Kapitel 48 ~Tu das nie wieder

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Wir blieben noch eine Weile eng aneinander gedrückt stehen, bevor ich ihn sanft von mir wegschob und vorsichtig fragte: "Was war das gerade eben?"

Er seufzte auf und sah mich bittend an, während er sagte: "Können wir das bitte einfach vergessen, Kylie. Ich verspreche dir, es wird nicht nocheinmal geschehen."

Ich zog meine Augenbrauen nach oben und verschränkte meine Arme vor der Brust. Chris dachte ja wohl nicht ernsthaft, dass diese Sache mit 'Es wird nicht nocheinmal geschehen' geklärt wäre. Er war ein völlig anderer Mensch gewesen und hätte mich beinahe verletzt und da sollte mir so ein kleiner Satz als Erklärung reichen?!

"Nein. Nein, wir können das nicht so einfach vergessen", fuhr ich ihn an, " Du warst drauf und dran mich zu erwürgen, verdammt nochmal! Ich will wissen was zur Hölle mit dir los war!"

Chris zog seine Augenbrauen zusammen und sein Blick wurde wieder kalt. Er kam wieder einen Schritt näher und erwiderte mit bedrohlicher Stimme: "Das Einzige, das du wissen musst, ist, dass sich soetwas nicht wiederholen wird. Ist das klar?",

Ich nickte perplex und er drehte sich einfach um und verließ das Zimmer. Und ich blieb fassungslos zurück. Er konnte doch nicht mitten in einem Streit gehen, mich ohne Erklärung zurück lassen und mir drohen?! Was war denn bitte aus meinem liebenswürdigen und zuvorkommenden Chris geworden, der er sonst immer war? Aus dem Chris, der um mich kämpfte und immer für mich da war?

Eines war klar, wenn er weiterhin so ein Verhalten an den Tag legte, dann war er mich schneller los, als er gucken konnte. Jeder hatte mal einen schlechten Tag, okay. Aber das war noch lange kein Grund mich fast zu ersticken und mich dann wie den letzten Dreck zu behandeln. Denn das hatte ich echt nicht verdient und das würde ich mir auch nicht länger bieten lassen. Nicht einmal von meinem Freund, der sich momentan wie ein psychopathisches Arschloch aufführte!

Ich straffte meine Haltung und ging dann mit selbstbewussten Schritten wieder ein Stockwerk höher. Dort angekommen konnte ich Maria bereits in der Küche stehen sehen. Ich ging zu ihr und fragte direkt: "Weißt du wo Chris hin ist?"

Mein harscher Ton schien sie etwas geschockt zu haben, denn sie starrte mich mit großen Augen an, bevor sie sich kurz räusperte und antwortete: "Ähhh... ja. Er müsste ihm Badezimmer sein. Den Gang entlang und dann die vierte Tür links."

"Danke", erwiderte ich schnell und stürmte in Richtung Bad.

Chris P.O.V.

Nachdem ich aus dem Fitnessraum gestürmt war, machte sich sofort wieder das schlechte Gewissen in mir breit. Ich hätte meine Wut nicht an Kylie auslassen dürfen. Sie konnte ja nichts für meine Probleme und Sorgen. Sie war einfach nur da gewesen und ich hätte sie beinahe verletzt. Sie hatte nur eine Erklärung verlangt und ich hatte ihr gedroht. Und dabei war sie doch die letzte Person, der ich in irgendeiner Weise weh tun wollte...

Ich war so ein Idiot, wahrscheinlich hasste sie mich jetzt, nur weil ich mich nicht unter Konrolle hatte! Ich hasste es wie wenig ich meine Gefühle kontrollieren konnte und wie viel Macht diese über mich hatten. Ich konnte und wollte mir einfach nicht vorstellen Kylie zu verlieren. Sie war der Grund, warum ich mich überhaupt erst bemühte, nicht auszurasten. Und jetzt würde ich sie vermutlich genau wegen solch einem Ausraster verlieren, wie ironisch...

Ich ging frustriert ins Badezimmer, zog mir meine Sportsachen aus und stieg dann unter die Dusche. Ich wusch mir den Schweiß weg und schäumte dann meine Haare und meinen Körper mit Shampoo und Duschgel ein. Dann spülte ich den ganzen Schaum wieder weg und verließ dann wieder die große Duschkabine.
Ich trocknete mich ab und zog mir schnell eine Boxershorts und eine weite Jogginhose an.

Als ich mir gerade mein Shirt überziehen wollte, wurde plötzlich die Tür aufgerissen und eine wütende Kylie stapfte ins Bad.
"Weißt du was Chris, es ist nicht klar!", schrie sie, "Ich verlange eine anständige Erklärung von dir und zwar sofort! Und solltest du es wieder wagen mir zu drohen oder mich scheiße zu behandeln, dann verlierst du mich... und zwar für immer."

