| 52 | 𝐌𝐢𝐥𝐞𝐬

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Es war Montag und meine Laune war schon im Keller! Ruby zuliebe quälte ich mich heute Früh zur Schule.

Jackson hatte sich nicht gemeldet, also ging ich davon aus, dass das in Ordnung war. Irgendwie hatte ich ja gehofft, dass er sich doch noch melden würde, doch das tat er nicht. So musste ich also wirklich hin und bemitleidete mich selbst. Lange hatte ich hin und her überlegt, ob ich fahren oder laufen sollte, hatte mich aber fürs Laufen entschieden.

Ryan hatte davon noch gar nichts mitbekommen, da er noch schlief.

Welche Kurse wir heute hatten, hatte ich vergessen. Zur Sicherheit hatte ich einfach ein paar Stifte und Zettel mit, das würde schon reichen. Vor dem großen Schulgebäude war bereits einiges los und leicht überfordert sah ich mich um. Ob Alec da war? Sein Unfall war jetzt genau eine Woche her, aber ich wusste ja nicht, wie schlimm es ihn erwischt hatte.

Ruby konnte ich jedenfalls auch nirgends sehen. Schulterzuckend lief ich zum Klassenraum.

Meinen Rucksack warf ich müde auf den Sitz neben mir, der eigentlich Alec gehörte und setzte mich selber auf meinen Platz. Die Stunden hier waren Zeitverschwendung. Aber was solls.

Tatsächlich kam Alec. Zwar etwas spät, aber er kam. Allerdings sah er nicht gut aus. Augenringe zierten sein Gesicht und er schien im Allgemeinen in keiner guten Verfassung zu sein. Unser Lehrer ignorierte das, brummte dem Blonden aber Nachsitzen auf. Da tat er mir schon etwas leid und als besorgtes Gangmitglied fragte ich, „Hey man, alles okay?"

Alec sah mich misstrauisch an und nickte nur. Sein Kopf knallte wenig später auf den Tisch und er schloss erschöpft die Augen. Warum war er denn hier, wenn es ihm noch nicht gut ging? Es war doch offensichtlich, dass der Unfall ihm noch in den Knochen steckte. Nur konnte ich ihm nicht helfen, selbst wenn ich wollte.

Auch die nächsten Stunden schien es ihm nicht gut zu gehen. Dafür tauchte Ruby auf, die angeblich verschlafen hatte. Ich war ja eher der Meinung, dass sie dank Ryan mal wieder laufen musste und deshalb zu spät kam.

In der Pause begrüßte sie mich dann freudig und sprang mir um den Hals. „Hey, Miles."

„Na?" Dann drückte sie ihre Lippen auf meine und ich erwiderte nur allzu gerne. Meine Arme legte ich um ihren Rücken und drückte sie an mich. Dabei wurde ich aber das Gefühl nicht los, dass mich jemand beobachtete. Unauffällig ließ ich meinen Blick durch den Raum gleiten und blieb schlussendlich bei Alec stehen. Der Blonde starrte uns feindselig an und die Eifersucht nagte sichtlich an ihm.

„Miles, hörst du mir überhaupt zu?", erlangte Ruby nun wieder meine Aufmerksamkeit.

Besänftigend strich ich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Tut mir leid, was hast du gesagt?"

„Ich wollte wissen, ob du heute Nachmittag mit mir shoppen gehst? Meine Freundinnen kommen auch mit", wiederholte sie sich nochmal und sah mich mit bittenden Augen an.

„Ich weiß nicht, vielleicht hab ich ja noch-", wollte ich ihr erklären, doch sie unterbrach mich direkt.

„Du darfst auch noch einen Freund mitbringen. Aber bitte, komm mit!" Ich wollte gerade wieder ablehnen, doch ihre grünen Augen ließen nichts anderes zu als zuzusagen.

Also gab ich mich geschlagen. „Okay, meinetwegen."

„Danke!" Schnell drückte sie mir einen Kuss auf die Wange. Mir gefiel es, dass sie sich darüber freute, aber ich wusste ja noch nicht mal, ob ich Zeit hatte. Ich konnte meinen Tag im Allgemeinen schlecht planen, da ich immer abrufbar sein musste. Und wenn Jackson wollte, dass ich nun mal kam, dann hatte ich zu erscheinen. Da war es ihm egal, ob ich gerade den besten Sex hatte oder todkrank im Bett lag. Eine Pflicht fürs Leben eben.

