Kapitel 11

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Kylan


"Die absoluten Abräumer des Abends waren jedoch die Jungs von After the Apocalypse. Gleich vier Preise durften die Newcomer aus Minnesota mit nach Hause nehmen. Wir haben sie exklusiv im Interview getroffen und haben erfahren, wie sie sich nach so einem Abend fühlen. Jungs..."

Schnell schaltete ich den Fernseher aus. Ich war noch nie ein sonderlich großer Fan davon mich bei Interviews oder Auftritten zu sehen. Seufzend warf ich den Kopf in den Nacken und starrte die Lampe an, die von der Decke baumelte. Es war Montag Morgen und, oh Wunder, ich war hundemüde. Wir waren gestern erst verdammt spät in Seattle gelandet und bis wir dann hier waren war auch einige Zeit vergangen. Und dass ich übers Wochenende nicht all zu viel Schlaf bekommen hatte, war auch keine große Überraschung. Zwar hätte ich die After Show Party Samstagnacht schwänzen können, aber da rannten verdammt viele heiße Models rum. Ich wäre dumm wenn ich da nicht hingegangen wäre. Und seitdem ich auch noch mein Alter Ego Liam an der Backe hatte, war mein Spaß minimal auf der Strecke geblieben.

"Soll ich dich fahren, Kylan?" Tony kam gerade die Treppe runter und sah mich fragend an. "Schon gut, ich kann selbst fahren. Was steht heute Abend an?" "So viel ich weiß habt ihr heute frei. Du kannst ja was mit deiner Süßen von neulich unternehmen." Mit einem genervten Seufzen stand ich auf und sah in das grinsende Gesicht unseres Bodyguards. "Wir arbeiten nur zusammen an einem Projekt." "Wie dem auch sei. Sie scheint nett zu sein und ich glaube sie könnte wirklich zu dir passen." Ironisch lachte ich auf. "Zu wem? Zu Kylan oder zu Liam." "Nur weil du andere Klamotten anhast, bist du kein anderer Mensch. Wenn das Mädchen Liam mag, dann wird sie auch Kylan mögen." "Spätestens wenn sie erfährt, dass ich sie die ganze Zeit anlüge, wird sie mich hassen. Egal für mich gerade ausgebe." Tony kam auf mich zu. "Du siehst die Welt zu schwarz, Ky. Mach dir nicht so viele Gedanken und lass es einfach auf dich zukommen." Er klopfte mir auf die Schulter, ging in die Küche und ließ mich ziemlich verdattert im Wohnzimmer stehen.

Seit wann war Tony bitte so philosophisch?

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"Leute, ich hab Hunger." Leslie sah mich und Alana an und hielt sich demonstrativ den Bauch. Wir saßen schon seit knapp zwei Stunden in der Bibliothek und wollten ursprünglich an unserem Projekt weiter machen, allerdings hatten wir im Endeffekt alle keine all zu große Lust dazu und so kam es, dass wir mehr redeten, als alles andere.

Was mich wirklich erstaunte war, dass Leslie mich nicht erkannte. Wenn ich Alana Glauben schenkte und daran dachte wie sie Leslie am Freitag mir gegenüber verhalten hatte, war sie ein ziemlicher Fan von den Jungs und mir. Nicht mal meine Stimme schien sie so recht zu erkennen.
Aber mir sollte es recht sein.

"Sollen wir zu Lucky?" Alana sah fragend in die Runde während sie sich ihre Haare zusammenband. "Äh, Ally?" Leslie sah ihre beste Freundin belustigt an. "Hm?" "Kann es sein, dass du heute morgen verschlafen hast?" Sowohl Alana als auch ich sahen Leslie fragend an. "Du hast da vergessen was abzudecken." Augenblicklich riss Alana ihre Augen auf und schlug sich ihre Hand auf den Hals. "Shit." Während Leslie begann zu lachen verstand ich nur Bahnhof, bis mir dann allerdings ein Licht aufging.

Dann hatte sich das Gespräch mit Tony heute morgen wohl auch erledigt. Bestimmt war dieser Dylan mit dem sie am Freitag telefoniert hatte ihr Freund. Damit hätte ich jetzt auch eine logische Erklärung, warum sie mich abgewiesen hatte. Zumindest redete ich mir das ein.

"Also wie siehst aus? Lucky?" Alana war die Situation sichtlich unangenehm, was mich zum grinsen brachte. Und mal ganz ehrlich, ich sah schon deutlich schlimmer aus. "Du weißt, dass ich nicht nein sage. Wie siehts mit dir aus, Liam?" Laut Tony hatte ich heute frei und auch Scooter hatte mir nichts aufgebrummt. Ich wusste, dass meine Jungs heute auch nichts aufregendes geplant hatten und kochen konnte erst recht keiner von uns. Mal wieder was anständiges zu essen zu bekommen, hörte sich also verlockend an. "Klar." Die beiden Mädels lächelten mich an und fingen an ihre Sachen zusammen zu packen.

