Gi melin

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Itarille sah ihn an. In seinen Augen war ein Schimmer, der Itarille an einen klaren Nachthimmel erinnerte. Auch wenn sie dem Elben am liebstem um den Hals gefallen wäre, rührte sie sich nicht und schwieg. Zu groß, war die Last die noch auf ihr lag. Schließlich hatte er ihr immer alles gesagt und auf jede ihrer Fragen geantwortet, aber sie hatte ihm etwas vorenthalten. „Itarille", hauchte er und erhob sich. Seine Bewegungen stockten und seine Stimme bebte. Mit zittrigen Händen fasste er nach ihren und umschloss sie fest. Vorsichtig zog er sie hoch und nun standen sie sich näher als je zuvor. Itarille bekam den Mund nicht auf, auch wenn sie unbedingt etwas loswerden wollte. Früher oder später würde er es herausbekommen und Itarille wollte sich gar nicht ausmalen, wie wütend und enttäuscht er dann wäre. „Itarille", wiederholte er sich und riss Itarille damit aus den Gedanken. Thranduil löste seine Hände und fuhr mit der einen Hand an Itarilles Hüfte, die andere legte er behutsam auf ihre Wange. Die Berührungen ließen bei ihr ein Kribbeln zurück. „Gi melin", flüsterte er und zog die Blonde sanft an sich ran. Itarilles Hände wanderten wie von alleine an seinen Rücken. Ihren Kopf legte sie leicht zur Seite und sie schloss die Augen. Thranduils weiche Lippen erreichten ihre und augenblicklich durchfuhr sie ein warmes Gefühl. Ihr Kopf setzte aus. Sofort vergas sie, was sie ihm sagen wollte. Alles war weg. Denn jetzt zählte nur noch er. Langsam wich seine Hand von ihrer Wange herunter, bis sie ebenfalls an ihrer Hüfte ruhte. Itarilles Herz machte einen Sprung und sie verstärke ihren Griff um ihn. Seinen warmen Atem spürte sie auf ihrer Haut. Erst widerwillig ließ er von ihr ab und drückte sie ein Stück zurück. Itarille öffnete ihre Augen und blickte direkt in ein lächelndes Gesicht, welches von ihren Gedanken schnell überschattet wurde. Irgendwann musste sie es ihm sagen, allerdings konnte sie diesen Moment nicht damit zerstören. Itarille umarmte erneut Thranduil und sie legte ihren Kopf auf seine Schulter. Er umfasste sie lächelnd und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Sie schien vor Glück und Wärme fast zu explodieren, aber nur fast. Würde sie nicht etwas noch so sehr bedrücken, wäre sie es wahrscheinlich auch. „Thranduil?", flüsterte sie und er grummelte zufrienden. Nein sie konnte es ihm nicht sagen. Noch nicht. Morgen würde sie es tun. „Ich liebe dich", nuschelte sie stattdessen und vergrub ihr Gesicht an seinem Schlüsselbein.