Zusammen verbrachten wir die Pause, doch das Vibrieren meines Handy ließ mich innehalten. So, dass Ruby es nicht sehen konnte, nahm ich mein Handys aus der Tasche und öffnete die Nachricht.

Jackson: (10:50 Uhr)
Wir haben ein Problem!
Komm sofort zur Halle, und nimm Alec mit!

Ich sah mich nach Besagtem um, auch er hatte meinen Blick gesucht und für uns beide hieß es nun, dass wir schwänzen würden. Er war doch aber noch verletzt! Warum sollte er mitkommen?

„Ruby, ich muss nochmal aufs Klo vorm Unterricht, bis später", verabschiedete ich mich. Ich sah sie absichtlich nicht an und wartete auch nicht auf eine Antwort, da ich mich nicht erklären wollte.

Doch mein Weg führte raus aus der Schule. Vorher hatte ich noch meinen Rucksack geholt. Ob das mit dem Shoppen heute Nachmittag klappen würde, wusste ich noch nicht. Das käme darauf an, wie lange das Treffen dauern würde. Draußen traf ich dann auch auf Alec. Sein Motorrad war noch nicht vollständig repariert und stand vermutlich bei ihm Zuhause.

„Ich soll dich mitnehmen", sagte ich nur und lief voraus. Schließlich mussten wir erst meine Yam von Ryans Wohnung holen.

Stillschweigend liefen wir nebeneinanderher, bis er die Stille durchbrach. „Du bist jetzt also mit Ruby zusammen?"

„Ja." Kritisch sah ich ihn an. „Problem damit?" Dumme Frage, natürlich hatte er ein Problem damit!

„Ich dachte, du würdest dich für die Hydra entscheiden?", meinte er seltsam ruhig.

Ich blieb stehen. „Hab ich doch auch."

Alec schüttelte mit dem Kopf und wir liefen weiter. „Wenn ich sie nicht haben kann, dann du auch nicht. Sie hat mich abgewiesen, weil ich zur Gang gehör und wenn sie herausfindet, dass du sie angelogen hast, dann wird sie Schluss machen."

„Sie muss es ja nicht erfahren."

„Oh doch, das wird sie. Wenn du es ihr nicht sagst, dann mach ich es!", knurrte der Blonde mich an und als ich in seine blauen Augen sah, war ich mir bewusst, dass er das ernst meinte.

„Jetzt fang nicht wieder damit an! Es ist meine Entscheidung. Außerdem wird sie dir nicht glauben", versuchte ich mich selbst davon zu überzeugen.

Alec grinste. „Doch wird sie."

Ich antwortete darauf nichts mehr, Ruby würde mir glauben. Ich war ihr Freund und Alec nur ein Schulkamerad.

Angespannt öffnete ich die Wohnungstür. Ryan war schon fort und auch seine Kawasaki stand nicht unten an der Straße. „Ryan hat bestimmt noch einen zweiten Helm", murmelte ich nachdenklich und lief ins Schlafzimmer. Alec sah sich derweil nicht begeistert um. Wahrscheinlich war er noch nie in Ryans Wohnung gewesen und hatte sie sich luxuriöser vorgestellt. So wie ich.

„Wusste ich es doch!", rief ich aus und wischte mit der Hand den Staub vom Helm. Er war nicht besonders schön und hatte auch einige Kratzer, aber die schwarze Farbe glänzte noch immer als er sauber war.

Den reichte ich Alec mit den Worten, „Pass lieber darauf auf."

Zögernd nahm er ihn an und wir liefen wieder runter, wo meine Yamaha noch am Straßenrand stand. Am Tank glitzerten noch ein paar Wassertropfen, weil es in der Nacht geregnet hatte. Den MONSTER Aufkleber hatte ich mittlerweile wieder entfernt.

Ich setzte mich auf die R6 und Alec brauchte etwas, ehe er sich ebenfalls setzte. Auch hielt er sich nur zaghaft fest. Verständlich. Schnell schlug ich den Weg zur Halle ein und gliederte mich in den fließenden Verkehr. Was wohl vorgefallen war?

RIDERS ~ Burn For ThisWhere stories live. Discover now