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F A Y E

"Faye?"

Eine Hand wedelte vor meinem Gesicht auf und ab und ich schüttelte den Kopf, um aus meinen Gedanken zu kommen.

"Hm?", verwirrt schaute ich neben mir, in das Gesicht von Hayden, die mich verständnislos anschaute.

"Was ist bloß los mit dir? Du bist die ganze Zeit so abwesend. Ist irgendwas passiert?", fragte sie besorgt und ich wandte den Blick ab; schaute stattdessen zu Lynn und Brooke, die sich über Levin unterhielten.

Ich wollte ihr nicht erzählen, was passiert ist. Ich konnte es einfach nicht. Ich weiß, normalerweise sollte man es seiner besten Freundin erzählen, wenn man seinen ersten Kuss bekommen hat. Aber nicht in meinem Fall, wenn der Kuss unfreiwillig und von einem Drogendealer kam. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass er mich wirklich geküsst hatte! Als ich gestern Abend danach ins Haus gekommen bin, war meine Mum fast gestorben vor Erleichterung. Sie hatte sich solche Sorgen gemacht und das wurde auch nicht besser, als sie mein Knie gesehen hatte. Fragen über Fragen folgten, auf die ich alle, so leid es mir auch tat, eine Lüge finden musste. Nach einer langen Standpauke von wegen ich hätte ihnen Bescheid sagen sollen und der Verarztung meines Knies hatten meine Eltern mich endlich in Ruhe gelassen. Danach hatte ich eine lange, warme Dusche genommen und war ins Bett gekrochen, in der Hoffnung, nun endlich Ruhe zu haben und schlafen zu können; einfach alles zu vergessen. Aber da hatte ich die Rechnung ohne meine Gedanken gemacht. Ständig kreisten sie um Louis und seine weichen Lippen, auch wenn es das letzte war, was ich wollte. Ich lag fast die ganze Nacht wach und das konnte man mir heute auch ansehen. Gerade eben in der Chemiestunde wäre ich fast eingeschlafen, obwohl ich es mir in diesem Fach am wenigsten Leisten konnte.

"Nein, es ist alles in Ordnung.", seufzte ich und setzte ein Lächeln auf, in der Hoffnung sie würde es mir abkaufen.

"Faye, verarsch mich jetzt nicht. Ich bin deine beste Freundin, ich weiß wenn was nicht in Ordnung ist.", streng musterte sie mich.

Sie hatte wieder diesen Blick drauf, bei dem man nicht anderes konnte als innerlich zusammenzuschrumpfen und sich schlecht zu fühlen. Da Hayden so wütend geklungen hatte, lag nun auch die Aufmerksamkeit von den anderen Beiden auf uns.

"Ist irgendwas?", fragte Lynn und schaute zwischen mir und Hayden hin und her.

Im selben Moment, in dem ich "Nein" antwortete, schimpfte Hayden: "Natürlich ist etwas, aber sie will es ja nicht sagen!"

Die Blicke von allen dreien ruhten auf mir, während ich versuchte überall hinzuschauen, nur nicht in ihre Gesichter. Ich konnte es ihnen nicht erzählen! Ich wusste nicht wovor ich Angst hatte, schließlich waren es meine besten Freunde, aber irgendetwas hielt mich davon ab. Ich empfand diese ganze Sache irgendwie als ziemlich unangenehm und ich hasste es einfach, wenn die ganze Aufmerksamkeit auf mir lag; so wie gerade in diesem Augenblick.

"Ach, lasst sie doch einfach in Ruhe. Es ist doch ihre Sache, oder nicht?"

Dankbar blickte ich zu Brooke, die mir leicht zulächelte. Die warmen Sonnenstrahlen, die in den Schülergarten auf uns hinabstrahlten, trafen auf ihre Dunkelblonden Haare und ließen sie heller erscheinen.

"Man Brooke, ist das jetzt dein Ernst?", fragte Hayden und tat so, als wäre sie beleidigt. Dabei wussten wir alle, dass sie es nicht war. Vielleicht war sie etwas genervt, weil sie keine Informationen bekam, aber beleidigt war sie so gut wie nie.

Seufzend drehte ich mich um, schnappte meine Tasche und holte meine Wasserflasche raus. Eigentlich hatte ich keinen Durst, aber ich musste eine Ausrede haben, um nicht sprechen zu müssen. Während ich das kühle Wasser meine Kehle hinunterlaufen ließ, fielen Lynn, Hayden und Brooke wieder in ein Gespräch. Worin es darin ging konnte ich nicht sagen, da ich zu beschäftigt war umherzuschauen und andere Schüler zu beobachten. Einige lernten für bevorstehende Arbeiten, andere unterhielten sich in kleineren Gruppen und wiederum andere nutzten die Pause um etwas zu Essen. Ich setzte die Flasche wieder an meinen Mund und nahm einen Schluck, als ich bemerkte, dass die anderen drei plötzlich alle in eine Richtung starrten. Ich folgte ihren Blicken und bemerkte, wie mir das Wasser förmlich im Hals stecken blieb. Augenblicklich fing ich an zu husten und bekam Tränen in den Augen; dabei versuchte ich nach Luft zu schnappen. Eine Hand klopfte auf meinen Rücken und Lynns Stimme fragte besorgt: "Hey, alles in Ordnung?"

Danger ↣ l.tWo Geschichten leben. Entdecke jetzt