Itarille trat die Tür heraus, in die klare Sommernacht. Der Himmel war klar und die Sterne leuchteten hell, während sich die Bäume wie Raubtiere leise und gefährlich in der Dunkelheit bewegten. „Itarille?", sagte Thranduil und drehte sie am Handgelenk zu sich um. Glücklich blickte er auf sie herab und zog sie heran. „Ich liebe dich", flüsterte er und vorsichtig küsste Itarille auf die Stirn. „Bis morgen", verabschiedete er sich und ließ sie los. „Bis dann", sagte sie und wendete sich dem Weg zu. Itarille fühlte sich wie in einem Traum, da sie noch alles nicht fassen konnte, was passiert war. Bevor sie den Weg erreichte drehte sie sich noch einmal um. Thranduil stand noch im Türrahmen und sein Blick war auf sie gerichtet. Sie schenkte ihm ein Lächeln, bevor sie sich endgültig umdrehte und sich nach Menegroth aufmachte. Thranduil hatte ihr nun wirklich ein Liebesgeständnis gemacht und sie geküsst. Sie hatte all dies erwidert. Aber was war nun? Würde er sie irgendwann heiraten wollen? „Danke für die Antwort!", beschwerte sich jemand und schlug Itarille gegen die Schulter. Überrascht fuhr sie herum und sah in das genervte Gesicht von Varisse. „Was?", fragte Itarille verwirrt und Varisse verdrehte die Augen. „Es heißt wie bitte", korrigierte die Elbin und sah Itarille dann lächelnd an. „Also was ist los mit dir?", fragte sie neugierig und Itarille setzte sich wieder in Bewegung. Varisse folgte ihr hibbelig, aber Itarille schwieg. „Komm schon, ich erzähle dir auch alles!", flehte Varisse und Itarille holte tief Luft, das war wirklich nicht leicht. „Ich war bei Thranduil und er hat...", stotterte Itarille und brach ab. Varisse Augen weiteten sich und sie fasste Itarille an den Schultern, sodass sie wieder zum Stehen kamen. „Nein, wie romantisch!", kreischte sie aufgeregt und schüttelte Itarille durch. „Küsst er gut?", hakte sie augenblicklich nach und ließ Itarille los, um in die Hände zu klatschen. „Varisse das geht dich absolut nichts an", zischte sie und ging unbeirrt weiter. „Ach komm schon!", quengelte Varisse und trottete neben Itarille, die mit schnellen Schritten ging, her. „Nein!", entgegnete Itarille sicher. Mit Varisse würde sie diesen Moment nicht teilen, er gehörte ganz allein ihr und Thranduil. Im Gegensatz zu Varisse konnte sie ihre intimsten Erinnerungen nicht so einfach Teilen. Ihr fiel es ja schon schwer genug ihre Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen. „Seid ihr denn nun ein Paar?", hakte Varisse nach. Sie würde nicht nachgeben, bis sie eine Antwort bekam, das war Itarille klar. „Ja sind wir, aber bitte tu mir den Gefallen und behalt es für dich", bat Itarille und Varisse grinste breit. Sie hatte ihr Ziel erreicht. „Gefällt es dir?", fragte sie ernst und Itarille sah sie an. „Bitte was?", sagte sie fassungslos. „Naja die Berührungen und die Liebkosungen und die.." „Varisse, das geht jetzt wirklich zu weit!", unterbrach Itarille sie kopfschüttelnd. „Aber..." „Ich will kein Wort mehr darüber hören!", fuhr Itarille ihre Freundin an. Varisse setzte einen Schmollmund auf, aber Itarille schüttelte den Kopf. „Nein, das zieht nicht. Wenn du unbedingt darüber reden willst, kannst du ja von dir und Erundil berichten", schlug die Blonde vor, während sie sich wieder in Bewegung setzte. „Du hältst den Mund über dich und Thranduil, aber ich soll von meiner Beziehung zu Erundil erzählen? Was ist denn das für eine Logik", sagte Varisse. „Aber ist ja auch egal", redete sie fröhlich weiter, obwohl Itarille gerade etwas dazu sagen wollte. „Wir sind uns bereits sehr nahe..." Itarille hob die Hand und Varisse verstand. „Jedenfalls hat er gesagt, dass er mich noch dieses Jahr heiraten möchte. Nach einer kurzen Diskussion kamen wir zum Entschluss, dass wir im Winter heiraten", endete sie. „Wie unromantisch", knurrte Itarille. „Im Winter heiraten, wer kam denn auf diese bescheuerte Idee?" „Na wir beide", erklärte Varisse Freude strahlend. „Aber, bei Eru, warum ausgerechnet im Winter? Es ist kalt, es schneit und überall riecht es nach verbranntem Holz." „Wir wollten halt was ausgefallenes", sagte Varisse achselzuckend. „Und kennst du schon seine Eltern? Leben sie nicht irgendwo in der Nähe?", fragte Itarille mit echtem Interesse. „Nein, wir wollten in zwei Wochen einmal hinreisen. Willst du mit? Dann lernst du auch direkt noch König Finrod kennen. Es heißt doch, dass es gut sei, wenn man über einen großen Bekanntenkreis verfügt. So kann man sich im Kriegsfall gegenseitig helfen und..." Itarille hörte nicht mehr zu. Seitdem Varisse Erundil kannte, wurde sie von Minute zu Minute hibbeliger und aufgedrehter. Hoffentlich war das keine Nebenwirkung der Liebe. Ansonsten würde Itarille bald schreiend im Kreis rennen und behaupten, dass die Vögel an jenem Tag lauter sangen als sonst.

Itarille & Thranduil || Im SternenlichtWhere stories live. Discover now