Auseinandersetzungen

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Thranduil trat hinter Itarille und sie spürte seinen Blick auf ihrem Gesicht. Langsam drehte sie sich zu ihm um. „Welche ein Schicksalsspruch?", fragte er vorsichtig. „Es heißt Huan wird durch den mächtigsten Wolf dieser Erde sterben. Wenn er sich erfüllt heißt es nichts Gutes für meine Familie", erklärte Melian noch bevor Itarille irgendetwas sagen konnte. Sie sah Thranduil lediglich nur an und musterte sein Gesicht, als würde sie es zum ersten Mal sehen. Ihr war plötzlich klar geworden, wie schnell ihr Dasein zu Ende sein konnte. Heute lebte sie glücklich und in Frieden und morgen schon könnte Doriath fallen und sie und ihre Liebsten mit ins Verderben reißen. Was würde ihr Vater wohl sagen, wenn er mitbekäme, dass sie auf ihrer Reise gestorben wäre? „Meine Herrin!", rief wer und riss Itarille damit augenblicklich aus ihren Gedanken. Arasdir. Er verbeugte sich tief vor Melian, die ihn verwundert ansah. „Was wollt ihr?", fragte sie bitter. „Ich möchte eure Erlaubnis um auf die Jagd nach dem Wolf zu gehen", bat er und Thranduil ballte die Hände zu Fäusten. Itarille konnte sich denken, dass er es genauso gerne tun würde und es vor allem Arasdir nicht gönnte. Melian musterte ihn stirnrunzelnd. „Wieso wollt ihr es tun?", fragte sie ihn und Arasdir schluckte. „Ich diene meinem König bis zum Tod", gab er nach kurzer Bedenkzeit als Antwort. „Yelwa!", rutschte es Itarille heraus und augenblicklich schlug sie die Hände vor dem Mund zusammen. Melian fuhr herum und warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. „Itarille, ich warne euch!", wies sie die Elbin zu Recht. „Hier wird kein Quenya gesprochen und schon gar nicht solche Worte, auch wenn ihr damit nicht ganz falsch liegt." „Verzeiht", entschuldigte sich Itarille und Arasdir funkelte sie wütend an. „Was hat dein Weibsstück gesagt?", zischte er mit Blick auf Thranduil, der sich schützend vor Itarille stellte. „Mach dich nicht lächerlich", entgegnete Thranduil und Itarille merkte, wie schwer es ihm fiel die Ruhe zu bewahren. „Ich soll mich nicht lächerlich machen?", rief Arasdir. „Hört, hört, was der großartige Thranduil zu sagen hat!", fügte er hinzu und breitete die Arme aus. „Seid still!", grummelte Melian und Arasdir drehte sich zu ihr um. „Wieso sollte ich auf jemanden wie euch hören? Ihr nehmt unseren ungebetenen Gast doch völlig in Schutz!", keifte er. Itarille war nicht weniger geschockt als Melian. Wie konnte Arasdir es wagen so mit einer Maia zu reden? In Melians Augen wurde die traurige Leere von purer Wut verdrängt. Ihr Kiefer spannte sich an und die Muskeln wurden deutlich sichtbar. „Verlasst dieses Königreich solange ihr noch könnt! Schon bei unserer letzten Begegnung habt ihr euch unhöflich gegenüber eures Freundes verhalten", befahl sie und Arasdir lächelte. Seine ganze Haltung versteifte sich, als ob er sich zum Angriff bereit machte. „Welchen Freund?", schnaubte er und baute sich vor Melian auf. Thranduils Hand glitt zu dem Heft seines Schwertes, welches er immer bei sich trug. „Tu es nicht", flüsterte Itarille ihm zu, allerdings ignorierte er sie. „Geht, sofort!", sagte Melian und deutete von der Ebene herab. Arasdir zögerte einen Moment, bevor er kehrt machte und die Hallen verließ. Noch ehe Itarille ihn hätte aufhalten können, jagte Thranduil ihm hinterher.

