. _ _ _ _ . . . . . The Reichenbachfall

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"Denn dann werde ich dir sagen, dass ich nicht vorhabe, zu gehen. Nicht mehr."

Diese Worte spukten mir noch immer im Kopf herum, als ich mit zitternden Händen die digitalen Tasten drückte.
Mein Daumen schwebte über dem grünen Butten auf dem hell erleuchteten Display.
Ich sah auf, in Jim's braune Augen. Er nickte mir zu. Ich drückte auf ‚Senden'. Die Buchstaben verschwammen vor Mienen Augen zu einer undeutlichen grauen Masse.

Ich warte auf dem Dach....'

„London sieht wirklich schön aus von hier oben." Beeindruckt starrte ich erneut über den Rand des Krankenhausdaches hinweg auf die unzähligen Bauten aus Glas und Beton. Wind kam auf und ich zog den Reißverschluss meiner Jacke noch ein Stück weiter nach oben. „Ein wenig wärmer könnte es ja sein, aber ansonsten.... Jim - glaubst du, sie kommt? Hoffentlich erinnert sie sich an das Krankenhausdach. Ich hatte ihr eigentlich genug darüber erzählt und sie müsste es eigentlich noch wissen. Ich meine, zur Not könnte sie doch auch Sherlock den Rest kombinieren lassen, oder? Dear Lord, ich kann das nicht, Jim!" Ich stieß einen frustrierten Schrei aus und ließ mich mit dem Rücken an der Dachkante auf den Boden sinken.
Der Consulting Criminal setzte sich nur stumm neben mich und dann warteten wir.
Und warteten. Und warteten.

Es könnten Stunden vergangen sein oder auch nur Minuten, bis Sebastian, der sich im gegenüberliegenden Gebäude positioniert hatte, Alarm schlug.
Schwerfällig erhoben wir uns und starrten in Richtung der eisernen Tür, in der Hoffnung und Angst, sie würde sich öffnen.
Das tat sie und heraus trat Felicitas, gefolgt von Sherlock - und John!?

"Watson ist nicht Teil des Plans" knurrte ich.
"Dir auch einen guten Tag, Hannah."
Ich stutze. Die Art, wie meine beste Freundin gesprochen hatte - so monoton und kaltherzig hatte sie niemals geklungen. So teilnahmslos und....gleichgültig.

"Er geht." "Nein, er wird hier bleiben. Er wird nicht von unten ansehen, wie Sherlock von diesem Dach springt. Und wenn wir gerade bei dem Thema sind, Sherlock wird nicht springen. Und du wirst mit mir nach Hause kommen. Du verlierst deinen letzten Bezug zur Realität, Hannah und ich werde nicht zulassen, dass wir alle wegen dir und deiner dummen Obsessionen hier festsitzen."

Du bist ihr egal. Sie interessiert nicht mehr, was du zu sagen hast.
Erschieß sie, dann wird alles gut.

Auf meinem Gesicht formte sich ein Lächeln. "Du sagst, ihr sitzt wegen mir hier fest?" Ich trat einen Schritt auf Felicitas zu. "Dann lass uns Fiktion real machen." Und noch einen Schritt. "Dann kann keiner mehr behaupten, er oder sie sei fern ab der Realität." Und noch einen.
Blitzschnell zog ich den Revolver, der mir von Sebastian früher am Tag ausgehändigt wurde und schoss drei Patronen ab.

John fiel zu Boden, Sherlock folgte. Auch ich sank auf die Knie.
"Bist du nun zufrieden?" japste ich und hielt mir mit schmerzverzerrtem Gesicht den Bauch.
Augenblicklich kehrten die Emotionen zurück in Felicitas Gesicht. "Was hast du getan?" Der Satz war nur gehaucht, aber ich verstand ihn, trotz des Faktes, dass alles um mich herum in Watte gepackt schien und mich der Schmerz beinahe durchdrehen ließ. Ich spürte die Dunkelheit, wie sie an meinen Füßen zog und über meine Beine zu meinem Herzen kroch.
"Das warst du, liebste Freundin. Fahr wohl, Feli."

Zu sagen, ich hätte keine Angst, wäre eine Lüge.
Aber irgendwo tief in mir war ich auch erleichtert.
Ich hatte ein schönes Leben gehabt, auch wenn es nicht immer so verlaufen war, wie ich es erwartet hatte.
Aber ich war in Mittelerde, einer weit, weit entfernten Galaxis und im London des großen Sherlock Holmes.
Das konnten nicht viele von sich behaupten.

Dankbar schloss ich die Augen und hieß die Dunkelheit wie einen alten Freund willkommen.
Ich hatte nun mein Rendezvous mit Joe Black.

(9)(D)Where stories live. Discover now