Kapitel 11

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Ich rannte immer weiter und blieb einfach nicht mehr stehen. Mein Herz raste und meine Lunge brannte. Ich wollte einfach nicht mehr, ich wollte nicht mehr kämpfen, ich wollte wieder normal sein.
,,Ich fühle was du fühlst", sagte Raven.
,,Aber du darfst jetzt nicht aufgeben!
Du hast es fast geschafft, Li!"
,,Fast geschafft?!", brüllte ich.
,,Wenn du nicht gewesen wärst, wäre die ganze Scheiße nie passiert!"
Alles was ich gerade fühlte war tief sitzender Hass, Angst vor den Konsequenzen meiner Flucht und unglaubliche Wut auf Raven.
Ich blendete meine Schmerzen und Emotionen aus. Ich wollte jetzt nichts fühlen.
Endlich hatte ich das Haus erreicht.
Ich kletterte durchs offene Fenster und schloss es hinter mir.
Als ich mitten im Raum stand brach ich zusammen. Ich konnte nicht mehr atmen und alle Gefühle strömten auf mich ein, sodass ich dachte, ich würde erdrückt werden.
Ich raffte mich wieder auf und schlug gegen die Wand. Immer wieder holte ich aus und ließ meine Fäuste mit dumpfen Geräuschen auf der Wand aufschlagen.
Ich machte immer weiter, bis meine Fingerknöchel bluteten. ,,Hör auf!", brüllte Raven in meinem Kopf, aber ich hörte nicht auf ihn, ich wollte meinen Frust abbauen.
,,Liam!" Plötzlich war ich gezwungen aufzuhören, meine Hand schnellte vor und verpasste mir selbst eine heftige Ohrfeige. ,,Wie... Wie hast du..?!", keuchte ich und rang hektisch nach Luft.
,,Unwichtig. Du musst dich beruhigen." Eine unsichtbare Kraft drückte mich auf einen Stuhl. ,,Atme tief durch, Li", sagte Raven.
Ich versuchte wieder aufzustehen, aber er hielt mich fest.
,,Lass mich los!", fauchte ich und versuchte erneut aufzuspringen.
,,Nein, erst wenn du dich wieder eingekriegt hast", sagte Raven fest. Widerwillig holte ich Luft und versuchte meinen Körper zu entspannen. ,,Na also, geht doch", meinte Raven schließlich und ließ mich los. ,,Du hättest womöglich noch die Wand eingeschlagen, wenn ich nicht dazwischen gegangen wäre."
Ich verbarg mein Gesicht in den Händen. ,,Halt gefälligst die Klappe, Raven! Du hast mein komplettes Leben zerstört und jetzt werde ich von allen gesucht!"
,,Soll ich gehen?", schnauzte er zurück. ,,Ich hätte schon längst wieder verschwinden können, aber ich bin geblieben und hab dir geholfen zu fliehen!"
,,Erwartest du allen Ernstes, dass ich mich dafür bedanke?! Du hast mich an diesen Ort gebracht und mich zu einem Irren gemacht! Ich will das du verschwindest!"
,,Na schön. Gut. Dann leb wohl." Er sagte es ohne jede Emotion in der Stimme und dann war er fort...

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