Kapitel 17:

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Achtung: Enthält unschöne Beschreibungen und eine gewalttätige Handlung, wer das nicht verkraften kann sollte hier nicht weiter lesen.

Ich stand vor dem großen Haus. Dem Haus in dem alles passiert war.
Augenblicklich wurden meine Knie weich und meine Hände begannen zu zittern.

Ohne es beeinflussen zu können bewegten sich meine Beine Richtung Tür. Angekommen, hob sich mein Arm und drückte die Türklinke nach unten.

Nein, nein, nein. Ich will nicht da rein, ich will nicht.

Doch ich hatte keine Kontrolle über meinen Körper. Ich wollte meine Augen schließen, aber auch das klappte nicht.

Langsam stieg Panik in mir auf. Meine Augen waren weit geöffnet und mein Herz pochte fast schon schmerzhaft stark gegen meine Brust.

Ich muss zum Schlafzimmer...

Dieses Mal reagierten meine Beine auf den Befehl und steuerten durch den Flur Richtung Schlafzimmer. Der lange Gang war ausgeschmückt mit teure Vasen, seltenen Gemälden und einem großen schimmernden Kronleuchter. Wie ich dieses Haus hasse.

Als ich fast angekommen war, hörte ich einen schrillen Schrei, der die hier herrschende Stille erschütternd durchbrach. Vor mir an der Wand waren ein paar dunkelrote Blutspritzer. Das einzige woran ich in diesem Moment denken konnte war: Ich musste hier weg, und zwar schnell!

Doch als ich mich umdrehte, um zur Tür zu laufen, war sie verschwunden. Entsetzen bildete sich auf meinem Gesicht ab und mein ganzer Körper wurde von Eiseskälte überflutet.

Scheiße.

Panik. Angst.
Nun hatte ich keine Möglichkeit mehr wegzurennen. Keine Möglichkeit dem Grauen zu entkommen. Also musste ich es tun.

Ich rannte zum Nachtisch im Schlafzimmer und öffnete die oberste Schublade. Wie erwartet fand ich eine schwarze Pistole und das dazugehörige Magazin vor. Beides war ordentlich nebeneinander aufgereiht und in der hinteren Ecke lagen noch weitere Patronen.

Schon der Gedanke an das, was jetzt kam, ließ mich erschaudern.

Als ich den kalten Schaft der Waffe berührte, begann mein ganzer Körper zu zittern. Aber es gab kein Zurück mehr, ich musste es tun. Ich hatte keine Wahl.

Völlig bleich vor Angst hob ich die Waffe an. Das Magazin war schon halbe voll. Drei Kugeln. Das sollte reichen. Schnell drückte ich es von unten in das Griffstück der Pistole. Klick.

Ich schob den Hebel mit meinem linken Daumen weg und sofort schnellte der obere Teil der Pistole nach vorne. Klick.
Die Pistole war nun scharf.

Den ganzen Ablauf hatte ich binnen wenigen Sekunden erledigt.
Routine.

Ein weiterer Schrei ertönte und erinnerte mich daran, dass ich mich ranhalten musste.
Also schloss ich für einen kurzen Moment meine Augen und versuchte ruhig zu werden, damit ich wieder einen klaren Kopf bekam.

Dann fasste ich allen Mut zusammen und schlich zum Wohnzimmer. Ich umklammerte so fest ich konnte mit beiden Händen die Pistole und hielt sie senkrecht vor mir.
Meine Finger lagen zitternd am Abzug.

Als ich kurz vor dem Wohnzimmer angekommen war, versuchte ich meinen Blick gerade nach oben gerichtet zu lassen. Ich wollte nicht sehen, was auf dem Boden war, der Blutbefleckte Flur war entsetzlich genug gewesen.

Langsam öffnete ich die knarrende Tür.

Du musst jetzt stark sein!

Da stand Er vor mir, mit dem Rücken zu mir gekehrt. Ein kurzer Anflug Erleichterung überfiel mich, denn ich musste ihn nicht ansehen. Anscheinend hatte er mich noch nicht bemerkt.

Tue es! Jetzt!

Ich nahm alle Kraft zusammen, biss mir auf meine Lippe und drückte anschließend mit zittrigen Fingern ab.

Mit einem lauten Knall verließ die Kugel den Lauf und zischte mit metallenem Klirren durch die die Luft. Die Schiene der Pistole schmetterte zurück und katapultierte meinen Oberkörper ein wenig nach hinten.

Ein tiefer schmerzerfüllter Schrei hallte durch die Wände des Hauses.

Die Kugel landete binnen Sekunden mit einem ekelerregenden Geräusch direkt in der Mitte des braunhaarigen Hinterkopfes, der kurze Zeit später völlig blutüberströmt, mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden aufschlug. Eine dunkelrote Blutlache bildete sich auf dem Parkett.

Ich schloss die Augen, das wollte ich mir nicht länger ansehen...

Ein weiterer Schrei.

Erst wenige Sekunden später fiel mir auf, dass ich die war, die den Schrei ausgestoßen hatte.
Immer noch völlig außer mir, öffnete ich die Augen wieder.

Doch da war keine Pistole mehr. Kein Blut. Kein toter Mann.

Ich lag schweißgebadet und tränenüberströmt in einem dunklen Raum. Nachdem sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten, begann mein Gehirn wieder zu arbeiten.

Ich befand mich auf dem Sofa in Lee's Villa.
Mein Herz hämmerte immer noch so stark, das es weh tat und ich keuchte, als wäre ich einen Marathon gerannt.
Beruhige dich Liv, es ist alles gut, es war nur ein Traum. Nur ein doofer Alptraum. Versuchte ich mir beschwichtigend einzureden.

Ein doofer Alptraum, ein grausames Kopfkino das mir, seit dem was passiert war, immer wieder unruhige Nächte bescherte...früher quälte ich mich fast jede Nacht durch und wollte vor Angst am liebsten gar nicht mehr schlafen gehen. Mittlerweile kam es zum Glück nicht mehr so häufig vor, ich hätte es auch nicht mehr lange ausgehalten...

Ich stand auf. Meine Beine zitterten immer noch, trotzdem schaffte ich es irgendwie eines vor das andere zu setzen und mich die Treppen herunter zu hiefen.

Im ganzen Haus war es still und dunkel. Lee und die anderen waren also immer noch nicht da.

Da ich gerade einen super realistischen und unglaublich angsteinflösenden Alptraum hatte, erschien mir das leere, große Haus noch gruseliger.

Angsterfüllt tapste ich in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen. Ich traute mich nicht das Licht anzumachen, also blieb ich im Dunkeln stehen.

Als ich das Glas gerade an meine Lippen ansetzen wollte, sprang plötzlich mit einem lauten Knarren die Haustüre auf. Ich zuckte zusammen.
Völlig starr vor Schreck blickte ich angstverzerrt zur Türe.

Bad Boy. Good lips. Where stories live. Discover now