Annäherungen

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Itarilles Tanzpartner führte sie auf einen der Tische zu, die weiter in der Mitte der Halle standen. Ihr Herz klopfte wie wild. Er meinte es also Ernst, dass er sie mit zu seinen Freunden nehmen würde, damit sie das Fest genießen könnte. Allerdings kamen Itarille Zweifel. Bis jetzt haben die Sindar nicht sonderlich freudig auf sie oder Varisse reagiert. „Wartet!", zischte sie und blieb stehen. Der Elb wirbelte verwirrt herum und sah sie mit verzogenem Gesicht an. „Was ist los?", fragte er besorgt. „Das ist keine gute Idee", sagte sie und schüttelte den Kopf. „Ihr fürchtet, dass sie euch nicht mögen werden oder?", hakte er nach und seine Züge lockerten sich. „Ja das tue ich", antwortete Itarille und atmete tief ein. „Wir sind nicht unfreundlich", erklärte der Elb ruhig. „Und was dann?", keifte Itarille und biss sich auf die Lippe. Es klang gröber, als sie es gemeint hatte. Der Elb lachte kopfschüttelnd. „Stell dir einfach vor, dass wir etwas schüchtern sind und Angst vor Neuem und Unbekanntem haben." Er bot Itarille wieder an, sich bei ihm unterzuhaken. „Noch was", sagte Itarille mit geschlossenen Augen. „Und was?", fragte er ungeduldig und Itarille öffnete wieder ihre Augen. „Euer Name. Ich kenne euren Namen immer noch nicht", wisperte sie, als ob sie etwas Verbotenes gesagt hätte. „Verzeiht mir", lächelte er und blickte sie wieder aus seinen stechendblauen Augen an. „Mein Name ist Thranduil." Itarille huschte ein Grinsen über das Gesicht und sie hakte sich wieder bei ihm ein. „Habt keine Angst, meine Freunde werden euch mögen", flüsterte er Itarille ins Ohr und ging zielstrebig auf seine Freunde, die an dem Tisch wild gestikulierten und Wein tranken, zu. Thranduil führte sie bis vor den Tisch und zwei Elben, die mit dem Rücken zu ihnen saßen, wendeten sich, als ihre Gegenüber erwartungsvoll auf sahen und die Unterhaltung unterbrachen. „Itarille i eneth dîn", sagte er und deutete auf Itarille, aus deren Gesicht das Lachen verschwunden war. Ihr war unwohl, da sie nicht verstand, was Thranduil gesagt hatte, lediglich ihren Namen hatte sie verstanden. „Henia?", fragte einer der vorderen Elben und musterte Itarille. Sie zog ihren Arm von Thranduils und umfasste ihre beiden Hände. Ihre Hände zitterten vor Aufregung. Der Elb kniff die Augen zu schlitzen und sah zu Thranduil herüber. Dieser schüttelte leicht seinen Kopf und schulterzuckend rutschte der Andere zur Seite. „Setzt euch", forderte Thranduil Itarille auf und sie musste mit sich kämpfen, sich ruhig hinzusetzten und nicht einfach zu gehen. Sie fürchtete, dass die Elben weiterhin auf Sindarin redeten und sie kein Wort verstehen würde. Thranduil setzte sich direkt neben sie und schenkte ihr ein zaghaftes Lächeln, bevor er zu den Elbinnen auf der anderen Tischseite sah. Die Eine besaß, wie die meisten Sindar, platinblondes Haar und lächelte Itarille freundlich an. Ihre Augen waren graublau und lagen tief in dem schmalen Gesicht. Neben ihr saß eine Elbin mit kupferrotem Haar, welches leicht über ihre Schultern und Schläfen fiel und damit einen Großteil ihres Gesichts verdeckte. Ihr Blick ruhte irgendwo hinter der Tischkante, sodass Itarille ihr Gesicht kaum zu sehen bekam. „Was führt euch in unser bescheidenes Königreich?", fragte der Elb, der ihr und Thranduil Platz gemacht hatte, und sie sah zu ihm. „Verstrickung ungünstiger Umstände", sagte Itarille und war froh, dass ihre Stimme nicht auch noch unsicher klang. Der Elb lachte auf und sah auf sein Weinglas. Itarille legte die Hände in den Schoß und spielte mit ihren Fingern. „Was bezeichnet ihr als Verstrickung ungünstiger