„Guten Morgen." Vorsichtig versuchte ich mich heranzutasten und lächelte ihn zaghaft an.
„Weißt du, wo du bist?"

Ohne seine Blicke von meinem Gesicht abzuwenden atmete er tief ein und wieder aus, als ob er sich sammeln müsste.
Er fuhr sich mit den Fingern durch seine dichten Haare, die dann wild und wuschelig von seinem Kopf abstanden. Durch die Feuchtigkeit von gestern, waren die dunklen Wellen zu weichen Locken geworden. Zugegebenermaßen stand ihm das mehr als gut.

„Ähm ...", gab er zögernd von sich, was mich sofort nervös machte. Ich hoffte, er konnte sich noch an gestern erinnern. Wie sollte ich es ihm sonst glaubhaft erzählen? Alles was passiert ist war die Wahrheit - doch hörte sich nicht danach an, sondern eher nach einem schrägen Märchen.

„Ich denke, ich bin immer noch bei dir im Wohnzimmer. Es sei denn du hast mich ... weggetragen."

Oh Gott! Das war peinlich! Hitze machte sich in mir breit. Er zog mich auf. Wie hätte ich es schaffen sollen ihn wegzutragen? Ihn zu stützen war ja schon schwer genug.

„Ja ... ja klar. Tut mir leid. Das, das wäre unmöglich gewesen", lachte ich peinlich berührt.
„Ich dachte nur, vielleicht ... vielleicht würdest du dich nicht erinnern - wegen der ganzen Tabletten meine ich. Du hast eben irgendwie ... verwirrt geschaut", versuchte ich mich stotternd zu erklären.

„Hmm, ich denke das ist einfach mein ... verschlafenes Morgengesicht", sagte er lächelnd.

„Ok", lachte ich sowohl beschämt als auch erleichtert. Bei genauem Hinsehen musste ich mir einfach eingestehen, dass dieses „verschlafene Morgengesicht" irgendwie niedlich aussah.

„Ist das für mich?" Er zeigte auf das Tablett. Das hatte ich ja vollkommen vergessen - mal wieder.

„Ja, na klar." Sofort stand ich vom Sofa auf und kniete mich vor den Wohnzimmertisch.
„Was magst du denn davon?"

Seine Augen flimmerten über die Leckereien und er leckte sich die Lippen.

„Och, eigentlich alles", lachte er.

„Na das ist doch gut. Womit willst du denn anfangen?"

„Kannst du den Gouda empfehlen?", fragte er mich.

„Aber klar."

Ich legte eine große Scheibe Graubrot auf den Teller, verteilte die Butter und platzierte den Gouda darauf.

„Hier! Lass es dir schmecken. Ich gehe dann mal ... duschen."

Bevor er etwas sagen konnte, sprang ich auf, gab ihm den Teller und verließ das Wohnzimmer. Ich wollte ihm auf keinen Fall beim Essen zugucken und ihn anstarren oder ihm das Gefühl geben, ich würde ihn bemuttern. Es sollte so ähnlich laufen wie im Krankenhaus, beschloss ich. Da sein wenn es nötig war, aber ansonsten Abstand halten. Es wäre definitiv ein Fehler, wenn ich diesen Fremden zu nah an mich heranlassen würde.


Das kalte Wasser lief mir über das Gesicht und prasselte dann am Rest meines Körpers hinunter.
Das war genau das, was ich brauchte. Langsam entspannte ich mich, doch die Anstrengung der letzten Nacht steckte mir noch in den Knochen.

Nachdem ich mir die Haare geföhnt und mir etwas Frisches angezogen hatte, kam ich zurück ins Wohnzimmer.

Direkt trafen sich unsere Blicke und das wunderschöne Grün-Karamell funkelte mir entgegen.

„Vielen Dank für das Brot. Das ... war echt gut."

„Gerne. Ich hoffe du trinkst Kaffee."

Er nickte und ich ging auf das Tablett zu um ihm die volle Kaffeetasse zu reichen.

„Viel besser als in der Klinik", stellte er zufrieden fest, als er die Tasse wieder absetzte.

„Freut mich."
Mit zusammengekniffenen Lippen ertappte ich mich dabei, wie ich ihn beim Trinken beobachtete.
„Wie ... fühlst du dich denn?", fragte ich ihn, um mich selbst abzulenken.

Er ließ die Tasse in seinen Händen in seinen Schoß gleiten.

„Es geht. Wenn ich mich nicht bewege sind die Schmerzen momentan erträglich."

„Ok das ist schonmal gut. Dann bleib so still wie es geht. Ich muss mir heute Abend mal deine Wunden angucken, ja?" Ich war zurück im Arbeitsmodus - sehr gut!

Er nickte und grinste mich an.
Nervös lächelte ich zurück.

Plötzlich wurden wir aus der Situation herausgerissen.

Lautes Geschrei kam aus dem Hausflur.

Männerstimmen.

Dann schlug jemand wild gegen meine Haustür.

Wir zuckten erschrocken zusammen und starrten uns mit aufgerissenen Augen an.

Ach du Scheiße!

Mein Puls schoss in die Höhe.

Waren wir aufgeflogen?


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Hey zusammen,

Kapitel 17 ist fertig und wieder hoffe ich, dass  ihr weiterhin so fleißig kommentiert und votet wie bei den anderen Kapiteln, wenn es euch gefallen haben sollte ☺️.

Mich würde mal interessieren, ob ihr Frühstücksmenschen seid und wenn ja, was bei euch morgens so auf den Tisch kommt.
Bei mir meist Käsebrot mit Tomaten 🤩.

Habt ihr schon eine Idee, wer an die Tür hämmert? Wird es gefährlich für die beiden?

Liebste Grüße,
habt einen tollen Tag ☀️

-F.

Criminal tension - Wie ich einem Straftäter verfielWhere stories live. Discover now