Kapitel 43

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Schnell komme ich wieder in die gewohnte Routine. Rosalee und Charlotte dürfen heut wieder mit der normalen Emmelin arbeiten und schon macht alles wieder mehr Spaß. Ich gehe gerade in den Vorratsraum, um noch ein weiteres frisches Handtuch für eines der Zimmer zu besorgen, als mir Kian über den Weg läuft. Beinah vergesse ich zu knicken, doch das hätte ihn wahrscheinlich nicht gestört.

„Kian, was machst du denn hier?", frage ich ihn flüstern. Es hat mich sowieso schon immer interessiert, was er hier auf dem Flur zu suchen hat. Er grinst mich an.

„Ehrliche Antwort?", will er neckend wissen und ich nicke ihm zu. „Ich habe dich gesucht", seine Erklärung überrascht mich, was ihn noch mehr amüsiert.

„Wieso das denn?"

„Ich wollte fragen, ob du Lust hast heute Abend wieder gemeinsam den Nachthimmel zu erkunden? Ich habe ein paar spannende Bücher in der Bibliothek gefunden, die dir gefallen könnten." Noch verwirrter, kaue ich auf meiner Unterlippe.

„Du musst nicht, wenn du nicht möchtest", sagt er etwas unsicher. Ich schüttele schnell den Kopf.

„Das ist es nicht. Aber ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist, wenn wir gemeinsam gesehen werden. Immerhin bin ich nur eine Ari und du der Prinz. Könntest du keine Probleme von deinem Vater bekommen?", versuche ich ihm mein Zögern zu erklären.

„Mache dir meines Vaters willen keine Sorgen, immerhin bin ich der Prinz", sagt er lachend. „Ich darf beinah alles. Ich kenne einen anderen Platz, an dem wir uns die Sterne anschauen können, ohne Gefahr zu laufen, von jemand gesehen zu werden. Was sagst du?", fragt er geheim und vorfreudig.

Mein neues ich ist abenteuerlustig und neugierig geworden und ich Stimmer zu. Schnell verabschiedet er sich von mir. Ich laufe zurück auf das Zimmer und entdecke Rosalee im Türrahmen. Oh nein sie hat alles gehört. Sie schaut mich vielsagend an.

„Was hattet ihr denn zu bereden?", fragt sie neugierig und auch etwas neckend. Sie lässt ihre Augenbrauen zweimal nach oben wackeln und beginnt zu lachen.

„Nichts", ist alles, was ich beschämt herausbringe, erwischt worden zu sein.

„So sah es nicht aus. So wie du ihn angegrinst hast", sagt sich weiterhin lachend. Der Prinz ist Kian mein Freund geworden. Die Angst, die ich sonst hatte, wenn mein Blick den seinen traf, ist geflohen und von einem Lächeln ersetzt worden. Aber nicht von der Art wie Rosalee andeutet.

„Ich hab ihn doch nicht angegrinst!", sage ich etwas zu empört, was Rosalee noch mehr zum Lachen bringt.

„Natürlich nicht", sagt sie ironisch und klopft mir auf die Schulter. Ich verdrehe meine Augen und hoffe, dass Charlotte das Gespräch nicht mitbekommt. „Wo ist eigentlich das Handtuch, das du holen wolltest?", fragt sie und fällt erneut ins Lachen. Schnell eile ich zurück und hole es.

*

Beim Mittagessen sitzen Rosalee und ich alleine. Wir sind etwas spät dran und die meisten sind schon wieder zurück an der Arbeit.

„Also was läuft da zwischen dir und dem Prinzen?", will Rosalee plötzlich wissen. Die Frage trifft mich so unerwartet, dass ich mich verschlucke und mehrmals husten muss, um wieder normal zu atmen.

„Rosalee spinnst du! Nicht so laut! Außerdem läuft da nichts", gebe ich etwas gereizt zurück und überprüfe schnell, dass sie keiner gehört hat.

„Jaja, rede dir das nur ein. Vor dem Ball noch ist er arrogant und missbilligt. Und auf einmal lächelt ihr euch an. Ich hab doch zwei Augen", sagt sie schnell rechtfertigend. Wieder verdrehe ich meine Augen und atme tief durch. Ich brauche eine Antwort und die schnell, sonst würde Rosalees Fantasie noch mit ihr durchgehen.

Die AusleseWhere stories live. Discover now