18 - Der Schmerz einer Beziehung

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„Wow, sehr gut", lobe ich den kleinen Jungen lächelnd. „Dann muss ich mir wohl schnell ein Autogramm von dir geben lassen, oder?"

Daraufhin kichert Noah vergnügt.

Auch wenn es sich merkwürdig anhört, kompensiert der Lockenkopf gerade den Schmerz in meiner Brust, den ich gewöhnlich immer dann verspüre, wenn ich an Josh denke.

„Wo ist denn deine Schwester?", hake ich nach ein paar Sekunden, in denen mich Noah bloß umarmt hat, nach. Sobald ich diese Frage laut ausgesprochen habe, legt sich ein dunkler Schatten über sein Gesicht.

„Mabel ist oft traurig", verrät er mir leise. „Abends weint sie immer."

Direkt bildet sich ein großer Kloß in meinem Hals und mein Herz wird schwer wie Blei. Zu hören, dass es Mabel nicht gutgeht, gefällt mir überhaupt nicht.

Habe ich den kleinen Sonnenschein etwa schon mit meinen düsteren Regenwolken überschattet?

„Ich habe ihr sogar von meinem Taschengeld Schokolade gekauft, aber sie hat trotzdem wieder geweint." Noah zuckt ahnungslos mit den Schultern, ehe er meine Hand in seine nimmt und mich in das Innere des Hauses zieht. „Papa hat gesagt, dass Mabels Herz wehtut. Meinst du, dass ihr ein Pflaster helfen würde?"

Für einen kurzen Moment bin ich perplex, doch dann schüttele ich den Kopf. „Ich werde mal nach ihr sehen und all ihre Probleme wegzaubern, okay?"

„Das kannst du?", möchte Noah begeistert wissen. „Kannst du dann auch meine Mathelehrerin wegzaubern? Die ist nämlich blöd."

„Zuerst kümmere ich mich um deine Schwester", vertröste ich den kleinen Jungen. Daraufhin wuschele ich ihm noch einmal durch die blonden Haare und begebe mich letztlich in die obere Etage.

Unsicher klopfe ich an Mabels Zimmertür an.

„Herein?!", ertönt sofort ihre zittrige Stimme.

Mit schlotternden Knien betrete ich den Raum und erstarre sogleich in meiner Position. Mabel sieht schrecklich aus.

Ihre Augen sind rot unterlaufen, ihre Haut ist blass, Tränenspuren glitzern auf ihren Wangen und ihre Haare stehen wirr in alle Richtungen ab. Man sieht ihr an, dass sie in den vergangenen Tagen nicht viel Schlaf gefunden hat, sondern von ihren Gedanken zerfressen wurde.

„Hey", murmele ich vorsichtig, während ich mich neben der Grünäugigen auf ihrem Bett niederlasse. „Wie geht es dir?"

Für ein paar Sekunden schafft Mabel es, meinen Blick zu erwidern, bis sie irgendwann den Kopf senkt und sich neue Tränen einen Weg über ihre Wangen bahnen.

Automatisch macht sich mein schlechtes Gewissen bemerkbar, denn es war definitiv nicht meine Absicht, sie zum Weinen zu bringen.

„Ich habe eben Noah getroffen", schiebe ich also schnell hinterher, um das Thema zu wechseln. „Er hat mir ganz stolz von seinem gestrigen Training erzählt. Vielleicht wird dein kleiner Bruder ja wirklich mal ein Fußballstar, wenn er groß ist."

Tatsächlich schleicht sich bei meinen Worten ein minimales Lächeln auf Mabels Lippen.

„Dann können wir immer im VIP Bereich sitzen und ihn mit einem Glas Champagner in der Hand anfeuern", lasse ich meiner Fantasie freien Lauf.

Eigentlich rechne ich damit, dass Mabel nun auf mein Gedankenkarussell aufspringt, doch stattdessen hat sie eine sehr besondere Bitte an mich. „Du meintest mal, dass du eine Freundin hattest, Lee. Kannst du mir von ihr erzählen?"

Ohne es verhindern zu können, breitet sich ein schummriges Gefühl in meiner Magengegend aus. Auch wenn ich mit Lily abgeschlossen habe, spreche ich nicht gerne über sie.

Wenn Sonne und Regen aufeinandertreffenWhere stories live. Discover now