Das Gesetz der Wölfe - Kapitel 25

40 3 2
                                    


Es dauerte zwei Sommer bis Ylippi endlich wieder ohne Krücken laufen konnte. Der Weg hinunter zum Fluss fiel ihm noch immer schwer und er konnte auch keine weiten Strecken mehr gehen. Aber er war froh, dass er den Weg am Bach hinunter zum Fluss endlich wieder ohne seine Stützen schaffte.

Schlitzohr und Weißfuß hatten sich ihm noch näher angeschlossen, seit dem er sich nicht mehr so gut bewegen konnte. Den anderen Bewohnern der Höhle schien es so, als würden die beiden Wölfe jetzt auf ihn acht geben. Doch Ylippi wusste es besser. Er beschäftigte sich einfach nur mehr mit den Tieren. Er spielte mit ihnen und ging auf sie ein. Das gaben sie ihm zurück.

Er beschäftigte sich auch von Anfang an mit den Welpen, die Weißfuß bereits im letzten Winter geboren hatte. Sie wuchsen zusammen mit den Kindern der Menschen auf dem Platz vor der Höhle auf und Ylippi war in ihren Augen so etwas wie ihr Onkel. Die Kinder hingegen behandelten die Welpen wie Geschwister. Sie rauften mit dem groß gewordenen Batiga und waren vorsichtiger mit den Kleinen. 

Ylippi hatte stets ein Auge darauf, dass diese Balgereien nie außer Kontrolle gerieten. Die Wölfe lebten noch immer nach ihren eigenen Regeln und die Menschen kamen noch nicht einmal auf die Idee ihnen etwas zu befehlen. Doch ganz langsam wurden die Regeln der Menschen auch zu den Regeln der Wölfe. Sie wuchsen damit auf und lebten damit. Sie wussten ganz genau, dass sie niemals einen Menschen absichtlich verletzten durften. Hielt sich ein junger Wolf nicht an diese Regeln, hatte das sehr ernste Konsequenzen für ihn. Dann musste er allein in der Mammutsteppe überleben, wie der Bruder von Weißfuß. Zum Glück kam so etwas nur sehr selten vor.

Auf der Jagd lernten Weißfuß und Schlitzohr die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Menschen immer besser kennen. Immer öfter stöberten sie die Beutetiere auf und trieben sie in ihre Richtung. Manchmal rannten sie aber auch einfach ihrer Beute hinterher und verschwanden mit ihr in der Ferne. Am Abend kamen sie dann voll gefressen zurück und waren sich keiner Schuld bewusst.

Nach dem die Mammutsteppe wieder knochentrocken war und die Tiere wieder zum Trinken an die Wasserstelle kamen, erbeutete Ylippi zum ersten Mal einen Steppenbison mit Pfeil und Bogen. Er hatte vorher schon Rentiere auch schon Hirschkälber getötet. Aber dieser Steppenbisonbulle war sein erster. Zusammen beugten sich die Männer über den toten Steppenbison und begutachteten den Schuss. Ylippis Pfeil war tief in den Körper des Tieres eingedrungen und hatte die untere Herzspitze getroffen. Der Bulle war sofort in die Knie gegangen, als hätte ihn ein Blitz getroffen. Während sie noch dabei waren das Tier zu häuten und zu zerteilen, näherten sich ihnen zwei Männer. Sie winkten schon aus der Entfernung und Balu erkannte Yaku von den Nashörnern. Der Name des anderen Mannes wollte ihm einfach nicht einfallen.

"Hallo ihr Wölfe! Sind wir als Gäste willkommen?", fragte Yaku und grinste sie an. Die Wölfe lachten und Balu winkte sie näher heran.

"Die Nashörner sind uns immer willkommen. Wie es aussieht bringt ihr uns Glück. Das ist schon der zweite Steppenbisonbulle, den wir mit eurer Ankunft erlegen konnten." 

Balu schlug den Männern auf die Schulter und umarmte sie.

"Ihr kommt wie gerufen! Jetzt könnt ihr uns gleich helfen, das Fleisch nach oben zu tragen.", meinte Pebbo mit einem breiten Grinsen.

Ylippi konnte nur das Fell hinauf schleppen. Alle anderen luden sich große Fleischpakete auf und trugen sie hinauf zur Höhle. Dort freuten sich die Frauen über den Besuch und richteten sofort ein Festmahl her. Mit einem Blick auf die vielen Kinder und die dicken Bäuche von Tanna, die schon wieder schwanger war und Bamigo die ihr erstes Kind erwartete, erkannten die beiden Besucher auch ohne zu Fragen, dass es den Wölfen sehr gut ergangen war. Nach dem Essen berichteten sie von ihrer eigenen Sippe, doch sie hatten keine so guten Nachrichten.

Die Höhle der WölfeWhere stories live. Discover now