Kapitel 23

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*Sicht Eren*

Meine Lungen brannten und ich stützte mich keuchend mit meinen Händen auf den Knien ab. Ich sah Reiner und Berthold schon vom Weiten. Sie sahen absolut nicht begeistert davon aus, dass ich mich verspätet hatte. Ein leichter Schauer fuhr mir über den Rücken, als ich die beiden letztendlich vor mir sah.

Beide qualmten gerade eine Zigarette und schauten finster drein. Als sie mich bemerkten, tauschten sie einen kurzen Blick und ein kurzes Nicken aus, bevor Reiner plötzlich auf mich zukam und mir den Zigarettenrauch mitten ins Gesicht pustete. Ich fing an zu husten und kramte in meiner Hosentasche nach den 50€.

Ich hatte immer noch ein schlechtes Gewissen. Jetzt das ich wusste, dass Levis hart erarbeitetes Geld nun höchstwahrscheinlich für Zigaretten etc. ausgegeben wird. Wenn Levi das herausfindet, bin ich erledigt. Das könnt ihr mir glauben.

R: "Willst du mich verarschen? Wir haben nicht ewig Zeit, jetzt Rück die verdammte Kohle raus!"

Ohne etwas zu antworten übergab ich ihm die 50€. Ich hatte meinen Blick von ihm abgewandt und hoffte, dass sie mich nun endlich in Ruhe lassen würden. Ich hatte doch alles getan was sie verlangten oder nicht? Ich wollte einfach nurnoch so schnell wie möglich nach Hause. Und das am besten ohne weitere blaue Flecke und Blutergüsse.
Plötzlich trat auch Berthold vor mich.

B: "Wer denkst du eigentlich wer du bist, dass du uns länger als eine halbe Stunde hier warten lässt? Wir waren kurz davor, wieder umzudrehen. Und du möchtest doch sicherlich nicht herausfinden was passieren würde, wenn du uns einfach versetzt, oder?"

E: "N -nein. Tut mir leid."

B: "Pah. Du kannst froh sein, dass ich heute einen guten Tag hatte. Bring nächstes mal das doppelte an Kohle mit, verstanden?"

E:  "Wo zur Hölle soll ich das Geld denn her bekommen?" fragte ich ihn sichtlich entgeistert.

R: "Das interessiert mich rechtherzlich wenig. Schau zu, dass du die Kohle bis zum nächsten Treffen aufbringen kannst."

E: "Aber-"

Plötzlich drückte mir Reiner seinen noch glühenden Zigarettenstummel ins Gesicht und ich schrie vor Schmerzen auf.

R: "Halt dein Maul und verpiss dich von hier, bevor ich es mir anders überlege."

Daraufhin fingen beide an zu lachen, drehten sich um und gingen einfach. Scheiße... Was habe ich mir da nur wieder eingebrockt. Schützend hielt ich die Hand vor das frische Brandmal und bemerkte, dass ich es nicht vor Levi verheimlichen werden kann. Das Brandmal ist viel zu auffällig.

*Sicht Levi*

Ich war noch am Essen, als Eren seinen leeren Teller in den Geschirrspüler räumte und in das Schlafzimmer stapfte. Eins ist klar, Eren wird weiterhin die Schule besuchen. Dagegen kann er sich weigern wie er möchte. Schließlich kann er nicht ewig bei mir bleiben und den ganzen Tag nichts tun.

Das faule Balg hilft mir so wenig wie es möglich ist im Haushalt und er drückt sich so gut er kann vor allen Arbeiten, die ich ihm auftrage. Was soll später aus ihm werden, wenn das so weiter geht? Mit diesem Gedanken stellte ich den Geschirrspüler an und beschloss, noch ein wenig die Küche zu putzen.

Nanu? Hatte ich da gerade die Tür aufgehen hören? Um meine Vermutung zu überprüfen lugte ich kurz um dir Ecke, musste aber feststellen, dass ich mich wahrscheinlich geirrt hatte. Es war alles wie beim alten. Wahrscheinlich brauchte ich einfach nur ein wenig Schlaf.

