Kapitel 9

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Ich dachte, dass der Abschied von meinen Eltern, als ich nach Südkorea zog, schwer war. Wie naiv von mir.

Als ich mich von meinen Eltern verabschiedete, wusste ich, dass ich sie besuchen kann und irgendwann zurückkommen werde. Dieses Mal ist es anders. Dieses Mal muss ich mich von den sieben atemberaubendsten, wundervollsten und begabtesten Männern verabschieden, denen ich so viel zu verdanken habe – und ich werde sie nie wieder sehen.

Aber ich weiß, sie werden für immer Teil meines Lebens bleiben. Sie werden für immer in meinem Herzen wohnen. Sie werden mich in meinen Träumen besuchen. Meine Gedanken werden sich allein um sie drehen. Sie werden nie ganz aus meinem Leben schwinden - aber ich aus ihrem.

Nach dem gestrigen Abend bezweifle ich nicht, dass sie mich vermissen werden. Aber ebenso werden sie sich verraten und verletzt fühlen, weil ich, ohne mich zu verabschieden, gegangen bin. Jedoch, das stimmt nicht ganz. Ich habe einen Brief zurückgelassen.
Sechszehn Wörter zieren das schwere, von Tränen befleckte Briefpapier. «Danke für alles. Ich werde euch nie vergessen, nie aufhören euch zu lieben. I purple you

Ich wollte ihnen einen ellenlangen, bewegenden Brief schreiben, doch ich konnte es nicht. Jedes Wort, jeder Buchstaben, jede Handbewegung viel mir schwerer, ließ mein Herz schmerzen und die Tränen fließen.

Wie soll ich Jungkook in die Augen sehen und gehen, wenn ich nicht einmal im Stande bin, einen Abschiedsbrief ohne Nervenzusammenbruch nieder zu schreiben? Unmöglich. Aus diesem Grund verschwand ich wie ein Feigling.

Mit leeren, trockenen Augen, deren Tränenflüssigkeit aufgebraucht ist, starre ich ins Leere. Menschen aus der ganzen Welt, bepackt mit Koffern und Taschen, schwirren um mich herum, quatschen mit ihren Familienmitgliedern und hetzen auf die Toilette, bevor verkündet wird, dass man nun einchecken darf und in die Flugzeuge steigen kann.

Während die Welt um mich herum aufgeregt und angespannt ist, ist die Welt in mir drinnen grau und düster und leer.

Ich weiß, es war die richtige Entscheidung still und heimlich zu gehen. Aber wieso schreit mein Herz: «NEIN!»? Wieso schmerzt mein Herz, als würde es einen qualvollen, langsamen Tod erleiden? Als würde mein Herz nach meiner Abreise nie wieder schlagen und leben, wie es vorher getan hat.

Als würde mein Herz nachdem ich in das Flugzeug gestiegen bin, zerbrechen und nie wieder sich zusammenfügen lassen. Wie ein unlösbares Puzzle aus Millionen von zersplitternden, blutenden Herzensscherben.
Manche Puzzleteile werden so gebrochen sein, dass sie still und einsam sterben, schwarze und unfühlbare Löcher hinterlassen, deren Leere mich bis an mein Lebensende und darüber hinaus begleiten wird.

Und das größte, schmerzhafteste Loch von allen gehört niemand anderes als der Person, der mein Herz gehört. Jeon Jungkook.

Ich presse meinen bebenden Lippen aufeinander, kneife meine Augen zusammen, raufe meine Haare mit meinen zitternden Händen. Obwohl ich überzeugt war, all meine Tränen in der gestrigen Nacht und beim Schließen der Tür der Villa hinter mir, bis zum letzten Tropfen aufgebraucht zu haben, füllen sich meine Augen mit heißen Tränen, die sich einen Weg über meine Wangen bahnen, während ein Schluchzen aus meiner Kehle dringt.

Dann ertönt die Nachricht, vor der ich mich am meisten fürchtete. Wir dürfen nun einchecken und uns auf unsere Plätze im Flugzeug setzen. Doch wenn ich einmal im Flugzeug bin, gibt es kein Zurück mehr. Dann geht es zurück nach Deutschland. Zurück in mein Leben ohne BTS.

Ich schreie und schreie. Doch der Schrei bleibt in meiner Kehle hängen, dringt nicht in die Außenwelt, lässt meine Seele erzittern und mein Herz zerspringen; lässt das Licht meiner Augen erlöschen und meine Fröhlichkeit schwinden. Ich schreie und schreie. Ich schreie in die endlose Dunkelheit, in der mein Kreisch wiederhallt. Doch niemand hört mich.
Ich schreie und schreie.

Jungkooks Babe Where stories live. Discover now