Kapitel 19

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Kylan


Geschockt von dem was ich gerade gesehen hatte  blickte ich zu dem blonden Mädchen auf und wartete auf eine Antwort von ihr. Ich vernahm nur ein kleines Nicken ehe sich Alana aus meinem Griff befreite und sich ihr Top über den Kopf zog. Ich folgte ihr über den hölzernen Steg und zu einem Baumstamm auf dem sie sich niederließ um sich ihre Vans wieder anzuziehen.

Auch wenn ich im schwachen Schein des Mondes nicht viel erkannt hatte, so wusste ich ganz genau was da quer über ihrem Rücken prangte. Jetzt wusste ich auch, weshalb sie zu mir gesagt hatte, dass sie selbst nicht nach dem Äußeren beurteilt werden wollte.

Ich blickte zu Alana neben mir und zum ersten Mal seit ich sie kannte, sah ich nicht das selbstbewusste, freche Mädchen das immer einen Spruch auf den Lippen hatte. Sie sah nachdenklich aus. Und schwach. Sie erinnerte mich gerade an meine kleine Schwester, der es unglaublich schlecht ging, als hier erster Hase gestorben war. Nur hatte ich das Gefühl, dass das was Alana erlebt hatte damit nicht im geringsten zu vergleichen war.
Ihre Hände, die sie in ihren Schoß gelegt hatte, zitterten leicht und auf ihren Armen breitete sich eine Gänsehaut aus. Ob es an den Erinnerungen lag, die sie wohl gerade quälten oder an der Kälte, die sich gerade wegen ihres nächtlichen Schwimmens bemerkbar machte, konnte ich nicht sagen, aber ohne lange darüber nachzudenken, zog ich meinen Pulli über den Kopf und hielt ihn ihr mit einem sanften Lächeln hin. Überrascht sah sie mich an. "Du willst nicht, dass ich dir die ganze Story erzähle?" Ich zuckte lediglich die Schultern und strich die zerknitterten Ärmel meines Hemdes etwas glatt. "Du wirst es mir erzählen, wenn du darüber reden willst. Und wenn nicht, kann ich dich auch nicht dazu zwingen. Es ist immerhin deine Sache." Ein dankbarer Ausdruck machte sich auf ihrem Gesicht breit und mit einer schnellen Bewegung zog sie sich meinen Pulli über.

"Äh, Liam?" "Ja?" Sie sah auf mein Handgelenk, an dem immer noch das schwarz-pinke Armband des Clubs zu sehen war. Schnell zog ich den langen Ärmel meines Hemdes noch etwas weiter nach unten. "Wann warst du in dem Club?" Forschend schaute sie mich an. Wenn sie jetzt checken würde, wer ich wirklich war, dann wars das. Da war ich mir sicher.

"Ich...äh...Mein Cousin hat mich am Freitag dort hin geschleppt." Ich wollte ihr so gerne die Wahrheit sagen, wollte ihr so gerne sagen und vor allem zeigen wer ich wirklich war. Aber das würde jetzt alles zerstören. Nicht nur die Freundschaft zwischen uns. Nein, Scooter hatte mir gedroht mich sofort in einen anderen Staat zu bringen sobald nur einer von meinem Geheimnis erfuhr.

Stillschweigend nickte sie und sah auf den See hinaus, der ruhig vor uns lag. Mir war es gerade ziemlich egal, dass wir morgen wieder Schule hatte. In der Zeit, die ich mit Alana verbrachte konnte ich einfach mehr oder weniger Ich sein und ich fühlte mich einfach wahnsinnig wohl in ihrer Nähe.
Als mir die Bilder von gestern Abend wieder in den Sinn kamen, breitete sich ein kleines Schmunzeln auf meinen Lippen aus. Es war zwar schön mit ihr zu reden, aber mit ihr zu tanzen war einfach der Hammer.

Auf einmal rückte sie ein Stück näher zu mir und platzierte ihren Kopf auf meiner Schulter.
"Ich war letztes Jahr mit Leslie auf der Abschiedsparty der Seniors. Das ist so Tradition bei uns an der Schule. Jedenfalls hatten wir alle viel Spaß, haben getrunken und getanzt. Es gab ein großes Lagerfeuer und vereinzelt haben die Seniors in ein paar alten Blechfässern auch kleine Feuer gemacht. Es war wirklich schön an dem Abend. Irgendwann ist es aber ein bisschen kühl geworden und Leslie und ich sind an so ein Fass gestanden.
Nach ein paar Minuten ist Molly zu uns gekommen und wir haben mit ihr geredet. Leslie ist etwas nähr zu Molly gegangen und ich stand mit dem Rücken zu diesem bescheuerten Fass. Plötzlich ist es unglaublich hell geworden und keine Sekunde später hatte ich die Schmerzen meines Lebens." Sie lachte bitter auf während sie an dem Armband das ich ihr vorhin geschenkt hatte herumspielte. "Einer der Seniors war stockbesoffen und fand anscheinend, dass es doch lustig wäre Alkohol ins Feuer zu schütten. Es gab eine riesige Stichflamme und weil ich so nah am Fass stand hat mein Shirt was vom Feuer abbekommen und hat angefangen zu brennen. An alles was dann danach passierte kann ich mich ehrlich gesagt nicht mehr so wirklich erinnern."

