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F A Y E

Der eisige Wind schlug mir unerbittlich durch die Haare, fegte durch meine Jackenärmel und ließ mich vor Kälte erschaudern, als ich in die Straße hineinbog, in der Louis wohnte.

Ich war schon seit knapp einer halben Stunde unterwegs und meine Fingerspitzen waren mittlerweile taub, genauso wie meine Zehenspitzen ebenfalls kurz davor waren. Mit klappernden Zähnen lief ich an den ganzen Reihenhäusern vorbei - acht um genau zu sein - bevor ich schließlich auf den Parkplatz des Wohngebäudes vor mir zum Stehen kam und den Kopf in den Nacken legte, um zu seiner Wohnung empor zu schauen.

Die Fenster waren zwar vorher auch nicht durch irgendwelche Gardinen oder Ähnliches dekoriert worden, aber komischerweise hatte ich das Gefühl, dass sie noch leerer aussahen, als sonst.

Was wäre, wenn er wirklich nicht hier wäre? Was würde ich tun, wenn er umgezogen wäre? Ich hatte keine Antwort auf diese Fragen und mir rann ein weiterer Schauder den Rücken hinunter. Bitte lass ihn nicht umgezogen sein.

Mit zusammengezogenen Schultern und vorsichtigen Schritten machte ich mich langsam auf den Weg zur Haustür. Mein Herz stoppte einen Moment vor Erleichterung, als ich das oberste Klingelschild sah.

L. Tomlinson

Es bestand also noch eine gute Chance, dass er noch hier war. Bitte lass ihn noch hier sein...
Mit klopfenden Herzen stieß ich die Tür auf und schritt in das Treppenhaus. Meine Schritte echoten laut durch das stille Gebäude und auf meiner Haut bildete sich Gänsehaut.

Da Louis ganz oben wohnte und es in dem Gebäude kein Fahrstuhl gab, musste ich sieben endlos erscheinende Treppen hinaufsteigen. Mit jeder weiteren Stufe verstärkte sich das Gewicht auf meinen Schultern und drohte mich zu erdrücken. Mein Herz schlug schneller, nur um dann einen Schlag auszusetzen und danach wieder doppelt so schnell zu schlagen.

Als ich an der sechsten Tür vorbeiging und die vorletzte Treppe ansteuerte, sackte mir das Herz in die Hose. Selbst wenn er hier sein sollte, was würde ich ihm sagen? Ich konnte doch nicht einfach in die Wohnung stürmen und nach einer Erklärung verlangen, oder? Nun, wo ich kurz davor war, seine Wohnungstür zu erreichen, kam mir mein Plan dumm und kindisch vor. Er hatte ausdrücklich geschrieben, dass er nichts mehr mit mir zutun haben wollte und hier war ich; ein naives Mädchen, dass dem Jungen hinterherlief, der nicht einmal etwas von ihr wollte. Abrupt blieb ich auf der letzten Treppe stehen. Was würde es bringen, wenn ich jetzt zu ihm hochgehen würde? Wenn er mir eine Erklärung abliefern würde, würde das sowieso nichts an seiner Entscheidung ändern. Es würde mich nicht einmal besser fühlen lassen, also wozu das Ganze? Es war sinnlos und eine dumme, voreilige Idee gewesen.

Ich drehte auf der Achse wieder um und wollte gerade den ersten Schritt auf die Stufe unter mir machen, als mir etwas im Augenwinkel auffiel. Ich drehte mich um und starrte zu seiner Wohnungstür hoch, die ich bis gerade eben nicht beachtet hatte. Doch jetzt, wo ich sie sah, konnte ich nicht anders als mich zu wundern, wie um alles in der Welt ich das übersehen konnte.

Leuchtend gelbes Abspeerband war überkreuzt an der Tür angebracht worden und die Worte "Keep Out!" standen in dicken, schwarzen Blockbuchstaben auf dem gelben Band. Was zum...?

Schneller als ich überhaupt wusste, wie ich mich bewegen konnte, erklomm ich die letzten Stufen und hielt direkt vor der Tür. Mit großen Augen starrte ich auf das Abspeerband und meine Gedanken rasten unerbittlich, während sich Panik in meinem Körper breit machte. Es war offensichtlich, dass die Polizei Besitz von der Wohnung genommen hatte, aber war Louis...? Bitte nicht. Alles, aber bitte nicht das, was ich dachte. Wenn sie Louis hatten, dann steckte er gewaltig in Schwierigkeiten. Hoffentlich hatten sie in der Wohnung nichts gefunden, was ihn belasten konnte. Aber was wäre, wenn doch? Gegen meinen Willen, spürte ich, wie meine Augen anfingen zu brennen. Bitte lass ihn nicht festgenommen worden sein...

Danger ↣ l.tWhere stories live. Discover now