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Am nächsten Morgen wache ich schon vor dem Wecker auf, was sehr selten ist. Schließlich bin ich normalerweise auch ein Langschläfer. Die ersten Sonnenstrahlen des Tages scheinen bereits durch die Jalousien.

Ich spüre Fynns großen Körper hinter mir und seine muskulösen Arme sind eng um mich geschlungen. Sein Kopf hat er in meinem Nacken vergraben und ich kann seinen gleichmäßigen Atem spüren. So könnte ich jeden Morgen aufwachen.

Er kam gestern spät zurück. Ich habe gar nicht mehr mitbekommen, wie er sich zu mir gelegt hat.

Da meine Blase drückt, versuche ich mich aus dem Griff des Schwarzhaarigen zu lösen. Erfolglos. Im Gegenteil, Fynn verfestigt seinen Griff sogar noch.

„Fynn, lass mich los", flüstere ich ihm zu, „Ich muss auf Toilette."

Der Mann hinter mir grummelt etwas unverständliches, lässt mich aber dann aus dem Bett schlüpfen.

Ich laufe auf leisen Sohlen in das angrenzende Badezimmer und entleere meine Blase. Gleich viel besser!

Mit einem Blick auf die Uhr, die an der Wand hängt, stelle ich fest, dass es bereits nach neun Uhr ist. Da ich jetzt sowieso schon wach bin, beschließe ich etwas zu frühstücken.

„Ich dachte, du kommst zurück ins Bett", kommt Fynn kurz darauf verschlafen in die Küche gelaufen und lehnt sich an den Türrahmen.

„Falsch gedacht", grinse ich den Schwarzhaarigen an und löffle mein Müsli.

„Ach echt? Habe ich auch gemerkt", stellt Fynn augenverdrehend fest, kommt zu mir rüber und drückt mir einen kurzen Kuss auf die Wange. Dann geht er zur Küchenzeile und bereitet sich einen Kaffee zu.

„Steht heute irgendwas an?", frage ich meinen Kindheitsfreund und schaue ihn neugierig an.

„Nicht wirklich. Aber ich dachte, dass wir vielleicht auf den Schießstand gehen? Nicholas würde uns begleiten."

„Das klingt gut! Ich muss dringend mein Können auffrischen", meine ich begeistert.


„Na, ihr Beiden. Wie geht es euch?", begrüßt Nicholas, Fynns Bruder uns eine Stunde später. Wir sind mit dem Aufzug einige Etagen tiefer gefahren und stehen jetzt in der Waffenkammer des Schießstandes.

„Soweit ganz gut und dir?", frage ich den Jüngeren und nehme mir eine Pistole, sowie die passende Munition aus dem Schrank.

„Auch. Ich habe gehört, wir mischen Übermorgen Chicago ein bisschen auf?"

„Da hast du richtig gehört", lächele ich Nicholas an und suche mir anschließend eine Bahn aus, an deren Ende eine Zielscheibe, in Form eines Menschen, hängt.

„Wer am häufigsten das Herz oder den Kopf trifft gewinnt", fordert der Schwarzhaarige Fynn und mich heraus.

„Herausforderung angenommen", meine ich und schieße das erste Mal. Treffer! Voll ins Herz.

Fynn und Nicholas treffen ihrerseits in den Kopf.
Wir Drei schießen immer abwechselnd und nach zehn Minuten steht es 34-33-35 für Fynn.

„Verdammt!", flucht Nicholas und räumt, genau wie wir, seine Waffe zurück in den Schrank.

„Bruderherz, ich war schon immer der bessere Schütze."

„Warst du nicht! Und es war auch heute wieder knapp", entgegnet Nicholas seinem älteren Bruder.

Augenverdrehend lausche ich dem Geplänkel der beiden, während wir in den Fahrstuhl steigen und wieder nach oben fahren.

Das Schießen hat mal wieder gut getan. Ich weiß nun, dass ich es immer noch perfekt beherrsche und muss keine Sorge haben, dass ich in zwei Tagen niemanden, durch mangelnde Treffsicherheit, gefährde.

Wir betreten zu dritt die Wohnung und treffen dort überraschenderweise auf Moira und Luka, die im Wohnzimmer auf dem Sofa sitzen.

„Moira!", rufe ich verwundet aus und gehe glücklich auf meine Schwester zu, um sie zu umarmen.

„Lilli", lächelt Besagte mich an und erwidert meine Umarmung vorsichtig.

„Dir geht es besser?"

„Ja."

„Das ist super!", freue ich mich, „Moira, dass ist Nicholas. Er ist Fynns Bruder", stelle ich ihr, den, für sie, fremden Mann vor.

„Hi", begrüßt meine Schwester Nicholas, „Wann fliegen wir nach Chicago?"

„Moira!", seufze ich und auch Luka schaut sie kritisch an, „Du kannst so nicht mitfliegen."

„Doch! Das hast du nicht zu entscheiden", erwidert sie trotzig und verschränkt ihre Arme vor der Brust.

„Ach komm schon, ich möchte nicht mit dir streiten."

„Dann nehmt mich mit!"

„Nein", mischt Luka sich plötzlich ein, „Das ist viel zu gefährlich."

„Sag mal, seit wann bestimmst du denn über mich?", geht Moira jetzt Luka an, „Ich fliege mit und damit ist diese unnötige Diskussion jetzt beendet. Wegen mir, halte ich mich auch im Hintergrund, aber ich will mit!"

Ich möchte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Fynn mir zuvor kommt: „In Ordnung. Du kommst mit, aber du wirst bei Luka bleiben. Er passt auf dich auf."

„Ich brauche keinen Babysitter!", widerspricht meine Schwester empört.

„Doch!"

„Vergleich mich nie wieder mit einem Babysitter!", meint Luka und steht auf, „Sei froh, dass Fynn dir überhaupt erlaubt mitzukommen." Mit diesen Worten verlässt der Dunkelhaarige aufgewühlt das Zimmer.

„Luka!", ruft Moira, steht auf und läuft ihm hinterher. Das war dann wohl der erste Streit der beiden. Muss auch mal sein.

„Die beiden haben etwas miteinander?", fragt Nicholas verdutzt in die Runde und schaut Moira nachdenklich hinterher.

„Nicht wirklich. Aber sie mögen sich und Luka hütet Moira, wie seinen Augapfel", antwortet Fynn seinem Bruder.

„Interessant", lacht Nicholas, „Also, es war sehr schön deine Schwester kennenzulernen, aber ich muss jetzt zurück an die Arbeit."

„Ich auch", schließt Fynn sich ihm an, „Es gibt noch einiges an Papierkram zu erledigen."

Fynn überbrückt die wenigen Schritte bis zu mir, beugt sich herunter und presst seine Lippen auf meine. Lächelnd erwidere ich den Kuss und lege meine Hände sanft auf seinen Hüften ab.

„Bis später", löst er sich nach einigen Sekunden von mir und lächelt mich liebevoll an. Dieser Mann ist einfach alles, was ich je wollte. Das wird mir von Tag zu Tag mehr bewusst.

„Bis dann", lächele ich ihn an und gebe ihm noch einen schnellen Kuss auf seinen Mundwinkel.



Im nächsten Kapitel beginnt dann die Action! ^^

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Forced Love | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt