Kapitel 38 - Teil 3

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"Wer ist da?" brüllt er während er seine Hände zu Fäusten ballt.

"Kian ich wollte sichergehen, dass es dir gut geht. Wir haben dich beim Frühstück vermisst. Dein Vater wollte dich sprechen." Ich erkenne die Stimme seiner Mutter, die sich wirklich zu sorgen scheint. Erneut verdreht er die Augen und schnaubt genervt. Für einen Augenblick sehe ich den Prinzen wieder vor mir und Kian verschwindet für einen Bruchteil.

"Ranya sag meinem Vater das ich später vorbei komme." Er scheint sehr gereizt und versucht sie loszuwerden. Aber ich denke, dass hat wohl mit meiner Anwesenheit zu tun. Als wir hören wie sie sich wieder von der Türe entfernt, dreht er sich wieder mir zu und seine Züge werden sanfter.

"Meinetwegen musst du nicht den ganzen Tag auf deinem Zimmer bleiben. Ich will dich nicht von deiner Familie trennen. Und deine Mutter hat wirklich besorgt geklungen." Schlage ich ihm nun etwas schuldig vor, weil er Babysitter spielen muss. Wegen meiner kleinen Eskapade muss er seiner Familie fern bleiben. Das machst du echt super Emmelin oder nicht-Emmelin wer auch immer du gerade bist.

"Sie ist nicht meine Mutter" sagt er etwas harsch, aber auch etwas geistesabwesend. Schnell schüttelt er den Kopf. Als könne er damit das gesagte rückgängig machen und fügt schnell hinzu, "Mach dir keine Sorgen ist schon in Ordnung. Mein Vater will wahrscheinlich nur wissen was vorgefallen ist." Unbewusst sehe ich, wie er sich über seine rechte Hand streift und erst jetzt bemerke ich die Lasuren. Die Knöchel sind rot, aufgeplatzt und sehr wund. Erschrocken ziehe ich die Luft ein. Das ist alles meine Schuld. Als Kian meinem Blick folgt, legt er schnell seine andere Hand darüber.

"Das ist halb so schlimm" winkt er ab. "Willst du noch eine Runde spielen?" versucht er das Thema zu wechseln, aber ich lehne dankend ab. Noch einmal verlieren macht keinen Spaß. Die Stille wird plötzlich etwas unangenehm, weshalb ich es bin die sie nun unterbricht.

"Was wolltest du mich fragen bevor deine Mu...bevor die Königin geklopft hat?"

"Oh ja, emm...ich wollte gerne etwas mehr über dich erfahren. Wenn es dir recht ist. Wo bist du geboren? Wo bist du aufgewachsen? Was arbeiten deine Eltern? Was hast du gemacht bevor du hierher gekommen bist? Hast du Geschwister? Wie ich sehe spielst du etwas Schach, kennst dich mit Blaumeisen aus und liegst nachts im Gras um Sternen zu beobachten. Aber das ist alles was ich weiß." Die Fragen sprudeln nur so aus ihm heraus und bei der Erwähnung meiner Eltern zucke ich etwas zusammen.

"Über mich gibt es wirklich nicht viel zu erzählen und es steht alles in meinen Papieren." Kurz frage ich mich, ob er sie nicht einsehen darf oder ob er versucht es zu verheimlichen.

"Oh ja die Papiere. Nein, diese darf nur der König und Madam Pilo einsehen. Aber ich denke mein Vater vertraut auf Madam Pilos Erfahrung die Mädchen zu wählen, weshalb er wahrscheinlich selber sie nicht gesehen hat."

"Also ist Madam Pilo diejenige die, die Mädchen wählt?" frage ich verwirrt.

"Für die meisten ja. Ein paar wenige werden auch von der Königsfamilie ausgewählt. Aber für den größten Teil ist es Madam Pilo" erklärt er geduldig. Doch ich sehe wie die Wissbegierde in seinen Augen brennt. Er hat dich gerettet und passt auf dich auf, das mindeste das du tun kannst sind ihm ein paar Fragen zu beantworten, meckert mein Verstand.

"Also gut, aber wir machen es so. Für jede Frage die du stellst, darf ich dir eine stellen." Ich weiß nicht wo ich plötzlich den Mut her habe so mit dem Prinzen zu sprechen. Aber alles was ich bis jetzt beobachtet habe ist, dass er hier in seinen eigenen vier Wände keinen Wert darauf legte das ich mich ihm unterordnen müsste. Außerdem ist er heute Kian und ich nicht-Emmelin. Und ohnehin wenn er mich des Palastes verbannen will hat er inzwischen hunderte von anderen Gründen.

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