Kurze Zeit später standen wir auf dem Parkplatz der Schule vor unseren Autos. Ich musste schmunzeln als sich Alana über eine scheinbar neue Delle in ihrem Pick Up beschwerte. Das Teil hatte definitiv schon bessere Zeiten gesehen.

"Weißt du, wo das Lucky's ist?" Ich nickte lediglich. Ich wusste, dass es das Diner schon seit den 50er Jahren gab und meine Großeltern hatten mir oft die wildesten Geschichten davon erzählt. Die Lieblingsgeschichte meiner kleinen Schwester, und zugegebenermaßen auch von mir, war die von dem ersten Treffen meiner Großeltern in Lucky's Diner. Bei der Erinnerung wie glücklich meine Großeltern immer aussahen wenn sie davon redeten bildete sich ein kleines Lächeln auf meinem Gesicht.

"Dann sehen wir uns dort." Wieder nickte ich, ehe ich in mein Auto einstieg. Theoretisch gesehen war diese Schrottkarre zwar nicht mein Auto, aber laut Scooter war es zu auffällig mit meinem teuren Auto durch Ellensburg zu fahren.
Ich könnte wirklich kotzen.

_ _ _ _

Wir saßen schon seit einer ganzen Weile in dem Diner, aber irgendwie hatte keiner von uns dreien das Bedürfnis zu gehen. Leslie müsste ihr Zimmer aufräumen, wenn sie nach Hause ging, Alana müsste ihrem Dad helfen die Garage auszumisten und wenn ich der WhatsApp Gruppe mit meinen Freunden trauen konnte, nahmen die Jungs gerade das halbe Haus auseinander und trieben Scooter und Tony in den Wahnsinn.

"Was grinst du denn so?" Alana sah mich lachend an, während ich auf mein Handy fixiert war. "Nichts, nichts." "Hast du etwa eine geheime Freundin von der wir nichts wissen?" Jetzt begann auch Leslie zu lachen. "Ich würde mal sagen, wir sind deine besten Freunde die du hier hast. Sowas müssen wir wissen." "Und von was träumst du Nachts, Leslie?", grinste ich. "Uh, uh. Ich weiße es. Meine beste Freundin hier träumt nachts davon, wie sie einen von diesen Band-Idioten heiratet und dann zehn Kinder und zwanzig Enkel mit ihm bekommt." Leslie schlug Alana empört auf den Hinterkopf, während ich mich beinahe an meinem Milchshake verschluckte. Ich wusste, dass viel Mädchen genau solche Fantasien hatten, aber es direkt ins Gesicht gesagt zu bekommen, war nochmal etwas anderes.
"Also willst du es uns nicht sagen?" "Man Leslie, jetzt sei doch nicht so neugierig."
Es war tatsächlich keine so gute Idee den beiden zu erzählen wer mir gerade geschrieben hatte. Ich meine, wie sollte ich als Nerd verkleidet erklären, dass ich am Samstag nach einer After Show Party meinen Spaß mit einem Model hatte und die mir jetzt schrieb, dass sie nächstes Wochenende in Seattle war und wir uns ja nach meinem Konzert auf ihrem Hotelzimmer treffen könnten. Keine gute Idee. Wirklich nicht.

Die beiden Mädchen begannen sich weiter zu unterhalten und während ich an meinem Milchshake schlürfte sah ich mich etwas um. Es war ein typisches amerikanisches Diner und trotz, dass es so alt war sah es wirklich gut aus. Klar, ich ging davon aus, dass hier mindestens schon einmal renoviert wurde, vermutlich sogar öfter, aber es hatte seinen alten Charme nicht verloren.
Meine Grandma hatte mir schon so oft Bilder von diesem Diner erzählt aber trotzdem war ich noch nie hier. Meine Großeltern hatten irgendwann aufgehört hier hin zu gehen, weshalb auch immer.
Aber jetzt wo ich hier drin saß und mich an die Geschichten die sie mir erzählt hatte erinnerte, machte sich irgendwie ein Glücksgefühl in mir breit. Keine Ahnung warum, aber ich fühlte mich gerade einfach unglaublich wohl. Vielleicht weil dieses Diner ein Teil der Vergangenheit meiner Familie war.

Vielleicht war das Leben in dieser Stadt doch gar nicht so schlecht.

Zumindest vorläufig.

Zumindest vorläufig

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11.12.2017
Tag 11 des Adventskalenders

Habt ihr irgendwelche Wünsche für die nächsten Teile? 😊

Love you ♥️

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