Kapitel 18

45.5K 2.3K 289
                                    

Alana


"Ich kann einfach nicht glauben, dass du mit Kylan getanzt hast. Und dann auch noch so!" Schmunzelnd betrachtete ich Leslie, die wie ein aufgescheuchtes Huhn durch mein Zimmer rannte.
Es war noch immer Sonntag und ich hatte noch immer Geburtstag. Den Großteil des Tages hatte ich mit meiner Familie verbracht. Seit meine Geschwister ausgezogen waren, kam es viel zu selten vor, dass mal wieder alle beisammen saßen.

Meine Schwester war allerdings vor gut einer Stunde zum Flughafen aufgebrochen, da sie morgen wieder arbeiten musste und auch Dylan war vor wenigen Minuten gegangen. Er hatte schon eine Woche College geschwänzt, meine Eltern würden ihn eigenhändig dorthin zurückschleifen wenn er noch länger Zuhause bleiben würde.

Unten klingelte es an der Tür weshalb ich mich murrend erhob. Meine Eltern waren kurzfristig zu den Martens nach nebenan gegangen um Leslie und mir etwas Freiraum zugeben.

Ich stieg die Treppen nach unten und hörte wie mir meine beste Freundin folgte.
Kaum hatte ich die Tür geöffnet wurde ich in eine innige Umarmung gezogen. "Alles Gute." Ich grinste an Liams Brust "Danke." Ich löste mich leicht von ihm und blickte verwundert zu Leslie die gerade schmunzelnd ihre Schuhe anzog. "Ich geh dann mal, sonst dreht meine Mom noch durch." Sie drückte mir noch einen Kuss auf die Wange und verschwand durch die noch offen stehende Haustür. Liam schaut ihr verwundert nach ehe er sich wieder zu mir drehte und mir lächelnd ein kleines Päckchen überreichte. Überrascht sah ich ihn an. "Was soll das?" "Na du hast Geburtstag und das ist dein Geschenk." "Du musst mir nichts schenken, wirklich." "Ich wollte aber. Und das ist nur eine Kleinigkeit."

_ _ _ _

"Und wo willst du unbedingt mal hin?" "Ich glaube nach Kuba, oder irgendwo in die Karibik. Weißt du, eigentlich will ich am liebsten mal eine Weltreise machen. Ich war erst einmal außerhalb der Staaten." Liam sah mich überrascht an. "Wirklich?" Ich nickte leicht. Wir waren nicht Arm, keine Frage aber mit drei Kindern in ein anderes Land zu reisen hatte seinen Preis. Und Mom und Dad sparten jeden Cent um meine Geschwister und mich auf ein gutes College schicken zu können.

Kurz nachdem Liam bei mir angeschlagen war, hatte ich den spontanen Entschluss gefasst mit ihm an den See zu fahren, an dem wir erst am Freitag waren. Und jetzt lagen wir am Ufer und sahen den Sternenhimmel über uns an.

"Wenn du alles auf der Welt bekommen könntest, egal was, was wäre es?" Ich schmunzelte "Bist du immer so neugierig?" Ich will dich doch nur besser kennenlernen. Also was würdest du wollen?" Ein kleines Grinsen schlich sich auf meine Lippen. "Lach mich aber nicht aus, ja?" Ernst schüttelte er den Kopf, was ich nur schwach im Schein des Mondes erkennen konnte. "Ich will irgendwann so einen richtig klischeehaften Liebesbrief, du weißt schon so was in der Art wie willst du meine Freundin sein, oder so ein Bullshit." "Du könntest dir alles wünschen und willst das? Wieso?" "Keine Ahnung. Meine große Schwester hat mal so einen Brief bekommen und sie war damals so glücklich. Ich war da noch wirklich klein aber seit dem Tag hab ich mir immer vorgestellt auch mal so einen beschissenen Zettel zu bekommen. Ziemlich lächerlich, oder?" "Ich finde nicht, dass das lächerlich ist. Und dein Freund hat sich nicht die Mühe gemacht so etwas zu machen?" "Du meinst Eric? Der Kerl war so ziemlich der unromantischste Trottel den ich kenne." "Eric? Nein, ich meinte eigentlich diesen Dylan." Ungläubig weiteten sich meine Augen ehe ich anfing wie eine Gestörte zu lachen. "Dylan? Scheiße wie kommst du darauf, dass ich mit dem zusammen bin?" "Naja, das hat sich immer so angehört. Und der Knutschfleck..." Kichernd unterbrach ich ihn. "Wow, mach mal halblang. Der Knutschfleck ist bei einem bei einem bescheuerten Wahrheit oder Pflicht Spiel entstanden und mit Dylan bin ich mit Sicherheit nicht zusammen, der Idiot ist mein großer Bruder." Ruckartig richtete sich Liam auf und sah mich entgeistert an. "Bruder?" "Ja, Dylan Jefferson, mein großer Bruder." Ich schmunzelte als er sich mit der flachen Hand auf die Stirn schlug.