Bei den letzten Worten wurde ihre Stimme immer leiser und man sah ihr an, dass sie krampfhaft versuchte stark zu bleiben. Meine Schuldgefühle wurden immer stärker und stärker. Am liebsten hätte ich sie jetzt meine Arme gezogen und sie getröstet, doch momentan war ich vermutlich der letzte Mensch, von dem sie Trost wollte.

Das Einzige was ich im Moment für sie tun konnte, war ihr das zu geben was sie wollte. Eine Erklärung. Also sagte ich:

"Du kennst mittlerweile mehr von mir, als die Meisten, Kylie. Aber eben hauptsächlich die guten Seiten, die erst so richtig zum Vorschein traten, als ich dich kennengelernt habe. Du hast mich nicht verändert, du hast dafür gesorgt, dass ich mich selbst verändert habe. Früher war ich ständig dieser aggressive und rücksichtslose Chris, den du vorhin gesehen hast, weil es mir einfach egal war, wie es anderen Leuten geht. Ich hab mich ständig geprügelt und bin von einer Scheiße in die nächste gerutscht...
Doch dann kamst du und ich habe angefangen mich zusammenzureißen und nicht mehr meine Wut an allem und jedem auszulassen. Weil ich einfach ein Mann sein wollte, der dich verdient. Doch es gibt immer noch Momente, in denen ich wieder in mein altes Muster verfalle und das Gefühl habe, mich selbst zu vergessen. Und genau so ein Moment, war vorhin."

Kylie blieb weiterhin stumm in der Tür stehen und starrte emotionslos auf einen Punkt an der Wand hinter mir. "Bitte verzeih mir", flehte ich, "Ich hätte niemals so mit dir umgehen dürfen, es tut mir wirklich unendlich leid."

Sie machte weiterhin keine Anstalten in irgendeiner Weise zu reagieren, also verringerte ich den Abstand zwischen uns, sodass ich nun genau vor ihr stand. Ich legte meine Hände sanft an ihre Wangen und hauchte verzweifelt: "Baby, bitte."

Kylie löste ihren Blick von der Wand und sah mir endlich in die Augen. In ihrem warmen Blau spiegelten sich Schmerz und Trauer. "Du hast mich verletzt", stellte sie klar und ich nickte schuldbewusst, "Tu das nie wieder."

"Das werde ich nicht", sagte ich und lächelte sie sanft an. Sie erwiderte mein Lächeln zögerlich und legte dann ihre Lippen auf meine. Ich erwiderte den Kuss sofort und spürte wie sich wieder ein warmes Kribbeln in meinem Bauch bildete und sich dann in meinem ganzen Körper verteilte.

*  *  * 

Mittlerweile war es bereits Abend geworden und wir hatten es uns vor dem Fernseher gemütlich gemacht und schauten Gossip Girl an. Kylie hatte sich so auf das Sofa gelegt, dass ihr Kopf auf meinem Brustkorb lag und ihr restlicher Körper auf dem Möbelstück. Auch wenn ich tausendmal lieber irgendeinen Actionfilm angeschaut hätte, konnte ich mich mit der Serie arrangieren, solange ich Kylie bei mir hatte. Ich zog sie noch ein Stück näher zu mir und schenkte lieber meiner hübschen Blondine Beachtung als der aus der Serie.

Irgendwann fragte sie, ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden: "Du hast mir ja heute diese SMS geschickt... Was wolltest du mir denn so Wichtiges erzählen?"

"Ach...ähhhmm... das war nur... ähh... Mein Vater hat den Maskenball für dieses Wochenende abgesagt", sagte ich ausweichend und richtete meinen Blick schnell auf den Fernseher.

Ich spürte wie Kylie ihren Kopf drehte und ich sah sie wieder an. "War es sicher nur das?", fragte sie misstrauisch und sah mich stirnrunzelnd an. "Ja", antwortete ich schnell und küsste sie auf die Stirn. Kylie kicherte leise und widmete sich wieder der Serie.

Puh. Das war gerade nochmal gutgegangen. Ich wollte Kylie zwar alles sagen und mit ihr über alles sprechen, aber in diesem Fall ging das einfach nicht. Wenn sie meine Geheimnisse erfahren würde, würde ich sie vermutlich für immer verlieren und das konnte ich nicht riskieren...

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Uhhh... Drama, Drama :D♡

Was denkt ihr, was für Geheimnisse hat Chris wohl?

Ich wollte mich auch nochmal bei euch für die tollen Kommentare und Votes bedanken:** Ihr seid der Hammer♡♡

The Bad Boy next doorWhere stories live. Discover now