Kapitel 44

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Die letzten zwei Tage ist mir Kian nicht mehr über den Weg gelaufen. Weder im Garten, noch auf dem Flur oder sonst irgendwo. Ich habe begonnen zu glauben, dass ich etwas falsch gemacht habe. Ich überfliege unser letztes Gespräch, kann aber keinen Fehler entdecken. Die letzten zwei Abende war ich so müde, dass ich gleich nach dem Abendessen ins Bett gegangen bin. Außerdem hatte ich keine Lust wieder von Spekulationen von Rosalee und Jayden zu hören.

Heute sitze ich alleine am Brunnen im Vorgarten. Rosalee und Kalea sind bereits im Bett und Jayden muss irgendeine extra Arbeit erledigen. Der Wind weht sanft durch mein Haar und die kalte Luft vertreibt die Müdigkeit. Nur das Geräusch, des plätschernden Wasser, tritt an mein Ohr.

„Emmelin?", höre ich plötzlich Kian hindern mir. Erschrocken fahre ich herum und blicke ihm entgegen. Ich lächle zaghaft, sage aber nichts. Er macht eine Handbewegung und deutet mir an ihm zu folgen. Schweigend, schleiche ich ihm hinterher, den Turm hinauf und auf das Plato.

„Es tut mir leid, dass ich die letzten Tage abwesend war... Ich... Ich hatte viel zu... Viel zu tun", sagt er etwas stottern mit dem blick nach unten gerichtet. Seine Stimme klingt, wie meine, wenn ich nicht lügen will. Aber etwas verheimlichen muss. Er atmet tief durch und schaut mir direkt in die Augen. Neugier glitzert in ihnen, aber auch Angst und Ungewissheit.

„Hättest du Lust unser Fragespiel von vor ein paar Tage weiterzuführen? Ich würde gerne mehr über dich erfahren?", fragt er mit einem schüchternen Lächeln auf den Lippen. Unklar, was er wissen will, nicke ich etwas ängstlich.

„Darf ich anfangen?", fragt er und wieder nicke ich. „Wie heißen deine Eltern?" Seine Frage ist wie ein Schlag in den Magen. Entsetzt ziehe ich die Luft ein und schlinge meine Arme beruhigend um meine Brust. Bei Nacht quälten mich die Bilder vom Feuer. Tagsüber gelingt es mir inzwischen, die Türe geschlossen zu halten. Doch mit einem Stoß bricht er sie auf.

„Wieso willst du das wissen?", frage ich entsetzt und spüre wie eine Träne meine Wange herunterrollt. Er muss schwer schlucken.

„Tut mir leid... Ich wollte dich nicht traurig machen. Ich möchte nur mehr über dich erfahren", sagt er liebevoll und tätschelt meine Schulter. Was soll's? Willst du, dass er wieder auf Distanz geht? Oder sich ganz abwendet. Sag einfach! Rät mir mein Verstand.

„Jasmin und Willem", sage ich mit zittriger Stimme. So jetzt wir. Das Spiel mit unangenehmen Fragen bekommen wir auch hin, oder?

„Wie ist der Name deiner Mutter?", frage ich herausfordernd mit einem blick der sagt - fühlt sich nicht schön an solche Fragen, oder? -. Bei der Traurigkeit, die sich in seine Augen schleicht, bekomme ich gleich ein schlechtes Gewissen.

„Nur fair", sagt er und antwortet, „Amara." Den Namen habe ich schon einmal gehört, ich kann mich nur nicht erinnern wo. Bevor ich in meinen Erinnerungen auf die Suche gehen kann, höre ich auch schon seine nächste Frage.

„Bevor du hier im Palast ankamst vor ein paar Wochen, warst du schon einmal davor hier?" Was soll denn die Frage? Ich schüttele verwirrt den Kopf. Die Stimmung zwischen uns ist angespannt und fühlt sich beklemmend an. In seinen Augen kann ich ablesen, dass er ein Ziel verfolgt, aber ich kann einfach nicht erklären welches.

„Wieso hast du mir am Abend des Balles geholfen?" Meine Frage wirft ihn aus der Bahn. Er wirkt etwas entsetzt, aber auch überrascht.

„Du brauchtest Hilfe. Wieso sollte ich dir nicht helfen?"

„Weil ich nur eine Ari bin", gebe ich etwas trocken zurück. Und du dich davor wie ein arroganter Mistkerl benommen hast, füge ich in Gedanken hinzu. Ich habe mich das schon ein paar Male gefragt. Er war nicht zufällig an der Situation vorbeigekommen, sondern musste uns gefolgt sein. Dafür muss es einen Grund geben. Meine Antwort scheint ihn zu überraschen und traurig zu Stimmen.

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