Das sollte der Moment sein, in dem eine glückliche Beziehung begann. Beide hatten die gleichen Gefühle füreinander und doch wusste ich nicht, was die Zukunft für uns beide bereit hielt.

Timo küsste mich erneut.

Wie sollte ich ihm in ein paar Wochen erklären, dass ich schwanger war? Und zwar nicht von ihm?

Zu gern würde ich ihm alles erzählen, doch ich erinnerte mich daran, was meine Mutter erzählt hatte. Es hatte schließlich schon einmal eine Amora gegeben, die die Menschen über Amora informieren wollte und man hatte sie getötet. Vielleicht war sie auch unsterblich in einen Menschen verliebt gewesen.

Ich wollte nicht sterben. Ich wollte aber auch nicht schwanger werden. Und auch nicht Timo verlieren.

"Du wirkst nachdenklich", sagte Timo und streichelte dabei meinen Arm.

Ich lächelte tapfer und legte dann meinen Kopf auf seiner Schulter ab.

"Ich wünschte einfach nur, dass das Leben einfach wäre."

Er zog mich liebevoll an sich heran und streichelte mir durch die Haare. Ich schloss für einen Moment die Augen, um es zu genießen.

"Wer wünscht sich das nicht. Aber glaube mir eins: Dich gerade in meinen Armen zu halten, ist mehr als ich mir je erträumt habe." Er küsste meine Schläfe. "Du bist so perfekt und ich dachte immer, dass ich nicht in deiner Liga spiele. Doch seltsamerweise hast du dich auch nie für andere Jungs interessiert. Du hast nicht einmal registriert, dass der halbe Jahrgang auf dich steht." Er lachte in sich hinein. "Sei froh, dass du nie die Gespräche in der Männerumkleide hören musstest. Du glaubst nicht, wie viele mich gerade beneiden." Er schüttelte ungläubig den Kopf. "Doch das ist natürlich nicht das, was zählt."

"Echt?", fragte ich überrascht.
"Oh, du hast ja wirklich keine Ahnung", sagte er lächelnd. "Ich bin gerade wohl der glücklichste Mensch auf diesem Planeten, Prinzessin."

"Übertreibe nicht, du verkitschter Prinz", zog ich ihn auf.

"Warte ab, bis ich dir den Sternenhimmel zeige, rote Rosen schenke und ein Lied auf Gitarre komponiere. Dann darfst du mich verkitscht nennen."

Er schaffte es mich zum Lächeln zu bringen, obwohl meine Welt gerade komplett aus den Fugen geriet.

"Ein Lied hast du doch schon mal für mich komponiert", ließ ich ihn wissen.
"Stimmt, aber das war nur ein halbes Liebeslied."

Ich erinnerte mich wieder daran, wie ich nach der Nachtwanderung in seinen Armen eingeschlafen war.

"Sag mal, Timo, hast du mich damals eigentlich geküsst?"

Ich musste gar nicht mehr sagen, denn er schien sofort zu wissen, wovon ich sprach. Er lachte.

"Oh jaa, und mein Herz ist mir in die Hose gerutscht, als ich deinen entsetzten Gesichtsausdruck gesehen habe", gab er vergnügt von sich. Jetzt, wo für ihn alles gut schien, konnte er offenbar darüber lachen. "Damals hat es mir ganz schön das Herz gebrochen", gestand er dann doch.

"Tut mir leid", entschuldigte ich mich aufrichtig.
"Schon gut", war er wenig nachtragend. "Das kann ich ja jetzt nachholen."

Mir war bewusst, dass das Glück, das ich gerade erfahren dürfte, nur von kurzer Dauer war.

In zwei Wochen war mein Geburtstag und dann würde ich schwanger werden.

Kurz schoss mir der Gedanke durch den Kopf, ob ich wohl auch auf menschliche Art und Weise schwanger werden konnte. Doch dann erinnerte ich mich wieder daran, dass Mama gesagt hatte, dass wir Amora anders waren. Unsere Körper funktionierten anders.

Ich versuchte unauffällig zu Timo zu schauen und mir vorzustellen, wie er wohl als Vater wäre. Ich wusste, dass er gut mit Kinder konnte. Er hatte zwei kleine Zwillingsschwestern, mit denen er zuckersüß umgehen konnte.

Wenn ich schon schwanger sein musste, dann sollte es von Timo sein. Doch selbst wenn es biologisch möglich wäre, würde ich ihm das nicht antun wollen. Schließlich wollte auch er kein Teenievater sein, der seine gesamten Zukunftspläne aufgeben wollte. 18 war einfach zu früh.

Und was würde erst der Rat machen, wenn erdavon erfahren würde? Das Kind töten? Oder Timo? Oder einfach uns alle?

"Amy", sprach Timo einfühlsam. "Du siehst immer noch so besorgt aus. Was ist denn wirklich los?"

Ich musste ihm irgendeine Ausrede auftischen.
"Meine Mama möchte nicht, dass wir ein Paar sind."

Stirnrunzelnd sah er mich an.

"Wieso nicht? Deine Mutter mag mich doch. Sie kennt mich seit ich klein bin und ich hatte nie das Gefühl, dass sie mich nicht leiden kann."

"Doch doch, sie mag dich natürlich. Du bist auch nicht das Problem. Sie denkt einfach, dass es noch zu früh für mich ist einen Freund zu haben."

Er lachte irritiert.

"Du bist bald 18. Da ist es doch durchaus vertretbar seinen ersten Freund zu haben. Ich wusste gar nicht, dass deine Mutter so konservativ ist."

"Lass es uns erst einmal für uns behalten, okay? Ich will keine Ärger mit ihr haben."

"Okay", lenkte er sofort ein. Wahrscheinlich um den jetzigen Moment nicht zu zerstören. "Solange ich dich weiterhin küssen darf, nehme ich so einiges in Kauf", sagte er glücklich und küsste mich erneut.

Wie konnte etwas konnte etwas, das sich so gut anfühlte, gleichzeitig so furchtbar anfühlen. 

AmoraWhere stories live. Discover now