Kapitel 43 ~Schubs mich doch nicht, man!

26.2K 1.4K 77
                                    

Ich lenkte ihn zu Damians Auto und versuchte dabei weder ihn noch mich selbst auf den Boden knallen zu lassen. Sobald wir am Wagen angekommen waren schloss ich ihn auf, öffnete die Beifahrertür und versuchte Jake auf den Sitz zu platzieren. Doch er stemmte seine Hände gegen das Autodach, sodass ich ihn nicht ins Auto bekommen konnte. Ich drückte noch stärker, doch daraufhin verstärkte er auch den Druck auf das Dach.

Genervt ließ ich von ihm ab und stemmte meine Hände in die Hüften. Jake drehte sich zu mir um und lehnte sich an den Rahmen der offene Tür. "Okay. Wieso willst du nicht einsteigen?", fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen. "Ich muss pissen", erklärte er desinteressiert und stieß sich vom Auto ab.

"Uhh oke. Zu viel Information", rief ich angewidert und ging einen Schritt zur Seite. Er schwankte an mir vorbei und stolperte zum nächsten Baum. Jake verschwand dahinter und kurze Zeit später tauchte er wieder auf. Ich lief auf ihn zu und half ihm die letzten Meter zum Wagen. Diesmal lies er sich ohne Probleme auf den Sitz verfrachten und ich schloss die Tür hinter ihm.

Ich lief auf die andere Seite des Wagens und setze mich auf den Fahrersitz. Dann startete ich den Motor und fuhr schnell nach Hause. Auf dem Weg dorthin fiel mein Blick immer wieder auf den schlafenden Jake, der seinen Kopf an die Fensterscheibe gelehnt hatte und mit offenem Mund träumte. Ich schmunzelte und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße.

Jake sah so unglaublich unschuldig und süß aus, wenn er schlief. Wie ein kleines Baby, das niemandem etwas zu Leide tun konnte. Man konnte nicht erahnen, was er schon alles in seinem Leben angestellt oder erlebt hatte. In diesem Moment sah er einfach nur unbeschwert aus. So als könnte ihn nichts und niemand aus der Ruhe bringen.

Ich parkte den Mercedes in unserer Einfahrt und stieg dann aus. Mit schnellen Schritten lief ich zur Beifahrerseite und musste mir ein Lachen unterdrücken als ich zu Jake sah. Er klebte immernoch am der Fensterscheibe und sabberte Damians Wagen voll. Wie sollte ich ihn denn da raus bekommen, ohne dass er mit dem Boden Bekanntschaft machte, wenn er so an die Tür gelehnt war?

Ich ging zur Tür, öffnete sie mit einem Ruck und fing dann Jake an den Schultern und schob ihn ächtzend wieder auf den Sitz. Gott! Wie viele Tonnen wog er denn bitte?! Der werte Herr war anscheinend aufgewacht, denn er murrte: "Noch 5 Minuten, Mami."

Ich lächelte und zog ihn aus dem Auto. "Gleich darfst du schlafen, Jake", sagte ich leise, während wir zur Haustür liefen. Sobald wir an der Tür angelangt waren, ließ ich ihn los und sperrte sie auf. Er stolperte in das Haus und ich folgte ihm. "Ich seh noch schnell nach Damian und du versuchst währendessen bitte nichts kaputt zu machen, okay?", sagte ich und machte mich auf den Weg in Richtung Wohnzimmer. "Ich bin kein kleines Kind mehr!", schrie er mir trotzig hinterher.

"Du führst dich aber wie eines auf!", rief ich zurück und schaltete das Wohnzimmerlicht an.

Auf der Couch lag ein schlafender Damian. Wenigstens tat einer, was man ihm sagte. Ich schmunzelte leicht und deckte dann meinen betrunkenen, besten Freund zu. Dann machte ich das Licht wieder aus und ging zu meinem zweiten Sorgenkind. Jake lag halb auf der Treppe und betrachtete fasziniert seine Finger. Was hatte man ihm bitte gegeben?!

Ich zog ihn auf seine Füße und wollte ihm die Treppe hoch helfen, doch er schlug meine Hände weg, sobald er stand und murmelte: "Ich kann das alleine!" Ich hob abwehrend die Hände nach oben und stellte mich eine Stufe weiter nach unten. Er zog sich förmlich an dem Treppengeländer nach oben und kam ihn Schneckengeschwindigkeit voran.

An der vorletzten Stufe blieb er hängen und stolperte sie hoch. "Schubs mich doch nicht, man!", sagte er genervt und rappelte sich wieder auf. "Ich hab dich doch gar nicht geschubst", erwiderte ich lachend und ging nun auch die Treppe nach oben. Er ignorierte meine Aussage und trottete, sobald er das schwere Hindernis namens Treppe überwunden hatte, in sein Zimmer. Ich lief ihm schnell hinterher und sah wie er sich auf sein Bett warf. Ich stellte ihm ein Glas Wasser und eine Aspirin auf den Nachttisch und deckte ihn dann mit seiner Bettdecke zu.

Seine Augen waren mittlerweile geschlossen und sein Mund öffnete sich wieder leicht. Ich strich ihm kurz lächelnd über die Wange und stand dann auf. Kurz bevor ich mich von ihm entfernen konnte, spürtete ich einen leichten Druck an meinem Handgelenk. Ich richtete meinen Blick dorthin und erkannte, dass Jakes Finger darum geschlungen waren. Seine bildschönen braun-grünen Augen waren wieder geöffnet und ein leichtes Lächeln zierte sein Gesicht. Ich setze mich wieder neben ihn und nahm seine Hand von meinem Handgelenk und legte sie stattdessen in meine. Er verfolgte gebannt jede meiner Bewegungen und verlor dabei nie das Lächeln.

"Danke", flüsterte er nach er Weile und sah mir dabei tief in die Augen. "Ist doch selbstverständlich", erwiderte ich in der selben Lautstärke. Jakes Lächeln wurde ein wenig traurig und er sagte ernst: "Nein. Nein, das ist es nicht. Es gibt nicht viele Menschen, die das für mich getan hätten. Vorallem nicht, nachdem was du wegen mir schon alles durchmachen musstest. Du sollst wissen, dass ich das nicht auf die leichte Schulter nehme. Ich bin dir wirklich dankbar. Für alles."

"Gern geschehen", wisperte ich und küsste ihn auf die Wange. Ich stand auf und ging zur Tür. Kurz bevor ich sein Zimmer verlassen hatte, meinte ich ihn noch flüstern zu hören: "Ich liebe..."

Ich riss erschrocken meine Augen auf und wartete auf die Fortsetzung, doch es war nur ein leises Schnarchen von ihm zu hören. Ehrlich?! Genau jetzt musste er einschlafen? Kopfschüttelnd schloss ich die Tür hinter mir und ging in mein Zimmer. Ich legte mich in mein Bett und schlief auch schon bald ein.

The Bad Boy next doorWhere stories live. Discover now