Pebbo - Kapitel 9

31 1 0
                                    


Balu hatte einen Pfeil auf die Sehne gelegt und das war für Yara das Zeichen stehenzubleiben. Vor ihnen war vermutlich ein Tier, aber sehen konnte sie es nicht. Balu schlich sich weiter vorwärts, aber der Schnee knirschte so laut unter seinen Füßen, dass es vollkommen sinnlos war sich anzuschleichen.

Plötzlich flogen aus einem Gebüsch zwei Schneehühner auf. Balu riss den Bogen hoch, schoss einen Pfeil ab und traf einen der Vögel in der Luft. Er griff nach einem zweiten Pfeil, aber das andere Schneehuhn war bereits zu weit entfernt. Yara brauchte einen Augenblick, um zu verstehen, was da gerade passiert war. Hatte er wirklich den Vogel im Flug getroffen? Das war unglaublich!

Sie lief los und schnappte sich das verletzte Tier. Der Pfeil hatte nur die Haut am Brustkorb durchschlagen und war darin stecken geblieben. Er hinderte den Vogel am Fliegen, aber er war nicht schwer verletzt. Sie beendete sein Leben, zog den Pfeil heraus und gab ihn mit einem bewundernden Lächeln an Balu zurück. Er genoss diesen Blick von ihr sehr. Für genau so einen Blick hatte er viele Jahre mit dem Bogen geübt und eine Menge Pfeile verschossen.

Den Vogel behielt sie und trug ihn an den Füßen. So hatte Balu die Hände frei, denn es war ja möglich, dass ihnen noch ein weiteres Tier begegnete. Den ganzen Vormittag gingen sie stromaufwärts, konnten aber kein weiteres Tier erlegen. Erst auf dem Rückweg erwischte Balu einen Marder, der mit einem roten Eichhörnchen im Maul über das Eis des Flusses rannte. Gleich zwei Tiere mit nur einem Pfeil! Das hatte auch Balu noch nie erlebt.

Yara band allen drei Tieren die Füße zusammen und hängte sich die Beute über die Schulter. Es war genug für heute und so machten sie sich gut gelaunt auf den Heimweg. Sie waren noch ein gutes Stück von ihrem Bach entfernt, als sie die Spuren im Schnee entdeckten. Jemand war stromaufwärts gegangen und hatte ihre Fährte im Schnee entdeckt. Er hatte sie ganz genau untersucht und war dann dem zugefrorenen Bach hinauf zu ihrer Höhle gefolgt. Yara schlug das Herz bis zum Hals.

Sie hatten ihre Höhle nicht verschlossen, denn sie wollten ja nicht lange fort bleiben. Dieser Besucher konnte ein freundlicher Mensch sein, es konnte aber auch sein, dass er ihre Vorräte stehlen wollte. Auch Balu war angespannt. Er hatte einen Pfeil auf der Sehne und hielt drei weitere in seiner Bogenhand. So konnte er noch schneller schießen. Mühsam erklommen sie ihren Berg und hielten die Augen offen.

Als sie endlich ihre verschneite Wiese sahen, stand dort ein Riese in einem Überzieher aus Steppenbisonfell und mit einer dicken Fellmütze auf dem Kopf. Als er die beiden sah, legte er sofort seine Speere in den Schnee und zeigte ihnen seine leeren Hände. Yara atmete auf, aber Balu behielt seinen Pfeil auf der Sehne und zielte auf den Mann. Der stand einfach nur da und rührte sich nicht. Als sie näher kamen, sah Yara die dunkle Haut in seinem Gesicht.

"Dieser Mann sieht aus wie du! Er ist von deinem Volk!"

Platzte es aus ihr heraus. Doch Balu zweifelte. Er war nicht ganz so dunkel wie er selbst. Er sah eigentlich aus wie Yara, denn er hatte genau wie sie diese gewaltige Augenbraue und einen fast ebenso flachen Schädel wie sie. Schlagartig wurde beiden klar, dass dieser Riese ein Mann war, deren Eltern dunkle und helle Haut hatten. Balu war also doch nicht der erste schwarze Mann gewesen, der auf die weißen Menschen im Norden traf.

Der Riese schien erfreut als sie ihm entgegenkamen. Es schien so als hätte er sie erwartet. Je näher sie kamen, umso klarer wurde, dass dort gar kein Mann stand. Es war ein Junge und noch lange kein Mann. Trotzdem war er größer als alle Männer, die Balu und Yara jemals gesehen hatten. Vermutlich war er auch sehr muskulös, aber das konnte auch täuschen, denn sein Steppenbisonfell war wirklich sehr dick. Er hatte die Haare seines Überziehers nach außen gedreht, vermutlich trug er darunter ein Hemd aus Leder. Balu sprach ihn in seiner Sprache an, aber er verstand kein Wort. Da versuchte er es in Yaras Sprache und die Gesichtszüge des Jungen hellten sich auf.

Die Höhle der WölfeTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon