Die Ewigkeit

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„Düfte ich jetzt etwas mehr über euch erfahren?", fragte Thranduil neugierig und Itarille zögerte kurz. Sie waren den Anderen nicht nach Menegroth gefolgt, sondern hatten sich auf einer Bank kurz vor dem Eingang in die Hallen niedergelassen. „Wenn ihr mir sagt, was ihr genau wissen wollt", sagte sie und lächelte ihn milde an. „Was habt ihr im Segensreich gemacht?", fragte er interessiert und sah Itarille tief in die Augen. „Atta hatte viel Spaß daran, mich immer zu Recht zu machen. Sie hatte sämtliche Kleider und Frisuren an mir ausprobiert. Wenn sie mich mal nicht missbraucht hat, war ich oft reiten. Außerdem war ich auf jedem Fest, was gefeiert wurde", erklärte Itarille mit einem verträumten Blick. „Deswegen könnt ihr so gut tanzen", sagte Thranduil und Itarille sah weg. „Danke", nuschelte sie und es brauchte einen Moment, bis sie seinen Blick wieder aushielt. „Und stimmt es? Also, dass Aman so vollkommen und schön ist?", fragte er weiter. „Nun für einige Jahre mag es schön sein", setzte Itarille an. „Aber je länger ich dort lebte, desto mehr wuchs in mir der Wunsch nach neuem. Ich mein keine Frage, ich habe meine Zeit dort genossen, allerdings habe ich es irgendwann nicht mehr ausgehalten. Fast jeder Tag war der gleiche wie der Vergangene." „Kann ich verstehen", sprach Thranduil ruhig. „Ich könnte mir kein anderes Leben als dieses hier vorstellen. Jeder Tag bringt neue Überraschungen. Vor allem jetzt." „Was meint ihr?", fragte Itarille verwirrt nach. „Ihr", antwortete er kurz und Itarilles Herzschlag setzte aus. Sein Blick durchbohrte sie und am liebsten hätte sie sich augenblicklich in Luft aufgelöst. Was sollte sie nun antworten? „Ehh", stotterte sie und er sah sie erwartungsvoll an. „Darauf braucht ihr nicht antworten", lächelte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Itarille war über diese Antwort mehr als erleichtert und sie drehte sich zur Seite, sodass sie ihr rechtes Bein auf die Bank legte und sich mit dem Ellenbogen auf der Lehne abstützen konnte. Sein Profil war einzigartig. Die Wangenknochen standen leicht hervor und seine Augen lagen tief in den Augenhöhlen, sodass seine Augenbraun noch stärker zum Ausdruck kamen. Sein Blick ruhte nun auf den Bäumen, die den Weg nach Menegroth säumten. „Warum hattet ihr eigentlich so viel Angst mit Lassien zu reden?", fragte Itarille, um das Schweigen zu brechen. Er schwieg noch einen Moment, als würde es das Thema fürchten und Itarille bereute sofort, diese Frage gestellt zu haben. „Verzeiht, wenn ihr nicht darüber reden..." „Nein. Das ist eine berechtigte Frage", unterbrach er sie und wendete seine Aufmerksamkeit wieder zu ihr. „Ich habe bis vor ein paar Tagen gedacht, dass Lassien und ich eines Tages heiraten werden. Ich mochte sie mehr als Andere und dachte, dass dies die Liebe sei. Allerdings hatte ich nie das Gefühl, dass ich wirklich mit ihr eine Familie sein wollte. Sie schwärmte für mich und ich hatte dachte, dass ich niemals jemanden finden werde, der ähnlich für mich empfindet wie sie. Und wie gesagt, ich selber dachte, dass es die Liebe sei. Aber ich lag falsch", erklärte er ruhig und Itarille lief ein Schauer über den Rücken. Sie war es, weswegen nun eine Elbin todunglücklich war. „Das wollte ich nicht", brachte Itarille stockend heraus. „Ich wollte weder euer noch das Leben von Lassien zerstören." „Itarille ich bitte euch", beschwichtigte Thranduil. „Früher oder später hätte auch sie erkannt, dass unsere Beziehung nicht die eines Paares ist." „Unserem Volk ist es bestimmt einmal zu heiraten. Woher wollt ihr dann wissen, wer wirklich der Richtige ist?", fragte Itarille, die sich diese Frage schon mehr als einmal gestellt hatte. „Ich spüre es", antwortete er und Itarille schluckte. Sie kannte Thranduil nun seit wenigen Tagen und trotzdem hatte er es ihr angetan. War es das, was auch er spürte? „Aber für immer ist eine verdammt lange Zeit", entgegnete Itarille leise. „Aber auszuhalten. Zu mindestens wenn man der Ewigkeit nicht alleine in die Augen sehen muss", flüsterte Thranduil. Itarille wendete sich ab. Sie hatte bisher viel miterlebt. Sie war noch in Tirion auf die Welt gekommen und seitdem hatte sich viel verändert. Sie wollte gar nicht daran denken, was noch kommen würde. „Habt ihr eigentlich schon einmal gekämpft?", fragte Thranduil vorsichtig. „Nein und über diesen Zustand bin ich auch ganz froh", antwortete Itarille und wendete sich wieder ihrem Gesprächspartner zu. „Warum?", fragte er interessiert und Itarille war froh, dass es nun um ein einfacheres Thema ging. „Ich kann darauf verzichten." „Und weiter?", hakte er nach. „Nichts und weiter. Ich kann da mit Wohlwollen drauf verzichten. Ende der Geschichte", sagte Itarille abwehrend. „Habt ihr es je probiert?", fragte Thranduil neugierig. In seinen Augen funkelte Wissbegierde. „Nein. Nochmal, ich kann darauf verzichten", lachte Itarille. „Gut ich hab es verstanden", entgegnete Thranduil lächelnd. „Wollt ihr es Mal probieren?" Itarilles Hand schnellte gegen seine Schulter und augenblicklich wich sie zurück, da Thranduil sich drohend vorbeugte. Mit einem gekonnten Handgriff piekste er Itarille in die Seite und mit einem Sprung stand sie vor ihm. „Tut mir leid, tut mir leid!", winselte sie und streckte die Arme schützend aus. Thranduil lehnte sich vor und lehnte die Ellenbogen auf die Knie, bevor er die Hände faltete und den Kopf hinter ihnen versteckte. Trotzdem entging Itarille sein Lachen nicht. „Ihr seid unverschämt!", beschwerte sich Itarille und stütze die Arme auf die Hüfte. „Ach wer hat mich denn hier gerade angegriffen?", entgegnete er und erhob sich. Er war gut einen halben Kopf größer als die Blonde. „Wenn ihr euch solch unnötigen Kommentare nicht sparen könnt...", sprach Itarille. „Ich kling schon wie mein Vater", fügte sie leise hinzu und ihre Haltung lockerte sich. „Verzeiht, was habt ihr gesagt?", fragte Thranduil verwirrt. „Nichts", sagte Itarille schnell. Thranduil öffnete den Mund, schloss ihn aber doch und schüttelte lachend seinen Kopf. Er wirkte wie ein kleines Kind, was zum ersten Male etwas neues sah, dachte Itarille. So unschuldig und neugierig auf alles, was er bisher nicht gesehen hatte.

Itarille & Thranduil || Im SternenlichtWhere stories live. Discover now