Kapitel 100

8.9K 212 98
                                    

Skys pov

Ich war nie ein besonders philosophischer Mensch gewesen, aber vier Wochen in Einsamkeit war mehr als genug Zeit um mich mit Gedanken auseinanderzusetzen, die ich lieber verdrängt hätte.
Das schlimmste waren die Albträume. Jede Nacht hatte ich Angst in den Schlaf zu driften da ich genau wusste was mich erwartete, aber es war alles nutzlos. Corinne, Bryce, brendon und sogar Jackson wechselten sich regelmäßig darin ab mich in schrecklichen Szenarien zu quälen.

Dagegen war sogar der Moment des Aufwachens eine Erlösung, selbst wenn das bedeutete, dass ich für einen kurzen Moment dachte ich wäre in meinem Zimmer nur um einige Sekunden später mit der harten Realität konfrontiert zu werden.

Brendon besuchte mich regelmäßig in dem dunklen Kerker oder was auch immer das war. Anfangs nur um mir essen zu bringen. Nachdem ich ihn dann einmal mit einer Gabel versucht hatte abzustechen sah ich ihn zwei Tage lang gar nicht und stattdessen kam Vladimir. Ich wehrte mich, trat um mich jedes Mal wenn er erschien und seine Kommentare ablieferte und suchte fieberhaft nach Wegen aus diesem verließ. Der Mangel an Tageslicht raubte mir jedoch ziemlich schnell die Energie und nach einer Woche dämmerte es mir so langsam, dass es keinen Ausweg gab. Es war hoffnungslos.

Keine Ahnung welche Kranken „brüderlichen" Triebe brendon leiteten, aber eines Tages erschien er wieder in der Tür mit einer Waffe in der Hand.

„Du ziehst um" sagte er schlicht während die Waffe in meinen Rücken gedrückt war.

Das war das erste mal dass ich die Sonne sah und das neue UNG Revier. Es sah aus wie ein riesiges leer stehendes Industriegelände, aber als wir eines der Gebäude betraten erfüllten Stimmen und Gelächter die Luft und Menschen liefen überall herum.
Falls es überhaupt möglich war, war die Ausstattung inklusive Waffen noch größer geworden.

„Und ihr habt keine Angst hier entdeckt zu werden?" fragte ich erstaunt während brendon lachte.
„Sky, das ganze Gelände gehört uns. Wenn uns wer hier was sagen will muss er es erst mal hierhin schaffen."

Ich bekam ein Zimmer mit Bett und einem Fenster, Gott sei Dank. Da war allerdings auch wieder Schluss mit der geschwisterlichen Großzügigkeit. Handschellen wurden mein neuer Begleiter und der einzige menschliche Kontakt war brendon, jeden Tag, mehrere Stunden lang.

Ich hasste ihn, ich tat es wirklich, aber wochenlange Isolation lassen dich durchdrehen.
Und da ich begann mein Schicksal zu akzeptieren konnte ich auch das beste draus machen, selbst wenn das Kaffekränzchen mit Satan bedeutete.

Wir unterhielten uns viel und ich war mir ziemlich sicher ihn genauestens durchschaut zu haben. Er war skrupellos und gestört, aber all das rührte von einem Kind das innerlich kaputt und bemitleidenswert war. Er strebte nach Liebe und Anerkennung und das in erschreckendem Ausmaß. Außerdem hatte er ein Aggressionsproblem und war einfach ein manipulativer, aber nicht unbedingt sehr intelligenter Narzisst.

Wenn man nur seinem Ego ein wenig schmeichelte bekam man fast jede Information aus ihm raus, zudem war über seine Gang Affären zu reden seine größte Passion.

„Wir kommen dem Deal immer näher Sky. Die Serben machen den Russen richtig Druck" musste ich mir jeden Tag anhören. Dass ich darauf nicht grade euphorisch reagierte bemerkte er entweder nicht oder aber es war ihm egal.

Trotzdem fand ich es merkwürdig, dass der ach so große Deal nie ganz besiegelt wurde.
Bis brendon heute in mein Zimmer kam.

Bad Mafia BossWhere stories live. Discover now