Umstände?", fragte er und erst jetzt fiel Itarille sein starker Akzent auf. „Als wir vor einem Rudel Werwölfe geflohen sind, sind wir praktisch in die Arme von Wegelagerern gelaufen und haben dann im Wald Schutz gesucht. Dieser Wald entpuppte sich als euer Königreich", fasste Itarille die Geschehnisse der letzten Tage kurz zusammen. „Werwölfe?", fragte Thranduil erschrocken nach und sein Blick durchbohrte Itarille. „Ja", stotterte sie unsicher und Thranduils Blick löste sich. „Sie sind zurück", flüsterte er und Itarille sah ihn fragend an. „Ist es schlimm?", fragte sie vorsichtig und rückte mit einer Hand seinen Kragen zurecht. „Nein. Es heißt nur, dass unsere Grenzwachen aufmerksamer sein müssen", erklärte er. „Aber in unsere Wälder kommen sie Dank Melians Gürtel nicht", fügte der Elb neben Itarille hinzu. „Langweilt unseren Gast doch nicht mit solch einem Gerede", meldete sich die blonde Elbin zu Wort. „Sie sollte ihre Zeit hier genießen und sich nicht um unsere Probleme kümmern." „Dann schlag ein besseres Gesprächsthema vor", keifte der Elb und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Elbin verdrehte die Augen und sah Thranduil erwartungsvoll an. Jener zuckte ratlos mit den Schultern. „Ihr beide seid nicht nur unhöflich sondern auch wahnsinnig stur!", fauchte sie und räusperte sich kurz. „Dann werde ich mich wohl etwas um deinen Gast kümmern Thranduil", sagte sie und Thranduil lehnte sich auf die Tischkante. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, allerdings fiel ihm die Elbin ins Wort. „Möchtet ihr etwas trinken?", fragte sie Itarille freundlich. „Nein danke", verneinte Itarille und Thranduil lehnte sich wieder zurück. „Itarille, was Celebwen euch eigentlich sagen will ist, dass ausschließliche weibliche Lebewesen in der Lage sind klar zu denken", sprach Thranduil ruhig und warf Celebwen, der Blonden, einen herausfordernden Blick zu. „Ja ich weiß wovon ich rede. Im Gegensatz zu dir bin ich verheiratet!", entgegnete sie und der Elb neben Itarille grummelte. „Zu meinem Leidwesen", zischte er und Celebwen stand ruckartig auf. „Beldir benimm dich!", sagte sie laut und die Elbin neben ihr zupfte an ihrem Arm, als Signal sich zu setzten. „Narewen lass gut sein", zischte Celebwen der Rothaarigen zu. „Itarille, heirate niemals, das bringt nur Ärger und Kopfzerbrechen!", warnte Celebwen Itarille, die die Situation gespannt verfolgte. „Ich wollte ja auch nicht heiraten!", verteidigte sich Beldir und gestikulierte mit seinen Armen. „Ach jetzt war es wieder meine Idee!", erwiderte Celebwen gereizt. „Pen-channas!", fügte sie wütend hinzu und Beldir erhob sich ebenfalls. „Was hast du gesagt?", rief er und Itarille befürchtete, dass sich nun die gesamte Aufmerksamkeit auf die zwei Streitenden geriete. Allerdings schienen sich die restlichen Elben für das Spektakel gar nicht zu interessieren. „Oh du hast mich schon verstanden!", entgegnete Celebwen und stämmte die Hände auf die Hüfe. „Lass uns gehen, ich muss dringend ein Wörtchen mit dir reden!", fuhr sie unbeirrt fort. Beldir sah seine Frau empört an, jagte dann aber die Tafel entlang und verschwand, dicht gefolgt von Celebwen, in einem der vielen Gänge. „Verzeiht den Beiden, wenn sie etwas getrunken haben reicht ein kleiner Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt", entschuldigte sich Thranduil für seine Freunde und lächelte Itarille an. Sein Lachen war wie kein anderes. „Schon gut", entgegnete Itarille, die ihren Blick nicht von seinem Gesicht wenden konnte. Er sah sie auf eine Art an, auf die es vorher noch keiner getan hatte.

Itarille & Thranduil || Im SternenlichtWhere stories live. Discover now