⚽️ 1|Man nennt es Fata Morgana, Halluzination

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Es wurde nichts mit dem Hallo. Und schon gar nichts mit dem Lächeln. Ich sah Markus das erste Mal mittags in der Mensa, und da blieb mir jedes Wort im Hals stecken und mein Gesicht gefror zu einem Eisklotz.

Die halbe Mittagspause hing er an den Lippen, besser gesagt an dem Gesicht eines Mädchens aus unserer Stufe, und bemerkte mich nicht. Die beiden küssten sich so wild, dass ich nicht wusste, ob die beiden sich nur küssten, oder sich gegenseitig putzten.

Mensch, hat die große Dinger, hätte Maxi jetzt gesagt und wir hätten uns zusammen schlapp gelacht. Aber ich saß hier allein, Maxi war nicht da und die Selbstzweifel fraßen meine Gedanken. Unauffällig blickte ich an mir runter, Flachland, nichts womit man irgendwie hätte angeben können. 

Aber das war mir doch auch total egal. Ich hatte einen Freund, schon vergessen? Seit fast fünf Monaten, Markus war mir also total egal!

Ich saß mal wieder allein am Tisch. Maxi hatte sich einer Graffiti-Gang angeschlossen, um möglichst den Erwartungen unseres Vaters zu widerstreben, Vanessa saß bei den Sportlern und Lena bei Juli und Joschka, auf die beiden hatte ich aber keine Lust. Jojo war ja leider nur in den Ferien in Grünwald.

Manchmal setzten sich Marlon und Markus zu mir, aber Marlon war krank und Markus war zwar anwesend, aber nur physisch. Elias hatte schon wieder Unterricht, sonst säße er neben mir und würde mir seinen Donut schenken.

"Melli, kommst du? Wir müssen noch Mathe bei Frieda abschreiben." Rief Melanies Freundin, die zu allem Übel denselben Namen trug wie ich, und zerrte sie dann von Markus weg, der erst dann bemerkte, dass ich ja auch noch da war.

Und dann wollte er allen Ernstes meinen Käse haben.

"Vergiss es." Gab ich von mir und stopfte den restlichen Käse, alles auf einmal, in meinen Mund, dabei mochte ich Käse nicht mal wirklich. "Ich hätte dir meine Trauben gegeben, aber wenn du nicht willst."

"Ich mag keine Trauben." Das war gelogen, aber das musste er ja nicht wissen. Ich verschränkte die Arme und lehnte mich zurück. Um Markus' Auge glänzte ein Veilchen, seine Lippe war an einer Stelle dick, rot und gerade am Verheilen.

"Hast du deine Tage oder so?" Vor Empörung verschluckte ich mich an einem Stück Käse, auf dem ich noch immer rum kaute. "Boah bist du eklig." Schnaubend klappte ich meine Brotdose zu uns stopfte sie in meinen Rucksack.

Dann stand ich auf, packte meinen Rucksack und ging aus der Mensa, bis mir auffiel, dass ich mein Sportzeug liegen gelassen hatte. „Scheiße" murmelte ich mir selbst zu, "das war der perfekte Abgang!"

Zwei Fünftklässler starrten mich kichernd an, ich streckte ihnen angewidert die Zunge raus und marschierte wieder in die Mensa, wo ich meinen Sportbeutel vom Stuhl zog. Markus, der an seinem Käse nagte, grinste blöd und wackelte mit den Augenbrauen. "Oder bist du untervögelt?"

Und dann zog ich ihm den Sportbeutel über den Kopf.

***

In der Umkleide der Sporthalle waren Lena, Nessa und ich die Einzigen, die sich noch nicht umgezogen hatten. Nach einigen Seufzern drehte Lena sich schließlich zu uns und hielt ein Stück Stoff hoch. "Meine Mutter hat mir einen Sport-BH gekauft", nuschelte sie, "Ziemlich peinlich, was?" Vanessa grinste. "Peinlich nicht unbedingt." "Eher unnötig", kicherte ich und Lena streckte uns die Zunge raus, bevor sie mich mit ihrem neuen BH bewarf.

Es war sofort wie früher.

Lachend zogen wir uns um, Vanessa erzählte, dass sie die beste Boxerin aus Grünwald in ihrem Jahrgang war und Lena, dass sie und Juli die Eltern der beiden überreden wollen zusammen in den Urlaub zu fahren. Ich lächelte, die beiden hatten wohl schon damit abgeschlossen, dass es keine Mannschaft mehr gab.

Klar, sie hatten auch Hobbys, Dinge, die sie machen konnten, während wir eigentlich Training hatten. Ich kannte unsere Trainingszeiten noch immer auswendig und insgeheim war ich mir sicher, dass ich die Einzige war, die es vermisste Fußball zu spielen.

"Wir spielen Fußball", erklärte unser Sportlehrer, als wir schließlich in der Halle standen, "Charlotte, Elias, ihr zwei wählt die Teams." Als hätte er meine Gedanken gelesen zwinkerte Herr Maier mir zu. Elias schob die Unterlippe vor und gab mir so zu verstehen, dass er lieber mit mir in einem Team wäre, was ich mit einem unschuldigen Schulterzucken quittierte.

Klammeraffe...

Nein, das habe ich nicht gesagt! Hey, wischt das aus euren Gedanken, Augen, was auch immer, das war ich nicht! Sowas nennt man Halluzination, Fata Morgana, es war nie da, alles Einbildung Leute. Ich finde ihn nicht nervig, das habe ich nie gesagt.

Schief grinsend rappelte ich mich auf und blickte durch die Masse an Kindern die vor mir saß. Verdammt, dachte ich, jetzt muss ich vor allen stehen und was sagen. Ich schluckte und durfte anfangen. Vanessa und Lena grinsten mich an, aber ich wusste, dass Elias Markus haben wollte, was verständlich war, da er der einzige talentierte Torwart in ganz Grünwald war, und auch wenn ich ihn echt gerne mochte, würde ich ihm deswegen sicherlich nicht den Torwart überlassen.

Meine Freundinnen würde ich später ins Boot holen.

"Markus"

Kaum merklich zog dieser eine Augenbraue hoch, stand schließlich aber auf und gesellte sich zu mir. Grinsend stupste er mich an und ich würde lügen, würde ich sagen, dass es mich nicht völlig aus dem Konzept brachte. Ich meine, völlig kalt ließ.

Zum Glück überlegte Elias ewig, bis er endlich Leon einwählte, sodass ich mich etwas beruhigen konnte. Letztendlich waren Markus, Nessa, Lena, Maxi und ein paar andere aus unserer Klasse in meinem Team, die anderen Ex-wilden Kerle hatte mir Elias vor der Nase weggeschnappt.

Gewinnen taten wir trotzdem mit einem eindeutigen 9:1.

Und Markus ärgerte sich über dieses eine verkackte Tor mehr denn je.

***

Gestern war Sternschnuppennacht, habt ihr sie gesehen?

Wir saßen eine halbe Stunde draußen und haben in den Himmel geschaut, dann wurde es aber kalt

Es war wirklich wunderschön

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𝘊𝘩𝘢𝘳𝘭𝘰𝘵𝘵𝘦 - 𝘋𝘦𝘳 𝘒𝘭𝘦𝘣𝘦𝘳 -- 𝘉𝘢𝘯𝘥 3 ✔︎Where stories live. Discover now