Kapitel 15

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,,Mach die verdammte Musik leiser, ich will schlafen!", rief James durch die geschlossene Badezimmertür. ,,Und ich muss mich davon ablenken, dass mein Leben komplett im Arsch ist!", brüllte ich zurück, um die laute Musik zu übertönen. Ich konnte förmlich sehen, wie James sich das Kissen an die Ohren drückte und einen genervten Gesichtsausdruck aufsetzte. Ich zog neue Klamotten an und trat aus der Tür.
,,Du siehst scheiße aus", war das erste, was er mit müder Stimme sagte. James lag, mit halbgeschlossenen Augen, auf der Couch und musterte mich genervt.
,,Danke", erwiderte ich kühl.
James richtete sich auf und massierte sich die Schläfen.
,,Alles klar, Liam?"
Ich fuhr mir mit einer Hand durch die nassen Haare. ,,Ja, total."
James legte den Kopf schief.
,,Bis auf die Sache, dass ich als krimineller Irrer gelte und mich alle suchen", fügte ich hinzu und merkte, wie Wut in mir hochstieg. James nickte bedächtig. ,,Sorry, Liam."
,,Schon gut", murmelte ich und stützte mich an der Wand ab, als mein Herz allmählich immer heftiger anfing zu Hämmern.
,,Hey Liam, alles in Ordnung?"
Ich wusste nicht, warum es so war, aber ich empfand gerade eine furchtbar starke Platzangst. Ich musste weg, sonst drehte ich durch.
Die Panik jagte das Adrenalin durch mich hindurch, mein Herz wurde schneller und meine Atmung immer schwerer. ,,Ich m-muss hier...raus", keuchte ich und versuchte zur Tür zu kommen.
,,Was?! Nein, Liam, warte!" Abrupt blieb ich stehen. Meine Hand lag schon auf der Klinke. ,,Du kannst nicht raus!"
,,Ich muss aber, James!"
Er sprang auf und zog mich von der Tür weg. ,,James! Ich verliere hier drin den Verstand!"
,,Ich lass nicht zu, dass mein bester Freund zurück an diesen Ort gebracht, und gegen seinen Willen eingesperrt wird!", entgegnete er. Ich versuchte mich loszureißen, aber scheiterte.
,,James! Bitte lass mich gehen!"
Mein Herzschlag dröhnte mir in den Ohren und ich glaubte, keine Luft mehr zu bekommen. ,,Ich will dich doch nur beschützen, Li!"
Plötzlich hörte ich auf mich zu wehren.
Li...
So hatte Raven mich immer genannt...
Die Schmerzhafte Erinnerung tauchte vor meinem inneren Auge auf. Ich hatte ihn angeschrien und gesagt, er solle verschwinden. Und ich bereute es, ich bereute es so sehr, dass es wehtat...
Ich hatte einen Freund verloren, der zwar schuld an dem ganzen Scheiß war, mir aber andererseits jedoch trotzdem so unglaublich viel bedeutete...

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