Kapitel 28

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Emilia PoV

Ich sah nämlich nichts. Nur gähnende Leere starrte mit zurück. Verwirrt drehte ich meinen Kopf zu Freya. "Ich versteh das nicht." Sie kam einen Schritt näher. Ich machte ihr Platz und stellte mich mit immer noch gekrauster Stirn neben meine Schwester. Währenddessen hockte sich Freya, sowie ich vorher, hin. Langsam streckte sie ihre Hand zum offenen Fach aus. Von der oberen linken Ecke, fuhr sie langsam mit gekräuselten Fingern die Diagonale ab. Dann drehte sie sich wieder um. "Hier wurde glaube ich ein komplexer Tarnzauber verwendet.", prüfend, ob jemand uns zuhörte, drehte sie sich zur Tür. "Die magische Barriere kann zum Beispiel nur durch gekennzeichnete Magie, also eine bestimmte Hexe, ausgelöst werden, ein bestimmtes Objekt, oder Blut. Ich bin mir nicht ganz sicher was es hier ist, es gibt nie irgendwelche Hinweise, wie man den Zauber brechen kann. Deswegen sind sie auch so komplex. Es liegt also an euch, ob ihr das damit kommende Risiko eingehen wollt, irgendwelche Fallen einzulösen.", sie blickte uns an und biss sich auf die Unterlippe.

"Es muss irgendwas naheliegendes sein.", warf Clarisse ein. Ich nickte zustimmend. "Es wäre das schlauste gewesen, um sicherzustellen, dass das, was dort drin versteckt ist, auch nur wir bekommen, wenn es an unser Blut zu binden." Diesmal schüttelte Freya langsam ihren Kopf: "Das wäre eher Dummheit. Als eure Eltern das Schließfach anlegten, lebte der Großteil eueres Zirkels noch. Ihr seid eine Familie, viele haben ähnliches Blut wie ihr." Das stimmte allerdings. "Damit wäre auch das Risiko zu groß." Nein, das konnte also nicht sein. Auch ein Gegenstand war eher unwahrscheinlich. Er hätte bei Kindern leicht verloren gehen können. Dann konnte es, laut Freya, nur noch die.. "Magie!", rief Clarisse eine Spur zu laut. Mein Blick flog sofort wieder in Richtung der Tür. Nichts regte sich dort. Zum Glück. Als ich meinen Blick wieder Freya und meiner Schwester zuwandte, sah ich, dass auch Freya diese Lösung am schlüssigsten fand.

Klaus PoV

Ich war die letzte Stunde vollkommen in mein Malen vertieft gewesen. Es war ein Landschaftsgemälde entstanden. Noch unvollendet. Alles hatte ich in groben und ungenauen Pinselstrichen gelassen. In der Mitte des Bildes zog sich ein quitsch-gelber Blitz durch eine dunkle, schwere Wolkendecke. Es war zufällig entstanden. Ich hatte einfach angefangen. Es musste also irgendwie auf meinen Gemütszustand zurückführen. Doch obwohl, ich in dieser Zeit kaum einmal geruht hatte, waren ab und zu meine Gedanken zu den drei geschweift. Klappte alles? Waren sie zufrieden mit dem, was sie fanden? Ich checkte nochmal die Uhr. Es war wirklich schon eine Stunde vergangen. Eine Stunde, ohne dass sich einer von ihnen gemeldet hatte. Aber das musste ja nicht gleich das schlimmste heißen, oder? Ich rieb mir mit meinen Handballen über die Augen, bis ich nichts als Flecken sah.

Emilia PoV

"Okay", sagte ich. "Was muss ich machen?", fragte Clarisse einen Moment später. Mit großen Augen schaute ich sie an. Nein, ich würde die Barriere brechen. Schließlich waren alle Ereignisse, die in letzter Zeit passiert waren, meine Schuld gewesen. Dank mir war Clarisse jetzt hier, hatte durch den Kampf einige Familienmitglieder verloren und... ich musste einen kühlen Kopf bewahren. "Nein, kommt nicht in Frage.", presste ich also hervor. "Ich werde es machen. Ich habe dich hier mit reingezogen, also lass mich dich aus diesem Schlamassel auch wieder rausholen." Sie trat einen Schritt näher an mich heran. Jetzt sah ich nur noch sie, Freya hatte ich ausgeblendet. "Emilia. Es ist meine Bürde. Ich habe so lange darauf gewartet, dass ich das Fach endlich öffnen kann. Außerdem ist es viel wahrscheinlicher, dass meine Magie der Schlüssel ist." Sie lächelte mich warmherzig an. "Ich habe wenigstens 5 Jahre meines Lebens bei ihnen gelebt, es wäre viel logischer meine zu benutzen. Woher hätten sie auch wissen sollen, dass wir beide uns je treffen würden!" Damit hatte sie einen Punkt, aber... nein. Nein!!! Ich schüttelte meinen Kopf. Jetzt akribischer. "Nein. Nein. Es ist viel zu gefährlich. Du könntest sterben! Das könnte ich nicht verantworten. Ich dahingegen, bin unsterblich. So leicht kann mich nichts umbringen. Vampir und Hexe vereint, was soll da noch kommen?" Ich musste lachen. Clarisse schaute mich immer noch an. Doch diesmal sah ich, wie es in ihrem Kopf arbeitete. Denn ich hatte einen Punktausgleich erzielt. "Bitte.", ich nahm ihre Hände. "Lass mich das erledigen." Nach einer Weile begann sie zu nicken und drückte meine Hände. Damit fiel mir ein Stein vom Herzen.

Gemeinsam drehten wir uns zu Freya um, die das Ganze ganz genau beobachtet zu haben schien. "Was muss ich machen?", wiederholte ich die Frage meiner Schwester. "Es sollte eigentlich reichen, wenn du deine Hand, wie ich vorhin, davor hältst und dann.. naja.. durch die Barriere greifst. Hoffen wir mal, dass alles gut geht. Sonst...", sie sprach nicht weiter. Und ich war ihr dankbar dafür, denn mittlerweile fühlte sich mein Hals trocken und eng an.

Mit einiger Überzeugung meinerseits, machte ich einen Schritt vorwärts. Noch einen. Dann kniete ich mich davor. Mein totes Herz, begann wie wild zu klopfen. Ich blickte nochmal über meine Schulter und bemerkte, wie Freya Clarisse auf die andere Seite des Raumes gebracht hatte. Wenn doch etwas passieren würde, war ich dankbar.

Ohne nochmal groß zu überlegen, reichte ich mit meiner linken Hand in das Schließfach. Ich hielt die Luft an und... nichts passierte. Erleichterung machte sich in mir breit. Es hatte tatsächlich funktioniert! Ich drehte mich um und grinste die beiden erleichtert an. Doch wie sie mich anguckten... Der Schock war vor allem meiner Schwester ins Gesicht geschrieben. "Emilia, deine Augen und Ohren...", Clarisse schluchzte. In dem Moment setze ein so heftiger Schmerz in meinen ganzen Körper ein, dass ich nicht mehr klar denken konnte. Es brannte. Alles brannte! Als würde ich bei lebendigen Leib verbrannt werden. Ein Schrei entschlüpfte meiner Kehle.

Wir hatten doch die falsche Wahl getroffen.

My Boyfriend- Klaus Mikaelson FFWhere stories live. Discover now