Isaac Foster ~ The ficton of Love

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Du konntest seinen warmen Körper neben dir spüren, als du aus deinen Träumen erwachtest. Doch verhieltst du dich still, auch wenn du wusstest, dass er nicht schlief. Wann immer er die Augen schloss, plagten ihn Albträume. Das hatte er dir einmal in einem Moment der Sentimentlität erzählt.
Gleichmäßig amtetest du weiter und inhaliertest seinen Geruch. Er roch nach Blut und Tod. Und auch ein kleines bisschen nach Freiheit.
Irgendwann, hatte er einmal gesagt, irgendwann würdet ihr dieses Gebäude verlassen und in die Welt zurückkehren, an die du dich nicht erinnern konntest.
Daran glaubtest du. Es war deine Hoffnung auf ein Happy End, die dich vor Verzweiflung bewahrte. Zack hasste Lügen. Er würde dich niemals belügen.
Noch eine ganze Weile lang lagst und einfach nur still da und lauschtest seinen Atemzügen. Als du schließlich die Augen öffnetest blendete dich für einen kurzen Moment das dämmrige Licht und du blinzeltest. Verschlafen blicktest du anschließend in Zack's bandagiertes Gesicht. Wie gerne hättest du es einmal ohne die weißen Leinenstreifen gesehen, doch dir war bewusst, dass dies niemals geschehen würde.
Seine Hand strich vorsichtig über deinen Kopf, spielte mit deinem Haar. Ein kleines, unscheinbares Lächeln zierte seine Lippen.
„Wie schön, dass du mich wieder mit deiner Anwesenheit beehrst. Ich verstehe wirklich nicht, wie du immer so lange pennen kannst."
Du verdrehtest nur die Augen. „Ich versuche nur zu vermeiden, den selben schlaflosen Ausdruck in meinen Augen zu haben wie du", erwidertest du.
Zack lachte leise und zerzauste dein ohnehin schon chaotisches Haar. Du richtetest dich auf, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein.
„Und Träume sind nicht immer furchtbar."
Zack lachte wieder. Aber Zack lachte beinahe durchgehend, weswegen du dir bereits abgewöhnt hattest, es dir zu Herzen zu nehmen, wenn er wieder über dich lachte. Als er sich wieder einigermaßen gefangen hatte sah er dich nachdenklich an. Eine Miene, die er beinahe nie zur Schau stellte.
„Dann erzähl mir davon. Erzähl mir, warum du so gerne träumst", forderte er dich schließlich mit aller Ernsthaftigkeit auf, die er aufbringen konnte. Du lehntest dich zurück und überlegtest für einen Augenblick. Mit Worten warst du nie gut gewesen.
„In meinen Träumen", fingst du zögerlich an, „Können wir ein normales Leben führen. Du und ich. Du bist genau so glücklich wie ich. Ich weiß nicht, ob wir jemals hier raus kommen, aber wenn es einmal so weit sein sollte, hoffe ich, dass dieses Glück Wirklichkeit wird."
Er erwiderte nichts darauf. Starrte einfach nur schweigend in deine Augen und schien tatsächlich einmal nachzudenken. Minuten vergingen und du begannst dich zu fragen, ob er vergessen hatte, zu antworten.
„Zack?"
„Du wirst deinen Traum wahr werden sehen", versprach er. Sein Ton ließ keine Zweifel zu und für diesen Moment konntest du daran glauben.
Wenn Zack nur gewusst hätte, dass du nicht lange genug überleben würdest um das Sonnenlicht wieder zu sehen, dann hätte er diese Worte nie gesprochen, dir keine Hoffnungen gemacht und keine Lügen in den Mund genommen.
Doch wer konnte schon ahnen, dass sich dieser verrückte Arzt auf die falsche Etage verirren würde?
Wer kannte schon die Zukunft?
Wer wusste schon, dass diese Liebe nur ein kurzer Traum sein sollte?

Es war ein Tag, der begann, wie jeder andere. Du wachtest auf und genosst einfach Zack's Anwesenheit, ehe du ihn anmeckerstest, weil er sich ausschließlich von diesen bunten Müsli-Kringeln ernährte und du sie ebenfalls essen musstest. Wo auch immer er sie her hatte, der Vorrat schien unerschöpflich zu sein.  Aber entweder das, oder du würdest verhungern. Zack ignorierte dich und gab weiter vor, zu schlafen.
An diesem Tag war alles, wie es immer gewesen war. Nur du und Zack und die Erinnerungen, die ihr nicht mehr hattet.
An diesem Tag liefst einfach ein wenig herum und hattest nichts Böses im Sinn. Und dann, ganz plötzlich und vollkommen unerwartet erklang irgendwo in den dunklen, verwinkelten Gassen dieser kleinen Welt ein irres Lachen.
Du warst an verrücktes Gelächter gewohnt. Zack schien immerhin kaum ein anderes Hobby zu haben, als mit seiner Sense herumzufuchteln und zu dabei ein irres Kichern loszulassen.
Aber das war nicht Zack. Zack schlief noch auf der alten Matratze, die ihr euch nachts teiltet. Jedenfalls tat er so. Vielleicht wurde er auch wieder von seinen Albträumen gejagt, über die er nicht sprechen konnte, und du warst nicht da um ihn davor zu beschützen.

Du ranntest. Deine Beine schienen den Weg zurück zu dem muffigen Zimmer von selbst zu finden.
Doch dort war niemand. Kalte Angst packte dich. Eine Hand griff nach dir und du wurdest herumgewirbelt. Zu Überrascht um zu handeln konntest du nur in das Gesicht starren, das du nicht kanntest.
„Wie schön deine Augen sind", teilte der Mann dir mit und kicherte anschließend. Ein eiskalter Schau jagte dir über den Rücken. Es gab wenige Dinge, die dich erschrecken konnten, doch in diesem Moment war Angst alles, das dich beherrschte.
„So voller Angst und Sorge. Worum nur? Was gibt es hier das dir etwas bedeutet?"
Alles in dir schrie danach zu flüchten, aber dein Körper gehorchte dir nicht. Der Fremde lachte immer noch als er eine lange, glänzende Klinge hervorholte und sie dicht unter deinen Augen ansetzte.
„Na los!", forderte er dich auf. „Denk an das, was du liebst und schenk mir deine Augen mit dem unvergleichlichen Ausdruck von Begehren."
Du weintest nicht. Das hattest du in der Zeit, die du hier verbracht hattest verlernt. Du flüstertest nur ein Wort, ehe beißender Schmerz durch deinen Kopf fuhr und alles was du tun konntest schreien war, bis du nichts mehr wahrnehmen konntest.
„Zack."

Random OneshotsWhere stories live. Discover now