_ _ _ . . Tired Cub

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Erschöpft ließ ich mich an einer der steinerneren Säulen nieder. „Oh allmächtige Macht; nie wieder!" stöhnte ich und schloss für einen Moment meine Augen. „Hey, der hast du es echt gezeigt!" kam es von Sebastian, der aus einem Durchgang geschlendert kam; seine Was-auch-immer-das-für-ein-Gewehr-war über der Schulter. Kurz darauf stand er neben mir und boxte mir freundschaftlich gegen die Schulter. Dumm nur, dass ich damit nicht gerechnet hatte, somit den Halt verlor und - wenn der Blonde mich nicht schnell noch gepackt hätte - mit dem Kopf auf den ziemlich harten und unbequemen Fliesen aufgeschlagen wäre.
So müde? Hey, können wir sie nicht behalten, Boss?" Sebastian klang, als würde er einen Hundeblick aufsetzten  "Biiitte!"
Trotz meiner Müdigkeit - die zweifelsohne nicht nur von der physisch und psychisch anstrengenden Diskussion kam - war ich mir zu 84% sicher, dass Sebastian gerade Jim imitiert hatte.
Wieso? Weil ich mir einfach zu gut vorstellen konnte, wie Jim Seb um so etwas wie einen bestimmten Film oder kitschige Partnershirts oder was auch immer anbettelte. Meine Mundwinkel hoben sich.
"Ja bitte behaltet mich." schmunzelte ich schwach.
Jim verdrehte die Augen, gab dann aber mit einem "Meinetwegen" nach.

Daraufhin hielt Seb ihm seinen Gewehrkoffer hin. "Was soll ich damit?" "Tragen." "Wieso sollte ich?" "Weil du die Wahl zwischen dem Koffer und ihr hast." "Dann bleibt sie hier." "Nichts da. Du kannst auch mal deine nicht vorhandenen Muskeln mit Gewicht belasten. Der ist nicht mal schwer! Also los jetzt."
"Das wirst du bereuen" knurrte der Consulting Criminal und nahm den Koffer.
„Das hoffe ich doch."
Verstört blickte Jim uns an. Seb und ich hatten nämlich beide gesprochen.
"Waaas!?" Ich verzog mein Gesicht zu einer gleichgültigen Fratze. "Das is einer der elementaren Bestandteile eurer Beziehung und absolut jeder, der das liest, feiert es übelst." Und leise ergänzte ich: "Oder liest es halt genau deshalb...."

"Okayyy, das ist krankhaft, aber wer bin ich, dass ich darüber urteile, wer sich was reinzieht. Jetzt komm, wir wollten hier doch mal weg, oder?"
Sebastian trug mich Huckepack und Jim mit dem Koffer war direkt hinter uns. Schweigend ließen wir das alte Gebäude hinter uns und standen schließlich vor dem schwarzen Auto (welches auch immer),  mit dem wir auch hergekommen waren. Ich ließ Sebastian langsam los und er schaffte es irgendwie, mich auf die Rückbank zu befördern. Aus den Klick-Geräuschen schloss ich, dass Jim zuerst das Gewehr in den Kofferraum gelegt und sich dann auf den Beifahrersitz gesetzt hatte. Der Blonde ging um das Auto herum und stieg auf der Fahrerseite ein.
Ich fiel so langsam in diese Trance, die man, kurz bevor man einschläft, hat und bekam nur noch mit, dass die beiden Kriminellen ein Gespräch führten, aber nicht mehr, was sie sagten. Bitte fragt mich nicht, ob Irene noch irgendwann mal angerufen hat.
Es wurde wirklich dringend Zeit für mich, mal wieder ins Land der Träume zu gleiten und die Realität verschwinden zu lassen.
Ich schloss die Augen und empfing die willkommene Dunkelheit, die sich durch die Nacht ausgebreitet hatte. Ich spürte nur noch, wie wir auf Asphaltstraßen fuhren und irgendwann minimal bergauf.
Wir waren angekommen.

(9)(D)Where stories live. Discover now