Kapitel 99

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Bryce pov

„Okay Boss, also wie sieht's aus?" empfing mich Grayson die Sekunde die ich in unser Revier zurück kehrte. Ich lief unbeirrten Schrittes zum Besprechungsraum und gab ihm ein Handzeichen mir zu folgen.

„Wir müssen uns mit der Suche nach Sky etwas besseres einfallen lassen" sagte ich während meine Männer eintrudelten.
„Wir haben bis jetzt nix gerissen und wer weiß ob sie nicht schon tot in irgendeinem Keller liegt!!!"
Ich lief nervös auf und ab.
Auf und ab. Auf und ab.
Auf und ab.
„Wir müssen wen anheuern. Grayson, was war mit dem einen Typen der damals für unseren Tschechischen Deal spioniert hat?"

„Du meinst Trucker?"

„Genau den. Es ist mir egal was du ihm zahlst oder ob du ihm eine Kugel ins Bein jagen musst aber wir müssen ihn nutzen um Sky zu finden!!!"

„Boss!!" sagte Rüdiger und ich fuhr herum. Ich merkte dass ich total hitzig war und der Rest der Männer still und betreten da saß.

„Was?"

„Du warst bei den Russen und dein erster inschtinkt ist es weiter nach Sky zu suchen?? Findest du nicht du übertreibst es ein wenig?"

Ich hielt einen Moment inne, dann stützte ich mich mit meinen Händen auf den Tisch vor ihm ab und beugte mich zu ihm.

„Ich weiß was ich tue, mach dir da mal keine Sorgen."

„Oh doch und wie ich mir Sorgen mache. Das tun wir alle. Um den Deal und auch bisschen um... um deine ähm.. psychische.. Verfassung."

Rüdiger blickte Hilfesuchend Grayson an der sich räusperte.

„Hör mal, du weißt du hast unsere Loyalität, aber... in letzter Zeit wirkst du einfach etwas überfordert. Das ist auch okay aber mit dem Deal und Sky und Vladimir und allem dachten wir uns dass vielleicht... jemand anders für kurze Zeit die Führung übernehmen sollte" warf dieser vorsichtig ein.

„Bitte was??!!!"

„Es ist nur ein Vorschlag Bryce. Lass es dir einfach durch den Kopf gehen. Und ich hab da etwas, dass dir helfen könnte..." sagte Grayson und zog einen Umschlag aus seiner Jacke hervor. Er war etwas vergelbt und in einer mir sehr vertrauten Handschrift stand mein Name.
„Dein Vater gab ihn mir schon vor einer Weile.."

Ich nahm wie versteinert den Brief in die Hand. Das konnte nicht sein. Wie konnte ein Mann einen sogar in seinem Tod verfolgen?

„Die Besprechung ist beendet" sagte ich tonlos und alle verließen den Raum.
Ich starrte den Umschlag an und etliche Fragen geisterten in meinem Kopf, die sich nur durch das öffnen beantworten lassen konnten.

Okay Bryce tu es sei nicht so ein baby.

Ich öffnete den Umschlag und zog den Brief heraus.

Bryce,
Wenn du das liest heißt das vermutlich, dass ich tot bin. Vielleicht sogar ganz zu deiner Freude. Ich weiß, dass ich kein guter Vater gewesen bin, aber das bereue ich nicht. Ich habe schon lange vor deiner Geburt die Entscheidung getroffen, die Mafia über alles andere zu stellen. Auch über dich. Du hast es nie nachvollziehen können, aber ich nehme an, dass du jetzt selbst eine Kostprobe vom Leben als Mafia Boss bekommen hast und mit den Nerven am Ende bist. Ich habe Grayson nämlich gesagt, er soll dir den Brief geben wenn nichts mehr zu funktionieren scheint, denn nur in absoluter Verzweiflung würdest du den Worten deines Vaters überhaupt Aufmerksamkeit schenken. Siehst du, ich kenne dich doch ganz gut.
Wie du also bestimmt gemerkt hast, ist das Leben als Mafia Boss kein Kinderspiel. Ganz im Gegenteil. Es wird dich vieles kosten und du wirst dich oft fragen, ob es das alles wert ist.
Vertrau mir wenn ich dir sage, dass du solche Zweifel nicht mal zulassen darfst. Du steckst in diesem Leben schon zu tief drin und das einzige was bleibt ist weiterzumachen und nach vorne zu schauen. Glaub mir, ich spreche aus Erfahrung. Wenn du dich von deinen Gefühlen leiten lässt wird es dich nur in einen tiefen Abgrund stürzen der dich und die gesamte Mafia verschlingt. Du traust dir vieles nicht zu weil du dir nicht eingestehen willst, dass du so bist wie ich. Aber du wirst noch verstehen, dass das keineswegs etwas schlechtes ist. Du bist mein Sohn, du bist zur Hälfte ich. Und deswegen weiß ich, dass du es schaffen wirst, ein guter Mafiaboss zu werden. Und wenn es das einzige ist, was du von mir mitnehmen kannst.
Dein Vater

Ich schluckte und lies den Brief auf den Tisch fallen.
Eine Hand berührte meine Schulter und als ich aufsah, blickte Grayson mich ernst an und bedeutete mir mit einem Handzeichen ihm zu folgen.
Wir liefen den Flur hinunter und fuhren mit dem Fahrstuhl nach unten.
Das Sonnenlicht blendete mich, als wir auf die Straße traten. Es war gefühlt Ewigkeiten her, seit ich bei Tag draußen war.

Draußen spielten Kinder mit einem Ball, die Straße war mit bunter Kreide bemalt und vor dem heruntergekommenen Häusern waren Frauen, die die zerlumpte Kleidung ihrer Kinder mit Nadel und Faden reparierten.

„Diese Menschen sind alle auf dich angewiesen. Auf die Mafia", sagte Grayson.
„Ich werde nicht so tun, als wüsste ich was Sky dir bedeutet, aber ein einzelnen Menschen über das Leben von einem ganzen Dorf zu stellen ist ein Luxus, den du dir als Boss nicht leisten kannst. Du hast Verantwortung, Bryce. Menschen verlassen sich auf dich...dein Vater verlässt sich auf dich."

Wie betäubt nahm ich seine Worte wahr und dann merkte ich nur noch, dass ich nickte.
Er hatte recht.
Mein Vater hatte Recht.
Ich durfte diese Menschen nicht im Stich lassen.
Ich würde tun müssen, was auch immer nötig war.

Bad Mafia BossWhere stories live. Discover now