NEUNUNDDREIZIG

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- Janas Sicht -

Verdammt. Mein Kopf tut höllisch weh und mein Bein scheint pausenlos zu krampfen. Als ich aufwachte wusste ich nicht mal wo ich bin, bis Ärzte in mein Zimmer gestürmt kamen. Sie haben mir verwirrende Fragen gestellt.

Ich soll wohl einen Unfall gehabt haben. Ich schüttle verunsichert meinen Kopf. Ich kann mich an keinen Unfall Erinnern. Ich kann mich an so vieles nicht Erinnern...

Als einer der Ärzte mich fragte, ob ich wüsste wo ich sei, hat er nach meiner Antwort die Stirn kraus gezogen und mir gesagt ich solle mich erst mal noch etwas ausruhen.

Mein Mund fühlt sich trocken an und ich habe Durst... Einer der Ärzte, Herr Stark, hat mir versichert, dass ich sofort etwas bekommen werde und ich solle doch gleich eine Schmerztablette dazu einnehmen.

Gerade, als ich mich wieder an die Schmerzen in meinem Bein erinnere, klopft es an der Türe und eine Krankenschwester betritt das Zimmer. Lächelnd hält sie mir Wasser und Schmerztablette hin. Ich hebe meine noch schweren Arme und nehme ihr die Sachen ab.

„Just don't drink it too fast, please!" sagt sie und lächelt mich immer noch an.

Was hat sie gesagt? Ich verstehe wirklich nicht was sie von mir will! Vielleicht ist mein Gehirn ja noch nicht ganz wach, denke ich mir. Ich nicke ihr leicht lächelnd zu und trinke einen Schluck Wasser, bevor ich einen weiteren mit der Tablette nehme. Ich stelle das Wasser mit leicht zitternder Hand auf das Schränkchen neben mich, als auch endlich die strahlende Krankenschwester das Zimmer wieder verlässt.

Als sie die Tür öffnet hört man mindestens eine aufgebrachte Stimme auf dem Flur. Eine männliche soweit ich das beurteilen kann. Als die Türe wieder ins Schloss fällt verschluckt die massive Türe die Stimme, oder auch Stimmen, wieder und in meinem Zimmer ist es Still.

Erst jetzt sehe ich mich genauer in dem Raum um. Er hat wenig mit einem null-acht-fünfzehn Krankenzimmer gemein. Er wirkt wenig steril und kalt. Er hat beinahe etwas gemütliches. Die Wände sind in einem freundlichen Gelbton gestrichen und die Möbel sind aus dunklem Holz. Sogar Gardinen mit einem Hübschen Muster schmücken die Fenster. Auch findet sich eine gemütliche Sitzecke in dem Zimmer, sowie ein antiker Ledersessel, der sich direkt neben meinem Bett befindet.

Etwas verwirrt lasse ich mich wieder tiefer in mein Kissen sinken. Trotzdem habe ich den Raum noch gut im Blick, da mein Kopfende ein wenig hochgestellt wurde. Ich seufze. Was ist bloß passiert?

Angestrengt versuche ich meine letzten Erinnerungen aufzurufen, doch alles was mir in den Kopf schießt scheint so verdammt weit zurück zu liegen.

Ich schaue aus dem Fenster und versuche mich zu orientieren. Wo bin ich?

Draußen erstrecken sich Hochhäuser und diese Stadt da draußen erscheint mir Fremd.

Desto mehr ich mich anstrenge, desto mehr fängt mein Kopf an zu brummen. Es ist ein dumpfer Schmerz. Anscheinend muss es meinen Kopf übel erwischt haben bei dem Unfall.

Dann klopft es an meiner Zimmer Tür und ich drehe meinen Kopf vom Fenster weg.

Ein junger Mann, der mich beinahe erleichtert und zugleich hoffnungsvoll ansieht betritt den Raum.

Ich frage mich ob es ein Arzt ist, doch er trägt keinen Kittel. Er ist attraktiv. Keine Frage. Er ist groß, gut gebaut und seine Klamotten sitzen perfekt... Bis auf das sie ein wenig zerknittert sind. Seine langen dunkelbraunen Haare sind zusammengebunden und auf seinem beinahe makellosen Gesicht liegt ein leichter Bartschatten. Okay, so leicht nun auch wieder nicht, aber es passt irgendwie zu ihm.

Dann fängt mein Blick seinen Ausdruck in den Augen auf. Sie sehen glasig und müde aus, so als würde ihn etwas beschäftigen. Als hätte er seit Stunden nicht mehr richtig geschlafen.

Auch wenn ich denke, dass ich ihn nie vorher gesehen habe, hat er irgendwas vertrautes an sich. Etwas sicheres.

Schließlich erreicht er mein Bett und betrachtet mich mit gerunzelter Stirn. Sein Blick ist so intensiv und... Intim, sodass ich spüre, wie sich das Blut in meinen Wangen sammelt. Ich habe plötzlich das Gefühl lächeln zu müssen. Aber warum?

„Jana?!" er klingt hoffnungsvoll und nervös. Er kennt meinen Namen? Ist er doch ein Arzt?

Ich schaue ihn beinahe verlegen an. Und ein Ansatz von einem Lächeln umspielt seinen perfekten Mund. Ist es überhaupt erlaubt so sexy zu sein?, frage ich mich unwillkürlich.

Er kann kein Arzt sein, oder?

„Wer sind Sie?" frage ich schließlich, mit dem Blick von ihm abgewandt. Und meine Stimme klingt nahe zu erstickt. Wie kann er mich nur so aus der Fassung bringen und es gleichzeitig zu schaffen, dass ich mich so wohl und geborgen in seiner Nähe fühle.

Ich schaffe es nicht länger meinen Blick von ihm abzuwenden, auch weil er immer noch nicht geantwortet hat.

Doch als ich ihn ansehe schnürt es mir fast die Kehle zu. In seinem Blick liegt plötzlich so viel Schmerz, so viel Schmerz, den ich mir nicht erklären kann. Liegt es an mir?

Ich beiße mir schuldbewusst auf die Unterlippe. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er wegen mir so verzweifelt guckt. Er scheint nun mein Gesicht nach irgendeiner Erklärung abzusuchen. Seine Augen werden noch glasiger und diese Hoffnung, die vorhin noch darin zu sehen war scheint mit jeder weiteren Sekunde zu schwinden.

Am liebsten würde ich ihn in den Arm nehmen, da ich den Schmerz in seinem Gesicht kaum ertragen kann. Es ist so, als würde ich mit ihm fühlen können.

Dann kneift er für einen Moment feste die Augen zusammen, wobei ihm eine Träne die Wange runterläuft, die er jedoch sofort wieder wegwischt. Er atmet tief durch und schluckt schwer. Er scheint sichtlich um seine Fassung zu ringen. Als er seine Augen öffnet sehe ich darin immer noch den Schmerz, der aber von etwas anderem Überdeckt wird. Entschlossenheit!

Als er endlich antwortet, klingt seine Stimme brüchig, doch es schwingt so viel,,, Liebe... darin mit. „Hi, ich bin Tom Kaulitz!"

Hi, ich bin Tom Kaulitz! - 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt