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Es war einmal ein Pärchen, verwickelt in einem Märchen:
Weihnachtslieder ertönten aus dem Radio und Isaia und Isa waren in der Küche um Kekse zu backen. Überall waren Lichterketten angebracht, die den Raum erhellten und auch die Deckenlampen waren eingeschaltet, denn draußen war es stockfinster. Eine Wolke, die anfangs Dezember den ganzen Ort verdunkelte, hatte sich nämlich über die Stadt, in der die Beiden wohnten, gelegt. Zu Beginn, hatte diese bösartige Wolke die ganze Bevölkerung verunsichert und zu einer Massenpanik geführt, doch mittlerweile hatte man sich daran gewöhnt. In den Straßen fand man Leben auf und die Menschen stürmten in die Geschäfter, damit sie ihren Liebsten etwas hübsches am Weihnachtsabend überreichen konnten.
Die Wolke schränkte in den Straßen zwar stark die Sicht ein, was etliche Autounfälle hervorrief, doch sonst war sie bis jetzt ungefährlich.
Isaia und Isa hatten bereits alle Einkäufe getätigt und sangen tatkräftig die ganzen Weihnachtslieder, die im Radio liefen, mit. Ihr Hund, Pluto, lag währenddessen schlafend auf dem Sofa, so wie er es immer tat. Das Feuer im Kamin knisterte und der Weihnachtsbaum hatte noch nie schöner gestrahlt. Isaia und Isa unterbrachen ihre Keks-bäckerei und tanzten eine Runde durch die Küche, welche direkt mit dem Wohnzimmer verbunden war. Der Duft von Nelken und Lebkuchen lag in der Luft.

Gestört wurde die friedliche Stimmung, durch ein dumpfes Geräusch von dem Küchenfenster. Isa, die dies gehört hatte, unterbrach den Tanz und eilte zu Fenster. Sogar der Hund wachte auf, um Alarm zu schlagen. “Ein Vogel Isaia! Es war ganz sicher ein armer kleiner Vogel, der sich verirrt hatte! Er ist gegen unser Fenster geflogen!” Sie sah ihren Freund mit Welpenaugen an, woraufhin dieser schon um den Finger gewickelt war. “Ich geh´ ja schon, kümmer du dich ruhig um die Kekse. Ich seh´nach, ob es dem Kleinen gut geht.” Isa gab ihm daraufhin einen Kuss und wandte sich den Keksen zu.
Isaia legte die Küchenschürze ab und zog sich einen stattlichen Mantel und einen Hut an, um anschließend die Wohnung zu verlassen. Er verließ den sechsten Stock indem er per Aufzug nach unten fuhr. Er öffnete die Glastür, die nach draußen führte und sofort kam ihm eine frische Brise Stadtluft entgegen. Isaia liebte den Geruch von Benzin, welchen die Autos hinterließen. Er ging den Gehweg entlang, doch mit eingeschränkter Sicht, da man in der Wolke nicht weiter als zehn Meter sehen konnte, fiel es ihm nicht leicht den Vogel-Leichnahm zu finden.
Die vielen Leute in Weihnachtskostümen machten es ihm nicht einfacher, da Isaia diese als irritierend wahrnahm. Es war zwar nicht ungewöhnlich, dass Weihnachtsmänner öfters anzutreffen waren, doch hier trug wirklich jeder zweite das rot-weiße-Kostüm mit Bart. Des Weiteren schienen ihm die Menschen unheimlich blass, was jedoch auch einfach an einem Vitamin-D Mangel hätte liegen können. Vor lauter Umherschauen, hatte Isaia nicht bemerkt, dass er schon fast an der Stelle vorbeigegangen war, an der der Vogel liegen sollte. Erst als er über die Leiche stolperte, wurde er zurück ins Hier und Jetzt gerufen. Isaia schlug seine Hände um den Mund, als er den leblosen Körper vor sich sah und er tat das richtige, indem er zu seinem Telefon griff und die Nummer der Polizei wählte.

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