Der erste Schlag erwischte Arasdir an der Schulter. Mit einer blitzschnellen Bewegung hatte er sein Schwert gezogen und schlug seinem Gegenüber es aus der Hand, bevor er es Thranduil unters Kinn hielt. „Was glaubst du eigentlich, was du dir alles erlauben kannst?", grummelte Arasdir und kniff die Augen zusammen. „Warum hast du das getan?", fragte Thranduil und versuchte die Klinge an seinem Hals zu ignorieren. „Weil ich besser sein will als jeder andere hier. Ich will derjenige sein, der Carcharoth umbringt. Ich will dafür gefeiert werden, dass ich dem König sein Leben gerettet habe", lachte er. „Sei nicht töricht, du weißt, dass du es nicht schaffen wirst", antwortete Thranduil. „Ich werde es schaffen und ich werde als erstes diese Welt von dir befreien!", prophezeite er und griff sein Schwert fester. Thranduil schloss die Augen. Er hatte keine Chance. Seine eigene Waffe lag einige Meter neben ihm auf dem Boden. Wenn er nach ausweichen würde, würde Arasdir ihn verletzen, bevor er sein Schwert erreicht hatte. Dafür war er ein zu guter Kämpfer. Langsam öffnete er seine Augen und konnte nicht glauben, was er da gerade sah. „Noch irgendwelche bedauernswerte letzten Worte?", fragte Arasdir siegesgewiss grinsend. „Ja, ich habe eine Bitte", sagte Thranduil und Arasdir wirkte überrascht. „Was hast du?", fragte er verwirrt. „Ich habe eine Bitte", wiederholte Thranduil. Arasdir zwinkerte und holte Luft: „Und was?" Ein Lächeln huschte über Thranduils Gesicht. „Dreh dich um", sagte er und Arasdir tat was er gesagt hatte. Mit einem lauten Schrei glitt Arasdir fast das Schwert aus der Hand und mit einem Sprung war Thranduil bei seiner Klinge. Eilig hob er sie auf. Thranduil suchte Schutz zwischen den Bäumen und beobachtete das Szenario fasziniert. „Los, du wolltest ihn umbringen, also worauf wartest du?", lachte Thranduil und sah zu, wie Arasdir vor dem gigantischen Wolf zurückwich. Carcharoth war das größte Untier, was Thranduil je zu Gesicht bekommen hatte. Es war ein Wolf mit der Größe eines Pferdes und er stank bestialisch. Laut knurrte er Arasdir an und kam langsam und mit gebleckten Zähnen auf ihn zu. Arasdir wirkte klein und zerbrechlich neben dem Wolf und komplett verunsichert, als wäre es sein erster Kampf. Thranduil hörte,, wie Zweige hinter ihm unter dem Gewicht eines Elben nachgaben. Er sah über die Schulter und blickte in ein besorgtes Gesicht. „Was fällt dir ein!", beschwerte sie sich und Thranduil fuhr herum, während er Itarille eine Hand vor den Mund presste. „Leise!", flüsterte er ihr zu und zog sie neben sich, sodass sie im Schutz der Bäume vor dem Wolf unentdeckt blieben. Itarille musste zweimal hinsehen, um sich zu vergewissern, dass sie nicht halluzinierte. „Der ist ja riesig", stellte sie leise fest und Thranduil nickte, ohne den Blick von Arasdir zu wenden. Er hatte mit zitternden Händen sein Schwert erhoben und starrte dem Wolf in seine leuchtenden Augen. Knurrend bewegte sich der Wolf vorwärts und mit jedem Schritt kam er dem Elben näher. Plötzlich bohrte sich ein Pfeil in die Flanke des Untiers und mit einem entsetzlichen Heulen sprang er vor. Er riss Arasdir um und biss nach dem Pfeil in seinem Bauch. Dabei trat er mit seinem ganzen Gewicht auf Arasdir, der ein lautes Stöhnen von sich gab. „Mablung!", schrie wer und Itarilles Blick jagte in die Baumkronen. Über ihr sprang Beleg aus den schutzgebenden Bäumen auf den Weg. Mit einer Leichtigkeit kam er auf und einen kurzen Augenblick später landete Mablung neben ihm. Mablung hatte sein Schwert gezogen und Beleg feuerte erneut einen Pfeil auf den Wolf, der heulend auf die beiden Elben zu rannte. Arasdir rollte sich zusammen und stöhnte vor Schmerz. Ob Beleg und Mablung ihn bemerkt hatten, konnte sie nicht sagen. Die beiden Krieger waren damit beschäftig dem Wolf auszuweichen. Ein weiterer Kämpfer kam wie aus dem Nichts und stürzte sich mutig auf den Wolf. Carcharoth schnappte nach ihm und Thranduil drückte Itarille noch näher an sich. „Beren", flüsterte sie, gefangen von dem Bild was sich ihr gab. Mit einer schnellen Bewegung war Beren ausgewichen und Itarille fiel auf, dass sein Arm verstummelt war. Anscheinend hatte er schon einen harten Kampf hinter sich. Schreiend haute Beren dem Wolf sein Schwert in die Schulter, jedoch konnte er es nicht herausziehen. Eine Hand war dazu zu schwach. Mablung versuchte noch den Wolf abzulenken, doch zu spät. Mit furchtlosem Blick sah Beren dem Wolf entgegen und Carcharoth biss ihm in die Schulter, bevor er ihn gegen die Bäume schleuderte. Laut knackte es, als er gegen den harten Stamm knallte. Mit einem ohrenbetäubenden Schrei kam Beren auf dem Boden auf. Der Wolf sprang ihm hinterher. Er wollte seine Beute noch nicht aufgeben. Beleg schoss einen dritten Pfeil auf den Wolf, dieser ließ sich davon nicht beeindrucken. Er biss erneut in Beren und dieser sank kraftlos in seinem Maul zusammen. Mablung schrie auf und lief dem Wolf entgegen. „Lass ihn los!", brüllte er und mit aller Kraft schlug er auf den Wolf ein. Hechelnd ließ er Beren aus seinem Maul fallen und wendete sich dann Mablung zu. Itarilles Finger bohrten sich in Thranduils Arm. Das konnte sie nicht mit ansehen.

Itarille & Thranduil || Im SternenlichtWhere stories live. Discover now