Ich sah auf den See hinaus auf dem sich der Mond spiegelte. Eine spontane Idee reifte in mir, für die ich mich morgen vermutlich verfluchen würde, aber im Moment war es mir schlichtweg egal. Ich stand auf und sah auf den Jungen hinab. "Lust schwimmen zu gehen?" Geschockt weiteten sich Liams Augen hinter der dicken Brille. "Das ist nicht dein Ernst, oder? Alana es ist viel zu kalt." "Ach komm, so kalt ist es gar nicht." Ohne auf ihn zu warten rannte ich zum See, zog im Laufen meine Schuhe aus und flog dabei beinahe auf die Fresse. Meine Jeans und mein Top landeten auf dem kleinen hölzernen Steg und mit einem Satz sprang ich in das kühle Wasser.

Die Kälte umgab mich, aber es war nicht unangenehm. Ich schnappte nach der frischen, nach Wald riechenden Luft als ich mit dem Kopf die Wasseroberfläche durchbrach. Auf dem Steg konnte ich durch den schwachen Mondschein die Silhouette von Liam erkennen, der mit den Händen in den Hosentaschen vergraben den Kopf schüttelte.
"Komm doch auch! So kalt ist es gar nicht!" "Vergiss es Ally! Ich kann es mir nicht leisten krank zu werden." , schrie er mir lachend entgegen. Feigling.

Mit einem Schmunzeln auf den Lippen ließ ich mich auf dem Rücken treiben und sah in den Nachthimmel über mir. Letztes Jahr hätte ich ehrlich gesagt nicht damit gerechnet das jemals wieder tun zu können.

Ich war in dieser Kleinstadt aufgewachsen und hatte dementsprechend einen Großteil meines Lebens hier an diesem See verbracht. Früher waren Leslie, Fynn, Jackson und ich oft mit den Fahrrädern hier her gefahren. In den Sommerferien hatten wir bald jeden Tag hier verbracht und hatten gemeinsam die wildesten Abenteuer erlebt. Einen Sommer verbrachten wir damit ein Floß zu bauen und als wir es schließlich zu Wasser ließen, ging es samt und nach nur wenigen Metern erbarmungslos unter. Die Wrackteile müssten noch jetzt irgendwo da unten liegen und langsam vor sich hin gammeln.
Ein anderes Mal hatten wir uns fest vorgenommen einige Fische zu angeln. Wir saßen Stundenlang am Ufer, bis wir bemerkt hatten, dass in diesem verdammten See kein einziger Fisch seine Runden drehte. Weshalb auch immer.

Mit dem Entschluss Liam einen kleinen Schrecken einzujagen tauchte ich unter und legte die wenigen Meter bis zum Steg Unterwasser zurück. Mit einem Satz und einem Kampfschrei vom Feinsten durchbrach ich die Oberfläche und spritze dabei Liam nass, der sich suchend über das Wasser gebeugt hatte. Er machte einen kleinen Sprung nach hinten und das schwache Mondlicht ließ mich seinen vorwurfsvollen Gesichtsausdruck erkennen. "Man, erschreck mich doch nicht so!" Ich grinste ihn frech an und stieg die kleine, wacklige Leiter zum Steg hinauf. Liam beobachtete mich genauestens, aber in diesem Moment war es mir relativ egal, ob er mich gerade nur in Unterwäsche sah. Wäre er am Freitag schon mit hier her gekommen, hätte er mich schon im Bikini gesehen, da war auch nicht mehr Stoff dran.

Ich sammelte meine Klamotten auf dem Steg zusammen und lief mit einem Lächeln an einem zur Salzsäule erstarrten Liam vorbei. Ich strich meine nassen Haare zurück und machte mich auf dem Weg zum Ufer als mich Liam am Handgelenk zurückhielt. Ich drehte mich leicht zu ihm um und sah ihm ins Gesicht, aber sein Blick war auf meinen Rücken gerichtet.

"Ist das letzten Sommer passiert?"

"Ist das letzten Sommer passiert?"

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

18.12.2017
Tag 18 des Adventskalenders

Was denkt ihr jetzt, was Alana passiert ist?
Ich kann euch so viel verraten, dass es keine Schwangerschaft war 🤔

Love you ♥️

Secret Star || ✔️Where stories live. Discover now