ELF

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MARLENE

Mein Herz pochte schneller, was nicht nur daran lag, dass es draußen heftig regnete und ein großes Gewitter direkt über unseren Köpfen tobte. Ich hatte bereits den Brownie aufgegessen, um mich davon abzulenken, wie nah Adam mir war. Sein Bein berührte meins, als er neben mir saß und die Blitze beobachtete.

„Hast du irgendwo Kerzen?", fragte ich in der Hoffnung, dass ich aufstehen konnte um sie zu holen.

Adam sah mich eine Sekunde an, als hätte er mich nicht verstanden, bevor er sich räusperte. „In dem Küchenschrank sollten ein paar Teelichter sein", sagte er und zeigte mit seiner Hand auf besagten Schrank.

Wenige Minuten später erhellte sich die Wohnung ein wenig durch den Kerzenschein. Adam und ich sahen uns die Nachrichten auf seinem riesigen Flachbildfernseher an, bei denen es sich nur um den Sturm handelte, der uns in genau diese Situation gebracht hatte.

Erst, als mein Magen laut knurrte, sah er mich wieder an. „Hunger?"

Als Antwort nickte ich nur und keine Sekunde später war Adam von der Couch aufgestanden und öffnete die Kühlschranktür. Ich folgte ihm in die Küche. Er holte ein paar abgepackte Gerichte, die man sich aus dem Speisesaal mitnehmen konnte, hervor und ließ mich als erstes entscheiden.

Wir saßen am Küchentresen und ich verschlang schon fast die Nudeln, die Adam für mich aufgewärmt hatte. Er hatte anscheinend einen genauso großen Hunger wie ich, denn als ich zu ihm rüber sah, war sein Teller schon so gut wie leer.

„Ich hätte nicht gedacht, dass mein Abend noch so romantisch wird."

Ich verschluckte mich fast an einer Nudel, als ich seine Worte hörte. „Das ist für dich romantisch?"

„Sieh dich doch bitte um." Schmunzelnd zeigte er mit seiner Hand von unserem Essen zu dem durch Kerzen beleuchteten Rest der Wohnung. „Das ist das beste Candle-Light-Dinner, das ich je hatte!"

„Hattest du jemals ein Candle-Light-Dinner?", konterte ich.

„Touché. Nein, hatte ich nicht."

Ich zuckte lachend mit den Schultern. „Na dann, auf unser erstes Candle-Light-Dinner", sagte ich und prostete ihm mit meinem Bier zu.

Adams Augen weiteten sich. „Heißt das du hattest auch noch keins?" Ich schüttelte den Kopf. „Krass."

„Was soll das denn heißen?"

Diesmal zuckte Adam mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich bin irgendwie davon ausgegangen, dass du den ganzen romantischen Scheiß schon gemacht hast."

„Nein, mein Ex war von dem ganzen Zeug weniger begeistert. Ich glaube er hat mich nie auf ein richtiges Date ausgeführt oder sowas in der Art für mich getan." Ich schnaufte, als ich an meine Zeit mit Collin dachte. Nicht nur, dass er auf romantischer Ebene eine totale Niete war, merkte ich auch erst in der Nacht mit Adam, was ich die ganzen Jahre verpasst hatte. Ich spürte, wie meine Wangen rot wurden und versuchte nicht weiter an diese besondere Nacht von vor einem Jahr zu denken.

„Was ein Mistkerl." Adams Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Seine Stimme war tiefer als noch vor ein paar Minuten.

Ein paar Minuten später hatte ich eine neue Flasche Bier in der Hand (das musste dann mein drittes oder viertes sein? Jedenfalls begann ich den Alkohol zu spüren) und setzte mich mit Adam wieder auf die Couch.

„Ich kann's nicht glauben, dass dein Ex dich nie auf ein Date ausgeführt hat", sagte Adam und überraschte mich. Erstens, weil ich dachte, dass wir längt mit dem Thema fertig waren. Und zweitens, weil er seine Augenbrauen tief auf seiner Stirn zusammenzog und nachdenklich mit dem Etikett seiner Bierflasche spielte.

Ich zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. „Das ist nicht mal das Schlimmste. Ich hatte bei Collin kein einziges Mal einen Orgasmus." Meine Gesichtsmuskeln erstarrten, als ich bemerkte, was ich gerade gesagt hatte. Blödes Bier und blöder Adam, dass ich mich in diesen Minuten so wohl fühlte und einfach drauflos blubberte.

Vorsichtig sah ich zu Adam. Er beobachtete mich mit einem spielerischen Grinsen. „Was?", schnaufte ich, als er nichts sagte und mich weiterhin mit diesem Blick ansah.

„Ich habe nur eine Frage: bist du eine extrem gute Schauspielerin?"

Verwirrt sah ich zu ihm hoch. „Was soll denn die Frage?"

„Na, ich bin das ganze letzte Jahr davon ausgegangen, dass ich es geschafft habe dir einen Orgasmus zu geben. Ich will nur sichergehen, ob ich recht habe oder du einfach nur richtig gut schauspielern kannst", sagte er und ich hörte ein kleines Lachen in seiner Stimme.

Dieser Mistkerl. Er wusste ganz genau, dass ich ihm nichts vorgespielt habe. Jetzt wollte er auch noch, dass ich es vor ihm zugebe. „Ich habe dir nichts vorgespielt", antwortete ich also nur trocken und nahm einen großen Schluck von meinem Bier.

Ein paar Sekunden sagten wir beide nichts.

„Wenn du willst gebe ich dir so viele wie du willst", sagte er leise. Seine Stimme war so tief und löste ein Kribbeln in meinem Körper aus.

Mein Kopf schnellte zu Adam. „Was?"

„Orgasmen." Ich sah ihn immer noch misstrauisch an. „Du kannst ganz viele erleben. Mit mir."

Second Chances | ✓Onde histórias criam vida. Descubra agora