Teil 4: Assemble! (4)

417 39 13
                                    


Ein lautes Poltern über ihm riss Tony aus dem Halbschlaf, und für einen Moment dachte er, dass er endlich gerettet war und dass sie gekommen waren, um ihn auszugraben. Mit aller Kraft versuchte er, Arme und Beine zu bewegen, und es gelang ihm dabei sogar, seine linke Hand unter dem Betonbrocken hervorzuzerren, unter dem sie eingeklemmt gewesen war.

„Hier!", schrie er mit heiserer Stimme, und jeder seiner verzweifelten Hilferufe verbrauchte mehr von dem wenigen, kostbaren Sauerstoff, den er noch hatte. „Ich bin hier!"

Bewegung kam in den Schutthaufen um ihn herum und Tony starrte atemlos in die Dunkelheit hinauf. Dann ertönte ein gewaltiges Krachen, als würde in seiner Nähe etwas einstürzen, und die Erschütterungen ließ die Masse an Betonschutt über ihm weiter zusammensacken.

Nein!" Panik erfasste ihn.

Während ihn seine Rüstung bisher erfolgreich vor den Gesteinsbrocken geschützt hatte, konnte er den Druck, den sie auf die Panzerung ausübten, nun körperlich spüren. Tony merkte, wie die Titanlegierung der Platten, die Brust, Arme und Beine bedeckten, nachgab, und die Rüstung sich an mehreren Stellen bog. Doch anstatt sich so weit einzudellen, dass sie seine Gliedmaßen zerquetschte, oder gar aufzuplatzen, hielt die Panzerung dem tonnenschweren Gewicht des Betonschutts wie durch ein Wunder stand.

Noch.

Tony schloss die Augen.

Sein Verstand, der die Situation wie immer eiskalt analysierte, sagte ihm, dass es ein fragiles Gleichgewicht war und ihn vermutlich nur noch wenige Kilogramm davon trennten, zerdrückt zu werden, wie ein Altwagen in der Schrottpresse. Ein Schicksal, das er nicht einmal seinem ärgsten Feind wünschte.

Und selbst der Gedanke daran, dass dann wenigstens niemand mehr die Technik, die in seinem Anzug steckte, in die Hände bekommen und missbrauchen konnte, änderte nichts an der bodenlosen Verzweiflung, die ihn erfasste.

Er wollte nicht sterben. Nicht hier. Nicht so.

Und ganz sicher nicht jetzt, da er endlich so etwas wie Freunde hatte. Freunde und eine Lebensaufgabe...

Doch mit jeder verstreichenden Minute sanken seine Überlebenschancen weiter, und Tony zweifelte nicht daran, dass seine Rüstung nachgeben würde, lange noch, bevor die sechs Stunden um waren.

*~*~*

Natasha fluchte leise.

Sie hatte nur noch Minuten – und vielleicht nicht einmal mehr das – bis die Treppe vollständig abgebrannt war und sie keinen Ausweg mehr aus dem Flammenmeer finden würde.

Wenige Augenblicke zuvor hatte sie gemeinsam mit Spider-Man die letzten Bewohner des Hauses sicher aus dem brennenden Gebäude geführt... oder zumindest hatte sie das gedacht, bis Natasha das blasse Kindergesicht in einem der Fenster in der vierten Etage gesehen hatte, das verängstigt auf sie herabblickte. Dann war es plötzlich verschwunden, und während Natasha sofort wieder auf den Hauseingang zugestürmt war, hatte sich Spider-Man außen an der Wand emporgehangelt.

Jetzt stand sie im Flur der vierten Etage und versuchte sich zu erinnern, in welcher Wohnung sie das kleine Mädchen gesehen hatte, während um sie herum Flammen an der Tapete leckten und beißender Rauch ihre Augen tränen ließ.

Schnell lief sie den Gang entlang bis zu seinem Ende, wo der Flur an die Hauswand grenzte. Mit einem kräftigen Tritt öffnete sie die Tür der Wohnung, die sich dort befand, und in der sie das Kind vermutete.

Mannshohe Flammen schlugen ihr entgegen, und Natasha erkannte sofort, dass jede Hilfe zu spät kam. Verzweifelt lief sie vor der offenen Wohnungstür hin und her, doch es gab kein Durchkommen. Teppich, Möbel, Wände – alles brannte. Das Kind konnte unmöglich noch am Leben sein.

Here We Are Now | (Steve x Tony)Where stories live. Discover now