Chapter 18

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Disclaimer:
Mir ist erst im Nachhinein aufgefallen, dass ich mich unbewusst von dem Tiktok-Trend "You're pretty" inspirieren lassen habe lol. Anyway - viel Spaß mit dem sinnlosen Kapitel <3

CHLOÉ

»Du bist so schön.«

Was zur Hölle hatte ich hier gerade gesagt? Und aus welchem Teil meines Gedächtnisses war das bitte gekommen?

Aus Reflex schlug ich mir - reichlich zu spät - meine Hand vor den Mund und hoffte, dass Xerxes tatsächlich so tief schlief, dass er mich nicht mehr gehört hatte.

Doch diese Hoffnung verschwand, als er seine Augen plötzlich öffnete, sich aufrichtete und mir mit einem verblüfften Blick begegnete.

»Was?«, seine ganze Gestalt schien plötzlich versteift und seine Hände verkrampften sich angespannt. »Was hast du gerade gesagt?«

Seine Stimme war leise und mindestens genauso angespannt wie seine Gestalt.

Ich überlegte kurz. Sollte ich es nochmal wiederholen? Er kniff die Augen zusammen und schien mein Gesicht zu studieren; nach Antworten zu suchen.

»Ich habe nur gesagt, dass ich denke, dass du schön bist.«, sagte ich schließlich langsam und mit dünner Stimme. Fast fürchtete ich, dass sie ganz versagen würde. Die Nervosität breitete sich in meinem Körper aus.

Mein Gegenüber betrachtete mich nur stumm.
»Wieso?«, fragte er dann.

Der Grund für die Frage war mehr als offensichtlich. Ich konnte es eigentlich nicht beurteilen. Seinen Charakter vielleicht, aber sein Aussehen?

Außer seinen wunderschönen blauen Augen und seinen vollen Lippen, die so wunderbar geschwungen waren, hatte ich nichts von seinem Gesicht gesehen.

Gott, ich kannte nicht einmal die Form seiner Nase.

»Weil...«, setzte ich an und stoppte prompt wieder. Ich nahm all meinen - nicht wirklich vorhandenen - Mut zusammen. Wobei es eigentlich gar keine wirkliche Erklärung gab.

»Weil ich eben denke, dass du sehr schön bist.« Ich musste automatisch an die vielen Legenden und Erzählungen denken. Göttergleich.

Er schloss kurzzeitig die Augen und ein tiefer Seufzer kam über seine Lippen, bevor er die Augen wieder öffnete und Augenkontakt mit mir suchte. Eisblau traf Grün.

»Chloé...«, sagte er langsam, seine tiefe Stimme kam mir noch rauer und eine Spur tiefer vor als sonst. Allein mein Name aus seinem Mund reichte, um mein Herz rasen zu lassen.

»Ja?«, fragte ich. Erstaunlicherweise klang meine Stimme fest. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als er wieder antwortete.

»Nein.«, er schüttelte mehrfach seinen Kopf und seine Haar flogen ihm in seine Stirn, die von der Maske verdeckt wurde.

Nein?

»Wie bitte?«, fragte ich, stolz auf mich selber, dass ich mal an meine "gute Kinderstube" gedacht hatte, wie meine Mutter es ausdrücken würde. Urplötzlich fühlte ich mich wieder schlecht. Sie mussten sich alle unglaubliche Sorgen um mich machen.

Wieder schloss Xerxes vor mir seine flammenden Augen. Er schien einen Kampf mit sich selber auszufechten. Nur zu gerne hätte ich gewusst, was jetzt gerade in seinem Kopf vor sich ging.

»Sag es.«, kam es plötzlich von ihm. Fragend sah ich ihn an. Ich hatte schon gar nicht mehr mit einer Antwort gerechnet und konnte diese gar nicht mehr einordnen. »Sag es nochmal.«, wiederholte er mit geschlossenen Augen.

»Ich habe gesagt, dass du schön bist.«

Ein verträumtes Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Irgendwie war ich auf seinem Schoß gelandet. Inzwischen waren wir uns unglaublich nah.

Zwischen unsere Gesichter passte kaum noch ein dünnes Blatt Papier. Ich konnte seinen warmen Atem auf meinen Lippen spüren, der sie regelmäßig streifte.

Er starrte mir unverwandt in die Augen, in denen ich kein einziges Gefühl ausmachen konnte. Sie waren wie leer gefegt und erinnerten mich schlagartig an unsere erste Begegnung auf der verlassenen Terrasse beim Ball.

Ich war so fasziniert, dass ich erschrocken zusammenzuckte, als ich seine warme Hand an meiner Wange spürte.

»Scheiße.«, murmelte er, bevor er kurz aufstöhnte.
Ich konnte ihm nur verwirrt in die wunderschönen Augen blicken.

Was meinte er? Und warum konnte er mich nicht einfach küssen?

Wir schwiegen uns lange an, bis ich die unangenehme Stille nicht mehr aushalten konnte.
»Was meinst du?«

Seine Hand fiel von meiner Wange ab und sofort vermisste ich die Wärme, die von ihr ausgegangen war.

Immer noch blieb er stumm. Sein Blick wanderte im Raum umher und streifte alles.
Alles, außer mich.

Nach ein paar Minuten, die mir schon fast wie mehrere Stunden vorkamen und in denen mein Herz so laut schlug, dass er es bestimmt hören konnte, suchte er wieder meinen Blick.

»Du weißt nicht, mit wem und was du es eigentlich zu tun hast, Chloé.«, sagte er dann.

Sein Tonfall war hart und duldete keine Widerrede und ich zuckte durch die Kälte, die in seiner Stimme mitschwang, unwillkürlich zusammen.

Nur meinen Name hatte er wieder mit dem sanften Unterton ausgesprochen, der mein Herz springen ließ.

Ohne mir auch nur einen weiteren Blick zu gönnen, hatte er sich erhoben, so dass ich von seinem Schoß gerutscht war und hatte mir den Rücken zugewandt. Ich saß da wie erstarrt.

Mit schnellen Schritten lief er auf die Tür zu. Gerade als sich seine Hand auf den Knauf legte, kam wieder Leben in meinen Körper.

Schnell stand ich von dem - übrigens sehr weichen - Sessel auf und rannte auf ihn zu. Ohne wirklich zu wissen was ich tat, hatte ich mich schon auf seinen Rücken geworfen und meine Arme um seine Taille geschlungen.

Seine ganze Haltung versteifte sich und er machte Anstalten sich von mir zu lösen, aber ich ließ mich davon nicht einschüchtern und verschränkte meine Hände vor seinem Bauch, während ich meine hitzigen Wange an den kühlen Anzugstoff presste.

»Dann erkläre es mir.«, hauchte ich erschöpft.

Für einen atemlosen Moment standen wir nur so da, ehe die Anspannung von seinem Körper fiel und seine Schultern geschlagen herabsanken.

XerxesWhere stories live. Discover now