Nashörner und Wölfe - Kapitel 14

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Ohne große Hast ging die kleine Gruppe am Fluss entlang. Das Wetter war noch immer schön, sie hatten genug zu Essen dabei und sie hatten neue Freunde gewonnen. Balus Groll gegen die Nashörner hatte sich verflüchtigt und ihre Höhle war nicht länger die Höhle der Geister. 

Sie waren jetzt die Sippe der Wölfe. Für alle war dieser Besuch ein voller Erfolg und selbst für ihr jüngstes Mitglied hatte es sich gelohnt. Er hatte mit vielen Kindern gespielt und sich weiter entwickelt. Aus seinem Gebrabbel formte der Junge langsam seine ersten Worte. Als sie an die Stelle kamen, an der die Löwen die Wisentkuh gerissen hatten, sagte er für jeden klar verständlich ein Wort. "Löwe!" Dabei schaute er sich um, als wollte er sehen, wo die großen Katzen sich gerade befinden. 

Für die Frauen war sein erstes Wort natürlich eine Sensation. Sie waren begeistert, denn jetzt mussten die Männer sich für einen Namen entscheiden. Wäre das Kind ein Mädchen, dann hätten sie ihm selbst den Namen gegeben, aber bei einem Jungen mussten die Männer das machen. Die beiden waren sich schnell einig. Ihr Kleiner sollte Batiga heißen, denn das hieß in Balus Sprache Löwe. Damit waren auch die Frauen einverstanden. Was für ein schöner Name! Zudem hatte er sich diesen Namen selbst ausgesucht. Balu hatte ihn nur in seine Sprache übersetzt. 

"Was bedeutet eigentlich dein Name, Balu?", fragte Tanna und schaute ihren Mann liebevoll an. Der warf den Kopf in den Nacken und lachte laut los.

"Eigentlich heiße ich gar nicht Balu. Nur konnte Yara meinen Namen nicht richtig aussprechen. Sie hat mich Balu genannt!" 

Yara schaute so schuldbewusst drein wie es ihr möglich war. Konnte aber ein kleines Lächeln nicht unterdrücken.

"Das war wirklich unmöglich! Ich habe mich so sehr bemüht, aber es ging einfach nicht! Ich habe mir fast die Zunge abgebrochen!" 

Balu lachte über ihre Grimasse und ihr freches Grinsen.

"Seit diesem Tag ist mein Name Balu. In meinem Volk trug ich den Namen FFFFaaaluuu." 

Er hatte seinen Namen ganz langsam ausgesprochen, aber auch jetzt konnte kein anderes Mitglied der Wölfe seinen Namen richtig aussprechen. Sie lachten über ihre eigenen Versuche und lachten noch mehr, wenn auch die anderen bei dem Versuch scheiterten.

"Aber was bedeutet denn nun dein unaussprechlicher Name?", fragte Tanna nach dem sie sich wieder beruhigt und ihre Lachtränen abgewischt hatte.

"Ich würde es mit Träumer übersetzen.", meinte Balu und war plötzlich wieder ganz ernst. Die anderen Wölfe kannten das bereits. Wenn ihn plötzlich eine Erinnerung aus seinem alten Leben ansprang, dann änderte sich seine Stimmung von einem Moment zum anderen. Die Frauen hatten ohne die Männer bereits darüber gesprochen und sie waren sich einig, Balu hatte bei seinem Volk schreckliche Dinge erlebt. Sie verfolgten ihn bis heute und ließen ihn nicht los. Doch es dauerte meistens nicht lange. Er fing sich immer sehr schnell und war schon bald wieder Balu, der fröhliche große Jäger und Anführer der Wölfe.

Es war schön nach hause zu kommen. Bereits aus großer Entfernung erkannten sie ihren Inselberg und den Berg dahinter, der fast genauso aussah wie ihrer. Der Weg der neben dem Bach hinauf zu ihrer Höhle führte, war fast zu gewachsen. Ihre Wiese hatte sich erholt und sah wunderbar grün aus und die Steinplatte lag noch genau dort wo Pebbo sie hingelegt hatte. Er hob sie wieder hoch und stellte sie an die Felswand. Die Frauen zündeten draußen ein Feuer an, sorgten für eine Mahlzeit und alle besprachen die Erlebnisse ihrer Reise. 

Balu musste zum Hundertsten Mal erzählen, wie Pebbo auf das tote Mammut gesprungen war und wie er den Löwen getötet hatte. Dabei sprang er auf einen großen Stein und machte seinen Siegesschrei nach. Pebbo musste dabei so sehr lachen, dass er sich verschluckte. Denn Balus Siegesschrei klang so gar nicht nach seinem eigenen Siegesschrei. Batiga lachte mit ihm und freute sich wieder hier zu sein und auch die Welpen fühlten sich sofort wieder zuhause.

Die Höhle der WölfeWhere stories live. Discover now