20 - Worte aus Gift

Zacznij od początku
                                    

„Aber weißt du was, Lee? Mabel wäre sowieso nur aus Mitleid mit dir zusammen. Dich aus tiefstem Herzen zu lieben, ist nämlich unmöglich. Warum sonst hat sich dein Dad lieber Drogen eingeworfen, statt sein Leben mit dir zu verbringen?"

Sobald diese Worte laut ausgesprochen sind, herrscht eine Totenstille im Raum.

Mir ist bewusst, dass meine Aussage unfair und verletzend ist, doch ich weiß mir gerade nicht anders zu helfen. Meine Wut auf Lee ist so riesig, dass mein Verstand aussetzt.

Kurz schaue ich meinem Cousin entschuldigend in die Augen, doch er scheint meinen Blick nicht richtig zu deuten, denn zwei Sekunden später springt er vom Boden auf und stürzt sich mit einem lauten Schrei auf mich.

Noch bevor ich auf irgendeine Art und Weise reagieren kann, hat mich Lee schon längst niedergerissen und meine Handgelenke fixiert. Mit vor Wut lodernden Augen hockt er über mir und versucht mich vermutlich per Gedanken zu erdolchen.

„Du bist so ein Arschloch, Rave! Hat dir das schonmal jemand gesagt?!", fragt mich mein Cousin außer Atem. „Mabel hat jemand besseren als dich verdient!"

Das ist der Moment, in dem meine Wut wieder die Oberhand gewinnt und ich Lee von mir runterschubse. Gleich darauf lasse ich meine Faust in seinen Magen krachen, sodass sich der Blondschopf blutspuckend krümmt.

„Ich bin das Beste, was Mabel jemals passieren konnte!", schreie ich meinen Gegenüber an, während ich ungehalten auf ihn einprügele. „Niemand kann sie so sehr lieben, wie es tue! Niemand!"

Tränen der Verzweiflung rinnen über meine Wangen.

Ich liebe Mabel. Aber was, wenn Lee Recht hat und ich wirklich nicht gut genug für sie bin?

Ein Blick zu meiner Freundin genügt, um festzustellen, dass sie mich in diesem Moment verabscheut. Glasperlen glitzern auf ihrer Haut, ihr Mund ist zu einer leidenden Grimasse verzogen und ihre Augen spiegeln pure Enttäuschung wider.

Als sie merkt, dass ich sie anschaue, murmelt sie leise, fast schon flehend: „Bitte hör auf, Rave, und geh nach Hause. Ich ertrage das alles nicht mehr. Dich, deine Eifersucht, deine Ausraster."

Wie von selbst lasse ich von Lee ab und mache stattdessen einen Schritt nach hinten. Mabel verliere ich dabei nicht aus den Augen, doch sie erwidert meinen Blick nicht länger, denn ihre Aufmerksamkeit richtet sich nun auf meinen Cousin.

Sobald sie sein blutverschmiertes Gesicht sieht und sein röchelndes Luftschnappen hört, schlägt sie sich schockiert die Hand vor den Mund. „Du bist ein Monster, Rave!" Neue Tränen, die mir verdeutlichen, dass ich zu weit gegangen bin, tanzen über ihre gerötete Haut.

„Geh jetzt und komm bloß nicht wieder!"

Dieses Mal befolge ich die Anweisung meiner Freundin und stolpere überfordert aus ihrem Zimmer. Auf der Türschwelle bleibe ich noch einmal kurz stehen, nur um Mabel dabei zu beobachten, wie sie Lee vorsichtig in die Arme nimmt und ihm zärtlich einen Kuss auf die Wange haucht.

Es tut weh, sie mit einem anderen Jungen zu sehen. Dass ich gerade die Schuld daran trage, dass sie in Lees Armen liegt, ist mir bewusst, doch es ist so viel einfacher, die Schuld auf meinen Cousin abzuwälzen.

Ich kann es dem Blondschopf nicht einmal verübeln, dass er sich in Mabel verliebt hat, schließlich ist sie eine absolute Traumfrau. Wütend macht mich eigentlich nur, dass ich das Gefühl habe, Mabel könnte seine Empfindungen teilen.

Kopfschüttelnd, um meine giftigen Gedanken zu vertreiben, verlasse ich schließlich das Haus der Blossoms.

Ganz schön ironisch, dass ich hergekommen bin, um mich zu entschuldigen, aber im Endeffekt alles nur noch schlimmer gemacht habe.

Wenn Sonne und Regen aufeinandertreffenOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz