Ein freundliches Willkommen

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„Mae de 'ovannen!", sagte eine freundliche Stimme und Itarille fuhr herum. Einige Meter über ihr ließ sich ein Elb aus den Baumwipfeln gleiten. Leichtfüßig landete er auf beiden Beinen und blickte die beiden aus grauen Augen an. „Man de?", fragte er und trat einen Schritt heran. Itarille sah ihn verwirrt an und er drehte den Kopf leicht zur Seite. „Ni cheniodh??", fuhr er mit verzogenen Augenbraun fort. „Bitte?", fragte Itarille und sah den Fremden an. „Ihr sprecht kein Sindarin?", lachte er und verschränkte die Finger ineinander. „Ja anscheinend nicht", entgegnete Itarille. „Woher kommt ihr?", fragte er und musterte erst Itarille und dann Varisse. Dabei fiel Itarille erst wieder ein, wie sie eigentlich aussahen. „Das ist eine längere Geschichte", sagte Itarille, als sie an sich herunter sah. „Aber wir kommen aus dem Westen", beantwortete sie die Frage des Fremden. „Vanya?", hakte der Elb mit Blick auf Itarille nach. „Gut erkannt", flüsterte Itarille und sein Blick fuhr zu Varisse. „Noldo?", fragte er Varisse, die einfach nur langsam nickte. „Gehört ihr zu Finarfins Gefolge?", fragte er eilig und mit geweiteten Augen nach. „Warum interessiert es euch so sehr?", fragte Varisse mit verschränkten Armen. „Unser König wünscht nicht die Anwesenheit von Elben, die am Sippenmord unseres Volkes beteiligt waren!", keifte er und näherte sich drohend Varisse. „Seit ihr nicht auch eine Noldo?", zischte Itarille und ging dazwischen. „Aber ich gehöre zu Finarfin! Sein Volk wäscht seine Hände in Unschuld." „Sie auch", antwortete Itarille mit einem süffisanten Lächeln. „Ist das wahr?", fauchte er mit Blick auf Varisse. „Ja sie sagt die Wahrheit", sagte Varisse mit festem Blick auf den Fremden. „Dann verzeiht es mir", entschuldigte er sich und trat einen Schritt zurück. „Soll ich euch zu meinem König bringen?", fragte er und sein Blick blieb auf Itarille hängen. „Ja gerne!", lächelte Itarille und der Elb setzte sich in Bewegung. „Ich bin übrigens Erundil", stellte er sich vor und ging an den beiden vorbei und folgte dem Pfad weiter. Itarille schob sich an Varisse vorbei und fragte: „Sprecht ihr kein Quenya?" „Nein", antwortete Erundil und blickte über die Schulter zurück. „Unser König verbot Quenya in seinem Reich, nachdem er von dem Sippenmord in Alqualonde erfahren hatte." „Wer ist euer König?", fragte Itarille interessiert. „König Thingol. Ihr kennt ihn wahrscheinlich unter Elwe", erklärte Erundil. „Ich hatte fest damit gerechnet, dass etwas anderes über diese Wälder regiert. Der Wald hat etwas Magisches an sich", sagte Itarille und trat über eine Wurzel. „Ihr habt Recht", lachte Erundil. „Er nahm Melian die Maia zur Frau, seitdem herrschen sie gemeinsam über das Königreich Doriath."

Die Schatten waren lang geworden, als sie die ersten Hütten erreichten. Es waren Holzhütten, die zwischen die Bäume gebaut wurden. An einigen waren noch Unterstände angebaut, unter denen entweder Werkbänke und Werkzeug untergebracht oder Pferde ruhig ihr Heu fraßen. Erundil hatte den Rest des Weges geschwiegen und war ohne sich umzudrehen weiter gegangen. Erst vor einer hellen Hütte blieb er stehen und drehte sich um. „Mein bescheidenes Zuhause!", grinste er und zeigte auf die Hütte, vor der ein Amboss stand. An der Hauswand stapelten sich Holzscheitel und wenige Meter davon entfernt waren die Überreste eines Lagerfeuers. „Ja tatsächlich bescheiden", sagte Varisse und Erundil sah sie verwirrt an. „Verzeiht, wir sind andere... Umstände gewöhnt", erklärte Itarille mit stockender Stimme. „Woher genau kommt ihr eigentlich?", fragte Erundil und Itarille schüttelte den Kopf. „nicht wichtig. Ihr seid Schmied?", versuchte Itarille von der Frage abzulenken. „Ja", antwortete er mit Blick auf den Amboss. „Einige sagen, dass ich einer der besten Schmiede des Königreichs sei", fügte er nicht ohne Stolz hinzu. „Ich bekomme regelmäßig Aufträge von der Wache. Das mag schon was heißen." „Wofür braucht eure Wache regelmäßig Schwerter?", gluckste Varisse überrascht. „Unsere Grenzen sind zwar von dem Bann Melians geschützt, aber trotzdem kommt es immer wieder zu Zwischenfällen...", sagte er und ein mildes Lächeln zierte sein Gesicht. „Aber das sollte ich euch nicht erzählen. Ein Freund von mir könnte euer Pferd aufnehmen", schlug Erundil vor und sah Itarille erwartungsvoll an. „Gern. Sehr gern!", entgegnete Itarille lachend. Ihr Blick ging zu Larcatal, der müde und erschöpft wirkte. „Na dann, folgt mir!", forderte Erundil sie auf und setzte seinen Weg fort. „Er wohnt nicht weit weg", erzählte Erundil und machte eine undefinierbare Handbewegung. Wahrscheinlich wollte er die Richtung weisen. „Serondrych hat selber einige Pferde und züchtet sie auch. Das Pferd unseres Königs stammt von seinen ab", fuhr er fort und bog auf einen schmaleren Weg ab. „Allerdings ist er manchmal etwas schwierig im Umgang. Wir sollten hoffen, dass er heute einen guten Tag hat", beendete er seinen Vortrag und blieb stehen. Der Blick lag frei auf eine Lichtung, in deren Mitte ein recht großes Gut stand. Es war ein Backsteinhaus mit rotem Dach, auf dem sich stellenweise Moos gebildet hatte. Um das Gebäude herum tummelten sich mehrere Pferde, die allesamt friedlich am Grasen waren. Zwei der Stuten hatten jeweils ein Fohlen bei Fuß. „Ist ja mal süß!", quiekte Varisse und schlug sich die Hände vor den Mund. Ihr Blick blieb auf einem der beiden Fohlen hängen. Erundil lachte auf und schritt weiter über die saftige Wiese zu dem Haus. „Serondrych!", rief er und sein Blick suchte die Hauswand ab. „Ich habe Besuch dabei!", trällerte er und blieb wieder stehen, als ein großgewachsener Elb mit weißblondem Haar aus der hohen Tür des Gutes trat. „Wen bringst du denn mit?", begrüßte er sie mit einer überraschend tiefen Stimme. „Das sind Itarille und Varisse. Sie haben eine lange Reise hinter sich und ich dachte, dass du dich vielleicht ein wenig um ihr Pferd kümmern könntest, während ich sie zum König bringe", schlug Erundil vor und musterte seinen Freund, als würde er ihn zum ersten Mal sehen. Serondrych musterte Varisse mit zusammen genkiffenden Augen. „Das ist definitiv nicht unsere normale Kleidung", sagte Itarille kühl und Serondrych lachte. „Habe ich mir schon gedacht." Sein Blick wanderte dabei auf Itarille und er musterte sie kurz, bevor er zu Larcatal schaute. „Hübsches Pferd", murmelte er und schritt um Larcatal, der seinen Kopf hob und die Ohren anlegte, herum. „Jaja, ein wirklich hübsches Pferd", wiederholte er sich und betrachtete den Schimmel genau. Itarille sah unsicher zu Erundil, der ihr ein beruhigendes Lächeln schenkte. „Ich werde mich um ihn kümmern", sprach Serondrych langsam und blieb stehen. „Aber nur...", damit drehte er sich zu Itarille. „... wenn ich eine meiner Stuten von ihm decken dürfte." Itarille zögerte einen Moment und nickte dann. „Es wird euch ein treuer Begleiter werden, wie sein Vater", sagte Itarille und folgte Erundil, der sich zusammen mit Varisse wieder auf den Rückweg machte.

Itarille & Thranduil || Im SternenlichtDonde viven las historias. Descúbrelo ahora