, doch wusste auch nicht, was er von mir hielt. Er war immer so zurück haltend. Doch dann, in der Nacht, als das Laternenfestival war, hat er mich geküsst und mir gesagt, dass er mich mag. Ich war der glücklichste Mensch der Erde."

Ich hörte Lien aufmerksam zu und konnte hören, dass sie während des Sprechens die ganze Zeit lächelte. Sie schien so glücklich zu sein und das verlieh mir selbst auch eine Art Glücksgefühl.

"Und jetzt bin ich mit ihm zusammen und es war das Beste, was mir je passieren konnte", erzählte sie weiter und ich musste schmunzeln.

Lien flocht weiter meine Haare, bis sie den Zopf mit einem Haargummi befestigte und dann anfing, Blumen in meinen Zopf zu stecken. Die Blumen pflückte sie von der Wiese, auf der wir saßen. Sie war so vertieft in ihrem Element, dass ich mich ebenfalls auf etwas konzentrierte. Ich starrte in den Himmel, an dem winzige Wolken vorbei zogen. Die Sonne blendete mich leicht, doch das machte mir nichts aus.

Irgendwann waren wir beide so in Gedanken, dass wir nichts mehr um uns herum mitbekamen. Doch dies erwies sich als Fehler. Ich wurde in die Realität zurück gerissen, als ich Schüsse hörte.

Kurz darauf erblickte ich auch schon die Schatzräuber, die auf uns zugerannt kamen.

____________________________________

Und schon wieder steckt Mei in Schwierigkeiten. Ohje.

Übrigens, ich sammel momentan meine Ideen für die Albedo FF. Vielleicht kann ich ja bald anfangen, sie zu schreiben ^^
Habt einen schönen Tag!

Orphic // Genshin Impact Xiao FFWhere stories live. Discover now