3 - ‚Welcome home'

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Wie in Zeitlupe drehe ich meinen Kopf nach rechts, nur um gleich darauf überrascht die Luft anzuhalten.

Braune Augen, die wie flüssiges Karamell schimmern, starren mich an. Dieser Blick trifft mich mit solch einer Intensität, dass ich kurz in meiner Position erstarre.

Erst nach ein paar Sekunden schaffe ich es, meine Augen an dem fremden Jungen auf- und abwandern zu lassen.

Mein Gegenüber hat blonde verstrubbelte Locken, markante Wangenknochen, Sommersprossen und einen athletischen Körper. Hinzu kommt sein verkniffener Gesichtsausdruck, der zwar Unbehagen widerspiegelt, aber dennoch dafür sorgt, dass sich meine Lippen zu einem schwachen Lächeln verziehen.

Das muss er sein - das muss Lee sein.

„H-Hey", stammele ich also schließlich, um den Jungen mit den faszinierenden Augen zu begrüßen und ihn davon abzuhalten, heimlich das Haus zu betreten.

Sobald ich dieses eine Wort hervorgebracht habe, wird auch Rave auf seinen Cousin aufmerksam, weshalb er sofort das Gespräch mit Penelope vergisst und stattdessen auf Lee zugeht. Kurz schauen sich die beiden unsicher an, doch dann fallen sie sich glücklich in die Arme.

„Mein Herz", seufzt Penelope daraufhin leise neben mir. „Endlich lächelt Lee mal wieder."

Ich habe keine Ahnung, ob es bloß ein Impuls ist, aber ich erwidere: „In der Zukunft wird er öfter lächeln, Penelope. Das verspreche ich dir!"

Tatsächlich ist die Frau so gerührt von meinen Worten, dass sie mich dankbar in die Arme schließt.

Unsere Umarmung wird jedoch wenig später unterbrochen, als plötzlich eine fremde Stimme ertönt. „Hey, ich bin Lee."

Ohne es verhindern zu können, schießt mein Kopf nach oben, geradewegs zu diesen wunderschönen karamellfarbenen Augen. Vermutlich könnte ich Lee ewig anschauen, doch ich reiße mich zusammen und reiche ihm stattdessen meine Hand. „Ich bin Mabel", stelle ich mich schüchtern mit einem Lächeln vor.

„Meine Freundin", fügt Rave erneut hinzu.

Kurz habe ich das Gefühl, dass bei dem Wort Freundin ein dunkler Schatten über Lees Gesicht huscht, doch binnen weniger Sekunden hat er wieder seinen emotionslosen Ausdruck aufgesetzt. „Schön", murmelt er dann desinteressiert.

Automatisch kippt die Stimmung zwischen uns.

Man merkt, dass Lee nicht gerade begeistert von Raves und meiner Beziehung ist. Was für ein Problem er damit hat, weiß ich allerdings nicht.

Auch Penelope fällt das unangenehme Schweigen auf. Um diese Situation noch irgendwie zu retten, möchte sie wissen: „Habt ihr dieses tolle Plakat selbst gemacht?" Dabei deutet sie auf das ‚Welcome home'-Schild.

„Ja", geht Rave sogleich dankbar auf den Themenwechsel ein. „Das war Mabels Idee. Sie saß einen ganzen Nachmittag daran."

„Wie schön", freut sich Penelope. „Was haltet ihr davon, wenn ihr euch schonmal gemeinsam in den Garten setzt und ich schnell in die Stadt fahre, um Eis zu kaufen? Dann können wir unsere Ankunft in Princeton feiern."

„Zu Eis sage ich nicht nein!", grinst Rave vergnügt.

Damit ist es beschlossene Sache.

Penelope öffnet uns das Törchen zum Garten, ehe sie sich von uns verabschiedet und den Weg in Richtung Innenstadt antritt.

Ich an ihrer Stelle würde erstmal in Ruhe ankommen wollen, statt direkt Eis zu besorgen. Na ja, jedem das Seine.

Gemeinsam setzen sich Rave, Lee und ich also in den Garten, der bereits mit einer schicken Sitzbank ausgestattet ist. Nur mit Mühe und Not widerstehe ich dem Drang, mich auf Raves Schoß niederzulassen - nicht, dass Lee gleich wieder so komisch wird.

Wenn Sonne und Regen aufeinandertreffenWhere stories live. Discover now