Wie auch immer. Ich widmete mich gerade weiterhin dem Putzen, als mir auffiel, dass Eren bald seinen 18. Geburtstag hatte. Nun schön und gut, aber was schenkt man einem Jungen in seinem Alter? Worüber würde er sich freuen? Leider hatte ich absolut keine Ahnung. Nun, das Kleine Balg hat schon genug von mir bekommen. Aber trotzdem wollte ich seinen Geburtstag zu etwas besonderem machen.

Eren liebt Tiere. Das hat er mir oft erzählt. Aber ein haariger Flohpelz hier in meinem Haus? Ich schüttelte mich, als mir der Gedanke aufkam. Denn so schnell wie er gekommen war, hatte ich ihn auch schonwieder verdrängt. So ein Tier wird meine Wohnung ganz sicher beschmutzen. Ein ganz klares nein von meiner Seite.

Ich legte den Lappen, mit dem ich gerade den Tisch abgewischt hatte zur Seite und beschloss Eren selber zu fragen, ob er einen speziellen Wunsch hätte. Schließlich will ich ihm nichts kaufen, was er nicht gebrauchen kann. Also ging ich die Treppe hoch und hoffte, den Bengel im Schlafzimmer anzutreffen.

Das Licht war aus und mein erster Gedanke war, dass er vielleicht schon schläft. Aber das war nicht der Fall. Das Bett war leer. Ich versuchte es mit einem Klopfen am Badezimmer. Doch auch das war leer, als ich es betrat. Ich klapperte hastig die restlichen Räume ab und musste feststellen, dass Eren ein weiteres Mal abgehauen ist, ohne mir bescheid zu sagen. Verdammt.

Warum musste er mir nur immer solche Kopfschmerzen bereiten? Sollte ich ihn suchen? Wo könnte er hingegangen sein? Ich konnte es selbst kaum glauben, aber ich machte mir Sorgen. Ich wusste nicht wie er das geschafft hatte, da mich sonst andere Menschen nie großartig interessieren. Aber ich hatte jetzt definitiv keine Zeit um darüber nachzudenken. Ich stürmte die Treppe runter, nahm mein Portemonnaie und--

Halt...

Mein Portemonnaie war geöffnet? Ich konnte mich noch 100%-ig daran erinnern, dass ich es zugemacht hatte, bevor ich es weggelegt habe. Ich ließ es nie offen rumliegen. Mit einer leisen Vorahnung was passiert sein könnte schaute ich nach, ob etwas von meinem Geld fehlte. Und tatsächlich. Ganze 50€, wenn ich mich nicht irrte. Und das tat ich sowieso nie.

Das kann doch nicht wahr sein. Er belügt und bestiehlt mich, nach alldem was ich für ihn getan habe? Ich werde ihn verdammt nochmal zur Rede stellen, wenn ich ihn finde. Ich fasse es einfach nicht.
Plötzlich ging die Tür hinter mir auf.

*Sicht Eren*

Wie soll ich das nur Levi erklären? Ich war gerade auf dem Weg zurück nach Hause und machte mir Gedanken, was ich Levi erzählen sollte, wenn er mich mitbekommen würde. Wenn überhaupt. Wahrscheinlich hat er schon lange bemerkt, dass ich nicht mehr da bin. Der Gedanke an den wütenden Levi macht mir etwas Angst.

Ich beschleunigte meinen Schritt, um so schnell wie möglich von hier weg zu kommen. Mich plagte das schlechte Gewissen und wenn Levi sauer wäre, dann zurecht. Zu Hause angekommen schloss ich so leise und langsam wie es ging die Tür auf. Ich hoffte, das Levi immer noch in der Küche beschäftigt war und nicht bemerkt hatte, dass ich weg war. So würde ich dem ganzen Ärger entkommen.

Aber ich hatte Pech gehabt. Als ich das Haus betrat stand Levi bereits im Flur, die Arme verschränkt und starrte mich mit einem eindeutig aufgebrachtem Gesichtausdruck an.

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