Ich hatte mit allem gerechnet. Aber nicht damit. Nicht mit der Geschichte und schon gar nicht damit, dass Alana mir das alles anvertraute. "Bevor du irgendwas sagst, ich will kein das tut mir leid hören, okay? Erstens kannst du nichts dafür und zweitens habe ich diese verdammte Mitleidsbekundungen satt. Klar, was passiert ist war scheiße, aber es hatte auch etwas gutes." "Und was?" "Ich weiß jetzt, wer für mich da ist und wem ich vertrauen kann. Leslie und Molly waren zum Beispiel immer für mich da und haben mir geholfen wo es ging. Cassidy und Emilia waren nicht mal bei mir im Krankenhaus. Eric hatte mir versprochen für mich da zu sein und mich zu unterstützen, aber den Rest kennst du ja."

Es zerriss mir beinahe das Herz, dass mir Alana ihre Geschichte erzählte und ich sie weiterhin belog. Aber die andere Option, von hier wegzuziehen und sie nicht mehr zu sehen, war genauso schlimm.
Wieder legte sie ihren Kopf, den sie zwischenzeitlich gehoben hatte, auf meine Schulter und spielte wieder an ihrem Armband, was mich schmunzeln ließ. Ich hatte es gestern vor dem Konzert gesehen und musste es für Alana mitnehmen.
Die kleine Feder schimmerte im Mondschein und schien Alana ein kleines Lächeln aufs Gesicht zu zaubern.

"Darf ich dich was fragen?" "Hast du das nicht gerade?", lachte sie. Ich warf ihr einen amüsierten Blick zu. "Na los, frag schon." "Wieso hast du mir das erzählt? Ich hätte dich nie dazu gezwungen." "Genau deshalb. Und ich vertraue dir." Wie schon so oft machte sich ein schlechtes Gewissen in mir breit.
Irgendwie musste ich es ihr erzählen. Wenn sie es schaffte mir zu vertrauen, dann musste ich das auch bei ihr. Ich konnte nur hoffen, dass sie es für sich behalten würde und vor allem, dass sie mich nicht für immer hassen würde.

Ich konnte nicht sagen wieso, aber dieses Mädchen war mir in so einer kurzen Zeit wirklich unheimlich wichtig geworden.
"Und außerdem mag ich dich. Wirklich. Weißt du, mich haben einfach schon zu viele Menschen enttäuscht und verletzt. Und bei dir hab ich das Gefühl einfach nicht."

"Verdammte Scheiße."

_ _ _ _

"Ky, du musst es ihr sagen bevor alles noch schlimmer wird. Ich seh dir doch an wie sehr du sie magst. Ich weiß, dass du dich seit der Sache Amanda nicht mehr verliebt hast, aber so wie ich das jetzt verstehe bist du auf dem besten Weg dahin. Wenn du sie noch länger anlügst, wirst du alles kaputt machen, jetzt kannst du es vielleicht noch retten."

Ich sah nachdenklich auf den Bildschirm meines Laptops, auf dem das Gesicht meiner kleinen Schwester zu sehen war. "Aber wenn Scooter rausfindet, dass sie es weiß jagt er mich ans andere Ende des Landes." "Ach komm, scheiß auf Scooter. Droh ihm einfache an, dass ihr ihn rauswerft und schon ist der zahm wie ein Schoßhündchen." "Du sagst das so leicht, Mads." "Wer weiß, Ky. Vielleicht ist sie deine große Liebe, die Frau deines Lebens. Willst du das wirklich wegen deinem scheiß Manager aufs Spiel setzten." Ich schüttelte den Kopf während ich mir die Haare raufte. "Und wie soll ich es ihr deiner Meinung nach schonend beibringen? Du hast ja bei deiner tollen Hannah Montana gesehen, dass dich danach alle hassen werden." "Und am Schluss gab es doch ein Happy End. Aber besser sie wird es von dir erfahren, als von irgendjemand anderem oder durch einen scheiß Zufall. Jetzt überleg mal, sie schlägt unerwartet bei euch auf und du und die Jungs sitzen ganz gechillt rum. Sie sieht euch und vor allem dich und dann hast du es wirklich verschissen." "Dann hau mal deine Ideen raus, Schwesterherz. Ich hab nämlich keine."

"Ich wüsste da was."

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19.12.2017
Tag 19 des Adventskalenders

Was denkt ihr wie sich Kylan zu erkennen gibt? 🙊

Love you ♥️

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