Freundin - Kapitel 3

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Kaum war sie eingeschlafen, erwachte Yara schon wieder von der Kälte. Sie wollte sich mit ihrem schönen neuen Fell zudecken, konnte es aber in der Dunkelheit nicht finden. Stattdessen fand sie nur das verdreckte Leder, mit dem Etta ihren Sohn getragen hatte.

Plötzlich war sie wieder hellwach, denn irgendetwas stimmte nicht. Voller Vorahnungen sprang sie auf, fachte das fast erloschene Feuer wieder an und suchte im Flackerlicht nach ihrer Mutter und ihrem Bruder. War ihnen etwas Schlimmes passiert? Hatte ein Löwe sich die beiden unbemerkt geschnappt? Aber so sehr sie auch suchte, sie konnte keine Spur von ihnen entdecken.

Der Schlafplatz ihrer Mutter war leer. Sie hatte alle vier Speere, die Handaxt, den Wasserschlauch und die beiden Felle mitgenommen. Nur das vollgeschissene Leder ihres Sohnes hatte Etta ihr da gelassen. Plötzlich wusste Yara wohin Etta verschwunden war.

Sie hatte sich allein auf den Weg gemacht und wollte ohne Yara bei den Nashörnern unterkommen. Vermutlich glaubte sie ihre Chancen geschmälert, wenn sie zusammen mit ihrer Tochter dort ankam. Sie wollte allein dort ankommen und mit der Hilfe ihres Sohnes dort aufgenommen werden. Auf keinen Fall wollte sie eine nutzlose Esserin mitbringen. Deshalb hatte sie ihre Tochter in der Mammutsteppe zurückgelassen, weil sie dort sterben sollte.

Diese Erkenntnis versetzte Yara in Panik. Sie wollte nicht hier an diesem Ort bleiben und ganz allein sterben. Sie wollte leben und deshalb rannte sie hinunter zum Fluss. Im Mondlicht suchte sie nach Ettas Spuren, konnte sie aber nicht finden. Trotzdem war sie sich sicher, dass sie ins Wasser gegangen war. Vermutlich hatte sie sich noch nicht einmal umgedreht und nach ihr geschaut.

Wie Etta den Fluss genau überquert hatte, das wusste Yara nicht. Dieses Wasser war sehr viel breiter und gefährlicher als der kleine Fluss. Schwimmen konnte Yara nur sehr schlecht. Sie hatte es nie richtig gelernt. Aber am Ufer lag ein wenig Treibholz herum. Vermutlich hatte Etta es ganz genauso gemacht. Sie hatte sich ein Stück Holz geschnappt und war damit rüber geschwommen.

Schnell suchte sich Yara einen geeigneten Ast und schob ihn ins Wasser. Sie dachte nicht darüber nach, ob es gefährlich war oder ob es besser wäre bis zum Sonnenaufgang zu warten. Sie wollte in ihrer Panik einfach nur auf die andere Seite. Schnell war sie im tiefen Wasser und spürte keinen Grund mehr unter ihren Füßen.

Jetzt gab es kein Zurück mehr, die Strömung hatte sie erfasst. Sie musste ihrem Ast vertrauen und darauf hoffen, dass der Fluss sie nicht verschlang. Mit ihren kurzen Schwimmzügen versuchte sie dem anderen Ufer näherzukommen, aber es schien als würde sie auf der Stelle treten. Das andere Ufer war so weit weg, dass sie es in der Dunkelheit kaum sehen konnte. Langsam wurde ihr klar, dass sie Kraft sparen musste, denn sonst würde sie es nicht schaffen.

Es dauerte nicht lange bis ihr kalt wurde. Sie klapperte mit den Zähnen und versuchte sich krampfhaft an ihrem Ast festzuhalten. Noch immer stieß sie sich mit den Beinen im Wasser ab und versuchte die andere Seite zu erreichen, aber das andere Ufer schien einfach nicht näherzukommen.

Plötzlich wurde ihr der Ast aus den Händen gerissen. Vermutlich war er unter Wasser auf ein Hindernis gestoßen und weil Yara überhaupt nicht damit gerechnet hatte, verlor sie ihn und trieb daran vorbei und ging unter. Sie schluckte Wasser und prustete, als sie wieder auftauchte.

In Panik wollte sie um sich schlagen, zwang sich aber zur Ruhe und zu gleichmäßigen Schwimmzügen. Das andere Ufer war jetzt nicht mehr wichtig. Sie wollte nur noch zurück, aber als sie die Entfernungen der beiden Ufer miteinander verglich, stellte sie entsetzt fest, dass sie sich ungefähr in der Mitte des Flusses befand. Wieder wollte die Panik in ihr aufsteigen, da entdeckte sie vor sich etwas im Fluss. Es trieb mit der gleichen Geschwindigkeit wie sie selbst.

Die Höhle der WölfeWhere stories live. Discover now