Kapitel 51 - Teil 2

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„Jayden?", erkenne ich den jungen Mann, der mit einem wunderschönen Blumengesteck in der Hand in den Raum tritt. Erschrocken bleibt er stehen und schaut uns mit großen Augen entgegen. Im Augenwinkel sehe ich, wie Kian die Kette wieder in die Box legt und das Fach verschließt, aber das Notizbuch, welches er aus meiner Hand nimmt, unter seiner Jacke versteckt.

„Emmelin? Was machst du hier? Das ist das Zimmer des Königs? Dafür kannst du große Schwierigkeiten bekommen", sagt er leise, aber mit so viel Sorge, dass auch ich beginne Panik zu verspüren. Bevor ich etwas erwidern kann, blickt er zu Kian. Sein Blick ist Wut erfüllt und es ist klar ersichtlich wie verärgert er ist.

„Was fällt dir ein sie so in Gefahr zu bringen!", beschuldigt er Kian zornigen. „Selbst du kannst keine Erklärung dafür haben hier im Zimmer zu sein." Jayden hat recht. Es ist sehr riskant hier im Zimmer zu sein, aber er kennt die Dringlichkeit nicht.

„Gärtner, du lässt das mal meine Sorge sein. Ich würde Emmelin niemals in Gefahr bringen und zeig mir etwas Respekt. Ich bin immer noch der Prinz", prescht Kian hervor und die Arroganz ist wieder zu hören.

„Würdest du sie wirklich vor Gefahr schützen, wäre es auf dem Ball nie so weit gekommen wie es ist", setzt er zähnefletschend hinzu. Das sitzt. Nicht nur meine Augen, sondern auch die von Kian sind weit aufgerissen. Plötzlich tauchen die Bilder vor mir auf. Ich fühle wieder wie meine Kehle zugedrückt wird. Kians Gesichtszüge werden traurig. Er macht sich immer noch Vorwürfe wegen des Abends und Jayden hat ihn in seiner Vermutung bestärkt, dass die Schuld tatsächlich bei ihm liegt. Sein gequälter Gesichtsausdruck reißt mich aus meiner eigenen Starre und ich schüttele langsam den Kopf.

„Es war nicht deine Schuld", flüstere ich so leise, dass Jayden es nicht hören kann. Aber auch in Jaydens Augen funkeln, die Vorwürfe, die er sich macht. Von denen ich bis jetzt nichts wusste. Ich will gerade etwas erwidern, als ein Alarmton erklingt, welcher uns alle erschrocken zusammenfahren lässt. Der schrille Ton schießt durch die Stille an mein Trommelfell, dass er eine sofortige Panik in mir auslöst.

„Feueralarm?", spreche ich meinen Gedanken laut aus.

„Keine Ahnung, aber das gibt uns, die perfekt Möglichkeit, hier wegzukommen." Kian nimmt meinen Arm und zieht mich zur Türe. Er scheint immer noch verärgert über Jayden, denn er drückt meinen Arm beinah schmerzlich.

„Kian", sage ich und er lässt abrupt ab. Kurz späht er durch die Türe und schon schreiten wir den Gang entlang, dicht gefolgt von Jayden.

Auf einmal vernehmen wir Schreie, sehen Menschen panisch die Gänge entlang rennen und Männer in schwarzer Kleidung mit Masken und Schwertern sie verfolgen. Kein Feueralarm. Werden wir angegriffen? Merah wurde noch nie angegriffen, zumindest nicht so lange ich lebe? Ist das nur ein verdrehtes Spiel des Königs? -Wie mache ich meine Bediensteten gefügig und mich fürchten. Als ich sehe, wie eines der Schwerter auf einen der Abgeordneten hinunterrast und diesen bluten am Boden zurücklässt, wird mir die Ernsthaftigkeit der Lage klar. Kein Spiel, das ist Real!

„Irgendetwas stimmt hier nicht", bemerkt Kian schockiert. Wir beginnen in die andere Richtung zu laufen. Jayden dicht neben mir, was ein Gefühl von Sicherheit in mir auslöst. Wir folgen Kian, der ein paar Schritte vor uns geht. Als auch von den anderen Gängen Schreie ertönen, öffnet er eine Türe und schiebt Jayden und mich in den kleinen Raum.

„Bleibt hier. Ich schaue was los ist", sagt er an mich gerichtet mit einem besorgten Blick. Mein Mund ist so trocken, dass das Schlucken schmerzt und tränen brennen in meinen Augen. Mein Körper bebt und mein Herzschlag, wie so oft an diesem Tag, schießt in die Höhe. Neben den Schreien und dumpfen Geräuschen von auf Boden fallenden Körpern wird auch das Rauschen in meinen Ohren lauter. Kian wendet sich an Jayden und verhärtet den Blick. „Ich sagte doch, ich bring sie nicht in Gefahr." Er schließt die Türe und lässt uns im Dunkel stehen. Die Dunkelheit jagte mehr Angst in mich. Ich verspüre wie meine Sinne langsam betäubt werden und einer Ohnmacht nahe sind. Verzweifelt kämpfe ich gegen sie an. Versuche einen Halt zu finden. Angestrengt blicke ich mich in dem kleinen Raum um.

Die AusleseWhere stories live. Discover now